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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die linke Schulter des Kellners mit dem mörderisch schlechten
Atem.
    Jetzt wurden Schreie laut, auch Rufe nach der Polizei, und
einige Sicherheitsbeamte in den verschiedensten Kostümen drängten mit gezogenen
Dienstwaffen heran.
    Dem schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzten Stefan
Kerthészy gelang es fast, hochzukommen und davonzulaufen. Doch einer der
Beamten versuchte, ihn festzuhalten. Also änderte Stefan seine Taktik. Er nahm
alle Kraft zusammen, stürzte sich auf das Glas mit dem Sorbet von der grünen
Minze und begann gierig, es in sich hineinzuschaufeln.
    Mit vollem Mund gab er noch etwas von »Rache für Antal
Homolay« von sich und stopfte hastig drei weitere Löffel des köstlich kühlen,
luftig leichten Desserts in den Mund.
    Dann erstarrten auch schon seine Augen, sein Körper
zuckte krampfartig zusammen. Dann noch ein letztes Aufbäumen, und es war alles
vorüber. Stefan Kerthészy war tot.
    Hatte Selbstmord mit einem Sorbet von der grünen Minze
begangen. Einem vergifteten.
    In der Zwischenzeit hatten drei Beamte den schießwütigen
Kirchenfürsten überwältigt und zu Boden geworfen. Als der so treffend als
Sheriff kostümierte Major Brandtner jetzt am Tatort erschien, musste er Antonio
Baldiner nur mehr verhaften.
    Sir Peter Millfish, der so tat, als ob ihn das
alles nichts anginge, hatte das Geschehen mit erstaunlicher Gelassenheit
verfolgt. Er blickte unwillig auf den Toten, ganz so, als ob er ihm wegen der
unbotmäßigen Störung des Abendvergnügens böse wäre, und bestellte Whiskey. Und
zwar einen dreifachen. Dann fixierte er Palinski mit seinen kalten, kleinen Schweinsaugen
und brummte: »Ich wollte Sie nur warnen. Falls Ihr kleiner mieser Subalterner
nicht sofort den Umgang mit meiner Tochter abbricht, dann wird das böse
Konsequenzen haben. Für ihn und für Sie!«
    »Sie mich auch!«, entfuhr es Mario, dann wandte er sich
wortlos ab und verließ den Schauplatz des teuflischen Geschehens der letzten
fünf Minuten.
    Zurück blieb ein angeschossener Selbstmörder, dem
im Tod noch eine Gnade widerfahren war, die ihm das Leben immer versagt hatte.
Als der Notarzt kurz danach offiziell den Tod bestätigte, war von dem ehemals
diabolischen Gestank aus dem Maul des Mannes nichts zu bemerken.
    Im Gegenteil, ein bemerkenswert frischer Duft nach grüner
Minze beherrschte die gesamte Szene.
    Wenn das kein versöhnliches Ende für ein verkorkstes Leben
war.

12.
    Samstag, 22. Februar, vormittags

     
    Erstaunlicherweise
hatte das Fest nach dem Tod, eigentlich dem Selbstmord, dieses Stefan Kest, wie
war der Name noch gewesen, na egal, also nach dem Tod dieses Mannes und der
Verhaftung eines als Richelieu verkleideten Steirers irgendwie an Schwung
gewonnen. Es war fast so, als ob das Schicksal gesagt hätte: ›Gut, damit ist
das Pflichtprogramm abgehakt. Jetzt lasst uns an der Kür Spaß haben.‹
    Obwohl man ihm das äußerlich überhaupt nicht
anmerkte, hatte der Auftraggeber sehr wohl mitbekommen, was da noch kurz vor
Mitternacht abgelaufen war. Wie es aussah, war nicht nur der von ihm bestellte
Vollstrecker des von ihm gefällten Urteils endgültig ausgefallen, sondern auch
ein nicht eingeplanter Giftmischer. Woher der kam und welche Motive ihn
angetrieben hatten, der Auftraggeber hatte nicht die leiseste Ahnung. Es war
ihm aber im Grunde genommen auch egal.
    Fest stand jetzt aber, dass niemand mehr da zu sein schien,
der das Opfer seinem vorbestimmten und bis spätestens heute Abend zu
vollziehenden Schicksal zuführte. Falls diese Gelegenheit ungenützt vorbeiging,
konnte es Jahre dauern, bis sich wieder eine Chance bot, den Kerl
abzuservieren.
    Vielleicht sollte er ja … Eine kühne Idee hatte den Mann
gepackt und mit seinem tödlichen Keim infiziert wie das Eboli-Fieber. Und
reifte jetzt langsam zum Plan.
    Sicher, die Sache war nicht ohne Risiko und die Zeit zu
knapp, um alle Wenn und Aber zu berücksichtigen. Aber Kühnheit hatte sich immer
noch gelohnt.
    In Kriegszeiten gabs dafür sogar Orden, und das nicht erst
seit Kaiserin Maria Theresia.
    Jetzt hatte sich der Auftraggeber zu einem Entschluss
durchgerungen. Wenn es nun einmal nicht anders ging, dann würde er es eben
selbst machen müssen. Das hatte auch seine Vorteile.
    Erstens würde er genau wissen, dass die Arbeit auch wirklich
ordentlich erledigt wurde, und zweitens gab es keine Mitwisser.
    Entschlossen machte er sich daran, die für die Durchführung
des Planes

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