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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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aufgegriffen,
wie sie einen Wachmann mitten im Schein einer Straßenlaterne aussaugte. Das war
gerade mal zwei Häuser nach dem Eingang zum italienischen Garten. Du kannst dir
vorstellen, was für eine Arbeit es war, jegliche Erinnerung an den Mann bei den
Menschen, die ihn gekannt haben, auszulöschen und die Leichen loszuwerden. Wie
du weißt, lösen sich Menschen leider nicht einfach in Staub und Asche auf.“
    Orlando schluckt, seine Augen weiten sich.
    „Welche Leichen? Ich dachte, es gebe nur einen
Wachmann…“, fragt er nun kleinlaut.
    „Chasity hat direkt alle Wachen umgebracht, die zu
dem Zeitpunkt Dienst hatten. Außerdem noch die schwangere Frau des Mannes. Es
hätte Fragen aufgeworfen, wenn sie sich nicht mehr daran hätte erinnern können,
von wem sie schwanger geworden ist. Viele sind jedoch der Meinung, dass sie
eher Mary hätte töten sollen. Wenn sie ihre Sucht nicht in den Griff bekommt,
wird jemand früher oder später für ihren Tod sorgen. Lange werden sie sich das
nicht mehr mit ansehen!“
    „Das würde ich niemals zulassen!“, beteuert Orlando
sofort energisch. Vivienne hebt darauf nur ungläubig eine Augenbraue.
    „Ach ja, und wie willst du das bitteschön
verhindern, wenn du nie da bist? Du würdest es ja nicht einmal mitbekommen.“
    Diese Worte sitzen. Orlando weiß, dass Vivienne
Recht hat und er sich dieses Mal nicht mit einem dummen Spruch herausreden
kann.
    „Wo ist Mary? Geht es ihr gut?“
    „Sie ist in ihrem Zimmer. Du solltest selbst nach
ihr sehen, sie hat schon mehrmals nach dir gefragt, aber du warst wie immer
nicht da. Sie hätte dich gebraucht, Orlando!“ Der Vorwurf in ihrer Stimme ist
unüberhörbar und legt sich wie eine Fessel um Orlandos Herz. Er und Mary haben
eins gemeinsam: Sie sind beide süchtig, wenn auch nach vollkommen
unterschiedlichen Dingen.

 
    Mary liegt mit erstarrtem und tränenverschmiertem
Gesicht auf ihrem rosa Himmelbett und starrt die Decke an, auf der ein
wunderschöner Sonnenaufgang abgebildet ist. Ein Anblick, den keiner von ihnen
jemals wieder genießen können wird, ohne zu Staub zu zerfallen, genießen können
wird. Orlando setzt sich neben sie, doch Mary kehrt ihm nur den Rücken zu. Wie
so oft ist sie wieder in eine ihrer melancholischen Phasen verfallen.
    „Sei froh, dass sie dich nur in dein Zimmer und
nicht in den Kerker gesperrt haben.“, versucht er sie aufzuheitern, jedoch ohne
Erfolg. Es ist so gut wie aussichtslos zu ihr durchzudringen, wenn sie sich
erst einmal entschlossen hat, jeden zu ignorieren. Vielleicht wäre es
angebracht, sich bei ihr zu entschuldigen, weil er nicht da war. Doch Orlando
weiß auch so, dass man sie mit einem Thema immer locken kann, da sie sich mehr
danach sehnt, als nach irgendetwas anderem und es doch nie erleben können wird:
die Liebe.
    „Ich habe SIE letzte Nacht wiedergesehen.“
    Mary schweigt weiterhin eisern, doch er spürt auch
so, wie sie ihre kleinen Ohren spitzt, um keines seiner Worte zu verpassen.
    „Sie war wieder die Selbe. Extrem sexy, wild und vor
allem selbstbewusst. Keine Spur von grauer Maus“, fügt Orlando gedankenverloren
hinzu.
    „Hast du denn etwas anderes erwartet?“, gibt sich
Mary geschlagen, zu groß ist ihre Neugier.
    „Ich war mir nicht sicher, ob mich meine Erinnerung
an sie nicht täuscht.“ Er denkt an das schüchterne Mädchen von der Nacht davor,
doch davon braucht Mary nichts zu wissen. Er versteht es ja nicht mal selbst.
    Interessiert dreht sich Mary zu ihm um. „Ich habe
dir geraten, sie kennenzulernen. Darunter habe ich nicht verstanden, eine
weitere Nacht mit ihr zwischen den Laken ihres Bettes zu verbringen. Das ist
nicht romantisch. Weißt du mittlerweile wenigstens ihren Namen?“
    „Wir haben nicht miteinander gesprochen. Sie scheint
nicht an Gesprächen interessiert zu sein.“
    „Dann solltest du den ersten Schritt machen.“,
schlägt Mary trocken vor, so als wäre es das Einfachste und Offensichtlichste
der Welt.
    „Vielleicht will ich sie ja gar nicht kennenlernen.“
    „Ich kenne dich besser als du dich selbst und deshalb
weiß ich, dass du nicht mal halb so oberflächlich bist wie du tust.“
    „Sie ist nur eine Frau von vielen, nichts
besonderes.“
    „Mach dir doch nichts vor, sie hatte bereits dein
Interesse geweckt, als du sie zum ersten Mal sahst. Sie ist nicht wie die anderen.
Sie ist etwas Besonderes, weil sie die Einzige ist, deren Blut du nicht haben
kannst.“
    „Das ist doch gar nicht erwiesen!“, währt

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