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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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kollabieren.
    »Darf ich vielleicht Ihren Mann anrufen?«, erkundigte er sich besorgt. »Ich habe den Eindruck, Sie sollten besser in Begleitung nach Hause fahren.«
    »Ich brauche niemanden, der mich abholt«, zischte sie wütend. »Außerdem ist mein Mann heute im Altersheim und besucht seinen Vater, der schwer an Parkinson erkrankt ist.«
    »Frau Frombach«, entgegnete Braun. »Sie stehen unter erheblichem psychischem Druck. Vielleicht sollten Sie sich auch zu Dr. Pfeiffer begeben und Hilfe suchen, um die Ereignisse der letzten Wochen zu verarbeiten.«
    »Ich bin nicht krank«, fuhr Carla ihn an. »Sie machen es sich zu einfach und glauben wohl, meine Schwester und ich seien beide verrückt, was?«
    »Das denke ich ganz und gar nicht, Frau Frombach«, widersprach Braun. »Ich bin der Meinung, dass jeder von uns in einer vergleichbaren Situation, wie Sie sie gerade erleben, Hilfe nötig hätte.«
    Carla sprang auf. Sie bebte vor Wut. »Ich brauche keine Hilfe. Mein Mann hatte recht. Es war ein Fehler, hierherzukommen. Sie wollen mir doch gar nicht helfen. Sie machen es sich einfach und klappen Ihre Akte zu.« Noch bevor Braun etwas entgegnen konnte, rannte sie auf den Flur hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.

36
    »Was war das denn?«, fragte Bendt, der an seinem Schreibtisch saß und durch die offene Bürotür zu seinem Chef hinüberblickte. »Das war Frau Frombach«, sagte Braun konsterniert und ging in Bendts Büro hinein, wo er sich erschöpft auf einen Stuhl fallen ließ.
    »Was wollte sie?«, fragte Bendt. »Und weshalb rauscht die hier wie eine Furie über den Flur?«
    »Frau Frombach hat mir gerade mitgeteilt, dass Susan Kiefer ihre Schwester umgebracht hat«, erklärte der Hauptkommissar gequält. »Offenbar hat Herr Teubert seine Affäre doch nicht so lange geheimhalten können, wie ihm lieb war. Sie ist total fertig.«
    »Wundert einen das?«, fragte Bendt. »Ich schätze, wenn ich das zu verdauen hätte, was sie im Moment verarbeiten muss, ginge es mir auch nicht besonders.«
    »Natürlich nicht«, räumte Braun ein. »Aber sie wirkte heute regelrecht verändert, fast so, als sei sie ihre eigene Schwester, die sich im Wahn fixen Ideen hingibt.«
    »Du hast ihr nicht gesagt, dass wir Keller inzwischen ein weiteres Mal vernommen haben, oder?«
    »Bist du verrückt?« Braun tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. »In der Verfassung, in der die Frau sich befindet, kommt sie noch auf dumme Ideen und bringt ihn um.«
    »Du hast, was Keller betrifft, mal wieder den richtigen Riecher gehabt«, lobte Bendt anerkennend.
    Braun nickte. »Ich wusste, dass der Kerl uns etwas verheimlicht. So einem Urgestein wie mir kann man eben nichts vormachen.«
    »Du hast dem Kerl aber auch gewaltig eingeheizt.«
    »Auch wenn wir jetzt Kellers Rolle in der Sache kennen«, sagte Braun, »zermartere ich mir nun schon seit Tagen das Hirn, wie wir weiter vorgehen sollen.« Er wusste, dass er die Todesermittlungssache vermutlich in Kürze ohne Ergebnis abschließen und die Staatsanwaltschaft das Verfahren dann mangels Beweisen einstellen müsste. Das Ergebnis gefiel ihm ganz und gar nicht. Sein Instinkt sagte ihm, dass er etwas übersehen hatte und mehr an der Sache dran war, als er im Moment durchschaute. Keller hatte eingeräumt, dass er am Tag von Hanna Frombachs Tod in die Königstraße gefahren war, um dort, wie er glaubte, Carla treffen und zu einer finanziellen Vereinbarung überreden zu können. Er war in der Vernehmung schließlich eingebrochen und hatte dann detailliert geschildert, dass er an dem Tag schon am frühen Nachmittag Nachbarn wegen der Besichtigung befragt hatte. Weil ihm niemand etwas Verbindliches habe sagen können, habe er in der Stadt einige Erledigungen gemacht und sei dann gegen halb drei auf gut Glück zum Haus zurückgekehrt. Wenn man seiner Schilderung glauben durfte, hatte Hanna Frombach ihm geöffnet und sofort überaus verängstigt reagiert. Sie war zurückgewichen und hatte ihn angefleht zu gehen, was er angeblich auch getan habe.
    »Glaubst du, Keller hat uns angelogen?«, fragte Bendt.
    Braun zuckte mit den Schultern. Er hielt es jedenfalls nicht für abwegig, dass Keller der Polizei später nur deshalb nicht hatte sagen wollen, dass er in der Königstraße gewesen war, weil er fürchtete, in Verdacht zu geraten.
    »Was mich im Moment mehr als Keller beunruhigt, ist Carla Frombachs Verfassung. Hoffentlich dreht sie nicht komplett durch.«
    »Meinst du, sie bringt sich auch

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