Schneenockerleklat
angelangt, suchte er sich ein ruhiges
Plätzchen abseits der Schickimicki-Jetset-Company ganz hinten auf der
VIP-Tribüne.
Fast gleichzeitig und heftig hofiert von den Offiziellen des
Ortes und der Region war auch Ministerialrat Dr. Schneckenburger eingetroffen,
der Vertreter des Innenministers.
Palinski selbst und seine lustige Zipfelmütze waren
inzwischen schon unterwegs auf halbem Weg zum Start.
Und das war auch gut so, denn in knapp 15 Minuten sollte es
losgehen. Dann war er dran, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
*
Karl Schönberg alias Carlo Montebello,
inzwischen zumindest absoluten Insidern auch bekannt als Gaspard
Pahl-Giacometti, war zufrieden. Die letzten beiden Probeschüsse, die wie alle
anderen auch dank des hervorragenden, vom berühmten Sergio Bulloni aus
Cantanzaro maßgeschneiderten Schalldämpfers lediglich wie ein leises, überaus
dezentes Hüsteln zu vernehmen gewesen waren, hatten sich als nahezu perfekt
erwiesen.
Noch einige letzte Versuche, und der Commendatore konnte
getrost diesen Teil seines Tagwerks beenden, um sich einer Beschäftigung
hinzugeben, die ihm fast genauso am Herzen lag.
Nämlich dem Schlürfen von Cocktails an der
Hotelbar.
Pahl-Giacometti warf neuerlich einen Blick durch das am Lauf
montierte Hightech Okular aus Tirol. Am Start machte sich eben Erwin Esslinger
bereit, der wohl mit am prominentesten Prominente, vor allem aber der beste
Skifahrer, der heute aufgeboten wurde.
Esslinger war seinerzeit ein durchaus guter Slalomläufer
gewesen, dem allerdings die großen Erfolge verwehrt geblieben waren. Zumindest
während seiner aktiven Zeit.
So richtig bekannt und erfolgreich war der
gebürtige Tiroler erst durch seine Tätigkeit bei der Television Austria
geworden. Zunächst als Sportkommentator, in der Folge als Moderator einer
überaus erfolgreichen, nach dem Multiple-Choice-System funktionierenden
Ratesendung.
Jetzt stand eine neue Bestzeit bevor, denn die zwar ganz
gute, aber nicht überragende Laufzeit von 23,19 Sekunden, aufgestellt vom
seinerzeitigen Weltklasseläufer und heute übergewichtigen Scherzboldi Walter
Mehlherr, war für den um mindestens zehn Jahre jüngeren Erwin kein Problem.
Darin waren sich nicht nur die Fachleute auf den Tribünen einig.
Und wirklich, Esslinger zuzuschauen war schon ein optischer
Genuss. Es sah so einfach aus, wie er fast spielerisch und dennoch kraftvoll
ein Tor nach dem anderen nahm, mit traumwandlerischer Sicherheit die
Dreierkombination hinter sich brachte und sich jener Stelle näherte, an der
bereits vier Läufer zu Sturz gekommen waren. Aus völlig unerklärlichen Gründen,
denn die Stelle, eine kurze, bereits im Flachen liegende Passage zwischen dem
viert- und dem drittletzten Tor wies keinerlei erkennbare Schwierigkeiten auf.
Und dennoch waren Fahrer wie Kurt Grofenauer, immerhin
Vierter in der Kombination der Studentenweltmeisterschaft vor zwei Jahren in
Südtirol, zum Sturz gekommen. Darauf angesprochen, hatte sich der sympathische
Mürzzuschlager an einen starken Schlag auf den linken Ski erinnert, der ihn
plötzlich und unvermutet aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Da sich die anderen drei Stürze, alles Fahrer mit
einigem Können, ziemlich ähnlich verantworteten, lag die Vermutung nahe, dass
die Piste an dieser Stelle eben schon abgefahren war und der kleinbucklige
Untergrund bereits durchkam.
Da sie den Zusehern nicht noch weitere Stürze zumuten
wollten, gab die Rennleitung die Empfehlung an den Start durch, die besagte
Passage entweder etwas höher oder – erraten – etwas weiter unten anzufahren.
Erwin Esslinger, ein echter Spitzenläufer, näherte sich mit
hervorragender Bestzeit der Stelle, schnitt die Passage wesentlich enger und
damit auch höher an als die Läufer vor ihm.
Es war noch immer eine Augenweide, diesem Burschen zuzusehen,
dachte Hermann Fuzzy Engelhardt, ein ehemaliger Trainer des österreichischen
B-Kaders. Diesem Augenblick höchster Anerkennung folgte aber leider ein Moment
tiefsten Falles.
Erwin hatte die kritische Stelle bereits problemlos passiert,
als es ihm, scheinbar völlig grundlos, den linken Ski wegriss und er in hohem
Bogen zu Fall kam.
*
Antonio stand hinter dem Commendatore und
beobachtete das Geschehen am gegenüberliegenden Hang.
»Na, den hats ja auch ganz schön aufn Scheiß ghaut!«,
kicherte er. »Das war der bekannte Esslinger, der wird ganz schön sauer sein.
Bei so an
Weitere Kostenlose Bücher