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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht. Ich will erst mal hören, was sie zu sagen hat.«
    Er öffnete die Tür und ging ins Wohnzimmer. Rowena Drake stand am Fenster. Es war nicht das Fenster zum Vorgarten, und so hatte sie sein Kommen nicht bemerkt. Sie drehte sich jäh um, als sie das Geräusch der Tür hörte.
    »Monsieur Poirot. Endlich! Es hat so lange gedauert.«
    »Es tut mir leid, Madame. Ich war im Steinbruchpark und außerdem bei meiner Freundin Mrs Oliver. Und dann habe ich mich mit zwei Jungen unterhalten. Nicholas und Desmond.«
    »Nicholas und Desmond? Ja, die kenne ich. Obwohl – oh! Man denkt so viel.«
    »Sie sind erregt«, sagte Poirot leise.
    Das war etwas, was er nie erwartet hätte. Rowena Drake erregt, nicht mehr Herrin der Ereignisse, nicht mehr in der Lage, alles zu planen und ihre Entscheidungen andern aufzuzwingen.
    »Sie häben’s schon gehört, nicht wahr?«, fragte sie. »Aber vielleicht auch nicht.«
    »Was soll ich denn gehört haben?«
    »Etwas Schreckliches. Er ist – er ist tot. Jemand hat ihn ermordet.«
    »Wer ist tot, Madame?«
    »Dann haben Sie es wirklich nicht gehört. Und er ist doch auch nur ein Kind, und ich dachte – oh, wie dumm bin ich gewesen. Ich hätte es Ihnen sagen müssen, als Sie mich gefragt haben. Es ist mir so grässlich – ich fühle mich so schuldig, weil ich gedacht habe, ich wüsste es am besten, weil ich gedacht habe – aber ich habe es gut gemeint, Monsieur Poirot, wirklich.«
    »Setzen Sie sich, Madame, setzen Sie sich. Beruhigen Sie sich und erzählen Sie mir. Ein Kind ist tot – noch ein Kind?«
    »Ihr Bruder«, sagte Mrs Drake. »Leopold.«
    »Leopold Reynolds?«
    »Ja. Sie haben seine Leiche auf einem Feldweg gefunden. Er muss aus der Schule gekommen sein und einen Umweg gemacht haben, um am Bach in der Nähe zu spielen. Jemand hat ihn im Bach festgehalten – seinen Kopf unter Wasser gehalten.«
    »Er ist also auf dieselbe Art umgekommen wie seine Schwester Joyce?«
    »Ja, ja. Mir ist klar, das muss ein – ein Geistesgestörter getan haben. Und man weiß nicht, wer – das ist so entsetzlich. Man hat nicht die geringste Ahnung. Und ich habe gedacht – ich glaube, ja, ich glaube, das war sehr schlecht von mir.«
    »Sie müssen mir alles erzählen, Madame.«
    »Ja, das möchte ich auch gern. Deshalb bin ich ja hergekommen. Weil Sie doch zu mir kamen, nachdem Sie mit Elizabeth Whittaker gesprochen hatten. Nachdem sie Ihnen erzählt hatte, dass ich durch etwas erschreckt worden war. Dass ich etwas gesehen hatte. In der Diele, in meiner Diele. Und ich habe gesagt, dass ich nichts gesehen hätte und dass mich nichts erschreckt hätte, weil ich dachte – « Sie hielt inne.
    »Was haben Sie denn gesehen?«
    »Das hätte ich Ihnen gleich erzählen müssen. Ich habe gesehen, wie sich die Tür zur Bibliothek öffnete, sehr vorsichtig öffnete – und dann kam er heraus. Das heißt, er kam nicht richtig heraus. Er blieb in der Tür stehen, und dann zog er die Tür schnell wieder zu und ging zurück ins Zimmer.«
    »Und wer war das?«
    »Leopold. Leopold, das Kind, das jetzt ermordet worden ist. Und ich dachte – oh, was für ein Irrtum, was für ein schrecklicher Irrtum. Wenn ich’s Ihnen gleich gesagt hätte, dann hätten Sie vielleicht herausbekommen, was dahinter steckte.«
    »Und Sie dachten?«, fragte Poirot. »Und Sie dachten, dass Leopold seine Schwester umgebracht hatte? Dachten Sie das?«
    »Ja. Nicht in dem Augenblick natürlich, denn da wusste ich ja noch nicht, dass sie tot war. Aber er hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. Er war schon immer ein merkwürdiges Kind. Auf eine Art hatte man ein bisschen Angst vor ihm, weil man das Gefühl hatte, dass nicht alles stimmt bei ihm. Sehr klug und einen hohen Intelligenzquotienten, aber trotzdem nicht ganz normal.
    Und ich dachte: Warum kommt Leopold denn dort heraus und ist nicht beim Feuerdrachen? Und ich dachte: Was hat er denn gemacht – er sieht so komisch aus. Und dann, dann habe ich nicht mehr dran gedacht, aber ich glaube, sein Gesichtsausdruck hatte mich irgendwie erschreckt. Und darum habe ich die Vase fallen lassen. Elizabeth half mir dann, die Scherben aufzulesen, und ich ging zurück ins Esszimmer zum Feuerdrachen und dachte nicht mehr dran. Bis wir Joyce fanden. Und da dachte ich – «
    »Da dachten Sie, dass Leopold das getan hatte.«
    »Ja. Ja, das habe ich wirklich gedacht. Ich dachte, das erklärt auch, warum er so ausgesehen hat. Ich dachte, ich wüsste es. Ich denke immer – mein ganzes Leben lang

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