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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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offenbar als ihr Eigentum betrachteten, mit dem
sie machen konnten, was sie wollten, konnte ja als Erklärung nicht ausreichen.
Wer versucht denn schon, sein Eigentum zu beschädigen?
    Aber Carol war eine selbstbewusste junge Frau, die sich
allein zu helfen wusste. Sie starrte Sir Peter zornig an und zischte halblaut:
»Was bist du doch für ein Arsch. Machst die Familie kaputt und bist auch noch
stolz darauf!« Dann ging sie, und Palinski hatte den Eindruck, dass es durchaus
für immer sein konnte.
    Florian war natürlich schon an ihrer Seite, küsste sie
zärtlich auf die Wange und führte sie aus dem Saal. Sir Peter fluchte leise vor
sich hin, sank auf seinen Sessel zurück und nahm einen kräftigen Schluck. Also
Vorbilder sahen anders aus.
    Ein für sein Kostüm etwas schmächtig geratener Menschenaffe
wankte hölzern auf Millfish zu, setzte sich neben den trunken Dösenden und
legte ihm seine rechte Pranke auf die Schulter. Dann schien er Sir Peter etwas
ins Ohr zu flüstern, was dieser mit einem eher unwilligen Brummen quittierte.
Jetzt boxte ihn der Gorilla spielerisch zwei, drei Mal mit der Linken, worauf Millfish
schmerzhaft das Gesicht verzog. Dann öffnete er kurz die Augen, um sie gleich
wieder zu schließen und weiterzudösen. Gott, der widerliche Kerl musste schon
ganz schön blau sein.
    Der Menschenaffe hatte offenbar auch genug von dieser
Begegnung, denn er erhob sich, tappte unsicher zu einem der Ausgänge und
verschwand.
    Komisch, dachte Palinski, diese Tierkostüme waren vor allem
an die österreichischen Polizeibeamten gegangen, die als Ordnungsdienst
abgestellt worden waren. Zumindest hatte ihm das Major Brandtner erzählt. Dass
einer dieser Männer Sir Peter gut genug kannte, um sich einen so vertraulichen
Umgang erlauben zu können? Das war schon irgendwie seltsam, aber nicht seine,
Palinskis, Sache.
    So, jetzt war es dringend an der Zeit für einen Standortwechsel.
Wenn er jetzt nicht einige Meter ging, sich anderswo hinsetzte oder irgendwie
betätigte, dann schlief er auf der Stelle ein. Genau so, wie dies Sir Peter
einige Tische weiter getan hatte.

     
    *

     
    Die Auseinandersetzung mit ihrem Vater war für
Caroline Millfish der Schlussstrich nach einem langen Weg der endgültigen
Abnabelung von ihrer Familie gewesen. Sie war wild entschlossen, die
beglückende Chance ihrer beginnenden Beziehung zu Florian für den Absprung zu
nützen. Mit all den Risiken, die diese Situation in sich barg. Denn wer konnte
schon wissen, ob sie und Florian in drei Monaten noch zusammen sein würden?
Oder in einem Jahr?
    Andrea und Bridget hatten diese Abnabelung zum Teil schon
vollzogen. Nicht ganz so rigoros, wie das bei ihr der Fall war, aber immerhin.
Um ihre Schwestern machte sich Carol keine Sorgen. Aber dass sie ihre Mutter
allein ließ, lassen musste, empfand sie fast wie einen Verrat. Wie gerne hätte
sie Lady Paulina mitgenommen, aber diese Frau hatte eine Eigenschaft, die Carol
nicht verstehen konnte. Trotz allem, was er sie immer wieder anschauen ließ,
liebte sie ihren Mann und dachte nicht daran, ihn zu verlassen.
    Während Carol einige Dinge zusammenpackte, alles, was sie in
der ersten Phase ihres Ausbruchs von zu Hause mit sich nehmen konnte und
wollte, hatte Florian Nowotny seinen Chef neuerlich aufgesucht.
    Mario Palinski hatte inzwischen wieder seinen
Lieblingsfauteuil in der Hotelhalle aufgesucht. Dieser Platz war ihm vertraut
und gewährte einen guten Überblick über diesen Teil des Hauses.
    »Caroline Millfish hat sich entschlossen, noch heute Nacht
ihre Familie zu verlassen und mit mir nach Wien zu fahren!« Das war der Kern
der Information, die Palinski eben von Florian erhielt. »Ich hoffe, du hast
nichts dagegen, Chef, dass ich jetzt losfahre, und auch, dass ich Carol einige
Tage im Institut unterbringe. Nur, bis wir weitersehen. Was mit der Uni ist und
so. Sie will nämlich in Wien studieren!«
    Soviel Palinski wusste, war die junge Frau, die Florian mit
Sicherheit auch ohne seine Zustimmung nach Wien bringen würde, bereits
volljährig. Damit entfiel das einzige wirklich gravierende Argument gegen die
duldende Unterstützung einer großen, romantischen Liebe. Also was blieb Mario
schon über?
    »Klar, fahr ruhig los. Und macht es euch gemütlich im
Institut!«, meinte er und grinste gutmütig dazu. »Aber das ist wirklich nur
eine Übergangslösung.«
    »Danke, Mario!« Florian strahlte und wollte schon gehen, als
ein

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