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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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sie
irgendetwas falsch gemacht.
    „Was war denn jetzt Freitagnacht zwischen euch?“
    „Gar nichts ist zwischen uns. Genau das ist es ja!
Stell dir, vor ausnahmsweise geht es mal nicht um dich.“ Anstatt sich zu
beruhigen, redet Mike sich nur noch mehr in Rage und weil er das selbst auch
bemerkt, zieht er es vor, zu gehen.
    „Sorry, Lia, aber ich muss heute mal alleine sein.
Hat wirklich nichts mit dir zu tun.“, sagt er und trägt sein kaum angerührtes
Tablett davon, sodass Lia am Mülltonnen-Tisch alleine zurückbleibt.
    Ihre treuesten Freunde sind eben doch ihre
Kopfhörer, die sie von ihrer Umgebung mit „Hurt“ von Johnny Cash wie einen Schutzwall
abschotten.
    “What
have I become my sweetest friend?
    Everyone
I know goes away in the end.”

 
    Lias Knie zittern und ihr Magen krampft sich
schmerzhaft zusammen, als sie die Eingangshalle des Schwimmbads betritt. Der
Montag ist ohnehin der schlimmste Tag der Woche, aber ihn auch noch mit
Schwimmunterricht enden lassen zu müssen, ist purer Horror. Sie schwänzt den
Unterricht so oft sie kann oder behauptet, sie hätte ihre Periode. Doch ihrer
Lehrerin ist nicht dumm und weiß, dass die Ausrede nur ein Mal im Monat zieht.
Sie hatte sie vor zwei Wochen und letzte Woche war sie einfach gegangen mit der
Begründung, dass sie Kopfschmerzen hätte. Sie hat also bereits zweimal
hintereinander gefehlt, was ihr ein drittes Mal zu fliehen unmöglich macht. Lia
muss da heute durch, egal, wie sehr ihr ganzer Körper sich auch dagegen wehrt.
    Die Augen der anderen Schüler starren ihr bereits
unheilvoll entgegen, als sie sich als Letzte in die Schlange für das Drehkreuz
anstellt, sodass sie auch als Letzte die große Mädchen-Sammelumkleide betritt.
Schnell huscht sie in eine der zwei Einzelkabinen. Natürlich nicht, ohne das
ihr Verhalten unter lautem Gekicher direkt von Tracy und ihren Dienerinnen
kommentiert wird.
    „Sie hat wohl Angst, dass wir ihr etwas weggucken.“
    „Vielleicht hat sie ja auch Hängetitten und schämt
sich.“
    „Blödsinn! Mit Ausziehen hat die doch sonst auch
keine Probleme, die hält sich einfach nur mal wieder für etwas Besseres!“
    Ihre Worte schneiden wie Messer in Lias Haut. Sie
möchte ja nicht mal dazugehören, sondern einfach nur von den anderen in Ruhe
gelassen werden. Selbst ignoriert zu werden, wäre ihr lieber als die ständigen
Lästereien, die sie nicht mal mehr hinter vorgehaltener Hand machen, sondern
offen, für jeden hörbar und besonders für sie. Lia versucht, nicht zu lauschen,
sondern stattdessen an etwas Anderes, etwas Schönes zu denken. Doch zurzeit
gibt es da nicht viel in ihrem Leben, was sie noch zum Lächeln bringt, nachdem
sie nun auch noch Mike und Lindsay verloren hat. Trotzdem gleiten ihre Gedanken
zu IHM. Sie ist sich nur nicht sicher, wie sie ihn einordnen soll, als Geschenk
oder doch eher als Fluch?

 
    Obwohl die anderen die Umkleide schon lange
verlassen haben, wartet Lia noch einen Moment, bevor sie die Schwimmhalle
betritt, um sicher sein zu können, dass niemand mehr in den Gängen auf sie
lauert. Vielleicht wird sie ja langsam
wirklich paranoid.
    Minuten später eilt sie dann endlich viel zu spät in
die Schwimmhalle. Sie hüpft direkt in das Becken, ohne das auch nur einer ihrer
Mitschüler oder der Lehrer die Zeit hätten, etwas zu ihr zu sagen. Da das
gesamte Schwimmbecken für zwei Schulstunden für sie gemietet wurde, ist es in
acht verschiedene Bahnen unterteilt, die sich jeweils vier Schüler miteinander
teilen müssen. Lia hat Glück, denn in der Bahn bei Tru ist noch ein Platz frei.
Neben Tru belegen die Bahn noch zwei Jungen, jedoch glücklicherweise weder
Bradley noch Freunde von ihm. Tru schmunzelt, als sie Lia neben sich erblickt.
Ihr langes, kastanienfarbenes Haar klebt bereits nass an ihrem Kopf und betont
dadurch noch mehr ihre großen Rehaugen. Ein Blick genügt, damit Lia sich schon
sicherer und weniger verloren fühlt.
    „Bist du sicher, dass du in derselben Bahn wie ich
schwimmen willst?“, erkundigt sich Tru ungewohnt heiter, sodass Lia verwundert
ihre Stirn in Falten legt.
    „Wie meinst du das?“
    „Naja, ich werde dich gnadenlos abziehen und du
wirst wie ein totaler Loser neben mir aussehen“, entgegnet ihr Tru frech und
verschlägt Lia damit für einen Moment die Sprache, doch als sie das Grinsen auf
Trus Lippen entdeckt, kontert sie keck.
    „Das wollen wir ja mal sehen. Außerdem bin ich eh
schon ein Loser, ich habe nichts mehr zu verlieren.“
    Tru lacht ihr

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