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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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fielen.
    »Nun, was kann ich für Sie tun?«, fragte Braun.
    »Es geht um den Mord an meiner Schwester«, platzte es aus Carla heraus.
    »Meine Schwester wurde ermordet. Ich bin mir inzwischen ganz sicher, und ich glaube, sie wird mich auch umbringen.«
    »Sie?«, wiederholte Braun gedehnt.
    »Ja«, bestätigte Carla mit zitternder Stimme. »Susan Kiefer. Sie ist die Täterin.«
    Braun sah Carla eine Weile schweigend an: »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie hatte ein Verhältnis mit meinem Mann«, antwortete Carla. »Ich bin ihr in der Praxis meines Mannes begegnet. Mein Mann hat mir gestanden, dass sie ein Kind von ihm erwartet.«
    »Frau Frombach«, sagte Braun in sehr ruhigem Tonfall. »Wir wissen von der Affäre ihres Mannes, und ich kann gut verstehen, dass Sie ein Motiv bei Frau Kiefer vermuten …«
    »Ich weiß es«, unterbrach sie ihn, doch Braun ließ sich nicht beirren und fuhr fort: »Unsere Ermittlungen weisen absolut nicht darauf hin, dass diese Frau etwas mit dem Tod Ihrer Schwester zu tun hat.«
    »Wieso?«, fauchte Carla. Sie schien wütend darüber zu sein, dass Braun ihren Verdacht zerstreuen wollte.
    »Frau Frombach«, erklärte Braun nachsichtig, »wir haben inzwischen mit dem Neurologen gesprochen, der Ihre Schwester in den letzten Jahren betreut hat. Dank der Tatsache, dass Ihre Schwester Ihnen eine umfassende ärztliche Schweigepflichtentbindung erteilt hatte und Sie uns ermächtigt haben, weitere Auskünfte einzuholen, haben wir neue Erkenntnisse gewonnen. Dr. Pfeiffer hat, wie Ihnen sicher bekannt ist, regelmäßig sogenannte Spiegelkontrollen durchgeführt, um den Wirkstoffgehalt der von Ihrer Schwester eingenommenen Psychopharmaka zu überprüfen.Wir haben die Werte mit den Blutwerten abgeglichen, die wir nach ihrem Tod aus der Rechtsmedizin angefordert haben.«
    »Ja und?«, fragte Carla und sah Braun misstrauisch an.
    »Es spricht im Moment vieles dafür, dass Ihre Schwester am Tag ihres Todes und möglicherweise auch schon zuvor Fehler bei der Einnahme ihrer Medikamente gemacht hat.«
    »Das ist völlig unmöglich«, widersprach Carla und schüttelte energisch den Kopf.
    »Frau Frombach, ist Ihnen bekannt, ob Ihre Schwester ihre Medikamente eventuell eigenmächtig zu stark herunterdosiert hat? Herr Dr. Pfeiffer hat auch inzwischen noch eine andere Vermutung geäußert. Ihre Schwester hatte den nachvollziehbaren Wunsch, ihre Erkrankung mittelfristig nur noch mit homöopathischen Mitteln zu behandeln. Kann es sein, dass sie unter Missachtung des medizinischen Rats ihres Arztes Johanniskraut eingenommen hat?«
    »Nein!«, schrie Carla ihn an. »Und wenn, das wäre doch völlig harmlos.«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach Braun. »Johanniskraut neutralisiert die Wirkung des Medikaments, das Ihrer Schwester verordnet wurde, und könnte neben der Fehldosierung ihres Medikaments dazu geführt haben, dass Ihre Schwester am besagten Nachmittag einen psychotischen Schub erlitten hat.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, zischte Carla. »Meine Schwester hat sich nicht umgebracht. Das würde Ihnen wohl gut in den Kram passen, was?«
    Braun war etwas irritiert, welchen Sinneswandel Carla Frombach durchgemacht zu haben schien. »Sie selbst waren doch zu Beginn unserer Ermittlungen davon überzeugt,dass Ihre Schwester sich das Leben genommen haben könnte«, sagte er mit sanfter Stimme. »Wir sind mit unseren Ermittlungen noch nicht am Ende, aber im Moment sieht es für uns nicht so aus, als ob es am besagten Nachmittag eine Verwechslung zwischen Ihnen und Ihrer Schwester gegeben hat. Bitte verrennen Sie sich nicht in eine fixe Idee. Vertrauen Sie uns.«
    Carla starrte den Hauptkommissar an. Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Wie soll ich das, wenn Sie auf der falschen Fährte sind«, sagte sie trotzig. »Diese Frau wollte mich beseitigen, um sich meinen Mann zu schnappen.«
    »Was sagt Ihr Mann zu Ihrer Theorie?«, fragte der Hauptkommissar freundlich.
    »Er hält es für eine fixe Idee«, gestand Carla verzweifelt. »Aber ich sage Ihnen, dass es wahr ist. Ich kann es fühlen. Seit ich von dieser Affäre weiß und dieser kranken Person gegenübergestanden habe, weiß ich es einfach.«
    »Weiß Ihr Mann, dass Sie heute zu mir gekommen sind?«
    »Er hat gesagt, dass er nicht verhindern könne, dass ich Sie aufsuche, wenn ich unbedingt wolle. Er hielt es aber für keine gute Idee.« Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie war plötzlich so blass, dass Braun Sorge hatte, sie könne jeden Moment

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