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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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So ist es also aufs Ganze gesehen besser, wenn ich hier verschwinde, bevor ich mich mit ihr zanke. Und nicht nur mit ihr, sondern auch mit vielen andern Nachbarn. Ich bin sehr bekannt, ich brauche nicht an einem Ort zu bleiben. Ich könnte mich in irgendeiner andern Ecke von England niederlassen, oder in der Normandie oder in der Bretagne.«
    »Dort, wo Sie die Natur verbessern oder ihr weiterhelfen können? Dort, wo Sie experimentieren können, wo Sie, Dinge pflanzen können, die nie vorher dort gewachsen sind, wo weder die Sonne verbrennen noch der Frost zerstören kann? Ein schönes Stück unfruchtbares Land, mit dem Sie noch einmal Schöpfer spielen können? Sind Sie schon immer ruhelos gewesen?«
    »Ich bin nirgends sehr lange geblieben.«
    »Sind Sie schon mal in Griechenland gewesen?«
    »Ja. Ich würde gern wieder hinfahren. Ja, Sie haben da etwas sehr Gutes gesagt. Ein Garten auf einem griechischen Hügel. Ein paar Zypressen wachsen vielleicht dort, nicht viel anderes. Ein unfruchtbarer Felsen. Aber was soll es dort nicht geben, wenn man nur will?«
    »Ein Garten, von Göttern bewohnt – «
    »Ja. Sie sind ein Gedankenleser, nicht wahr, Mr Poirot?«
    »Wenn ich es doch wäre! Es gibt so viele Dinge, die ich gern wissen würde und nicht weiß.«
    »Jetzt sprechen Sie von etwas ganz Prosaischem, nicht wahr?«
    »Unseligerweise ja.«
    »Brandstiftung, Mord und plötzlichem Tod?«
    »Mehr oder weniger. Mir ist allerdings nicht bewusst, dass Brandstiftung auch dazu gehört. Sagen Sie, Mr Garfield, Sie sind doch schon eine Zeit lang hier, haben Sie einen jungen Mann namens Lesley Ferrier gekannt?«
    »Ja, ich erinnere mich an ihn. Er war in Medchester in einem Anwaltsbüro, nicht wahr? Fullerton, Harrison und Leadbetter. Gut aussehender Mann.«
    »Er kam sehr plötzlich zu Tode, nicht wahr?«
    »Ja. Hat sich eines Abends ein Messer zwischen die Rippen stecken lassen. Irgendeine Frauengeschichte, soweit ich weiß. Alle scheinen zu denken, dass die Polizei sehr genau weiß, wer der Täter war, aber nicht genug Beweismaterial zusammenkriegen kann. Er war wohl ziemlich eng mit einer Frau namens Sandra liiert – ihren Zunamen weiß ich im Augenblick nicht mehr –, Sandra Sowieso, ja. Ihr Mann hatte die Dorfkneipe. Sie und Lesley hatten ein Verhältnis, und dann fing Lesley etwas mit einem andern Mädchen an. So jedenfalls wird gesagt.«
    »Und Sandra war nicht einverstanden damit?«
    »Nein, absolut nicht. Allerdings hatte er es sehr mit den Mädchen. Er hatte es mit zweien oder dreien.«
    »Waren das alles englische Mädchen?«
    »Warum fragen Sie das? Nein, ich glaube nicht, dass er sich auf Engländerinnen beschränkte, wenn sie nur genug Englisch sprachen, um zu verstehen, was er sagte und was er wollte.«
    »Von Zeit zu Zeit gibt es hier in der Gegend doch bestimmt auch Ausländerinnen?«
    »Natürlich. Gibt es irgendeine Gegend, wo sie nicht sind? Au-pair-Mädchen – sie gehören zum täglichen Leben. Hässliche, hübsche, ehrliche, unehrliche, einige, die überlasteten Müttern eine große Hilfe sind, und einige, die überhaupt keine Hilfe sind, und einige, die einfach weglaufen.«
    »Wie das Mädchen Olga.«
    »Sie sagen es, wie das Mädchen Olga.«
    »War Lesley mit Olga befreundet?«
    »Ach, daher weht der Wind. Ja. Ich glaube aber nicht, dass Mrs Levin-Smith viel davon wusste. Olga war sehr vorsichtig, glaube ich. Sie erzählte immer sehr ernsthaft von jemandem, den sie eines Tages in ihrem Heimatland heiraten wolle. Ich weiß nicht, ob das stimmte oder ob sie sich das ausgedacht hatte. Lesley war ein attraktiver junger Mann, wie ich schon gesagt habe. Ich weiß nicht, was er an Olga hatte – sie war keine Schönheit. Immerhin« – er überlegte einen Augenblick –, »es ging eine gewisse Intensität von ihr aus. Ein junger Engländer muss das anziehend gefunden haben. Jedenfalls befreundete sich Lesley mit ihr, und seinen andern Freundinnen war das gar nicht recht.«
    »Das ist hochinteressant«, sagte Poirot. »Ich dachte mir doch, dass Sie mir die Auskünfte geben können, die ich brauche.«
    Michael Garfield sah ihn neugierig an.
    »Wieso? Worum geht es eigentlich? Was hat Lesley damit zu tun? Warum all das Herumwühlen in der Vergangenheit?«
    »Nun ja, es gibt Dinge, über die man Bescheid wissen will. Man möchte gern wissen, wie es zu bestimmten Ereignissen gekommen ist. Ich gehe sogar noch weiter zurück. Vor die Zeit, in der die beiden, Olga Seminoff und Lesley Ferrier, sich heimlich ohne

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