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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wissen.«
    »Gut, ich will zugeben, dass ich einen bestimmten Verdacht habe. Das heißt aber nicht, dass ich ihn jemand mitteilen werde.«
    »Wissen Sie, was ich gern tun würde, Mademoiselle? Ich würde gern vier Wörter auf einen Zettel schreiben. Und dann würde ich Sie gern fragen, ob Sie mit diesen vier Wörtern einverstanden sind.«
    Miss Emlyn erhob sich. Sie ging zu ihrem Schreibtisch, nahm einen Bogen Papier und brachte ihn Poirot.
    »Sehr interessant«, sagte sie. »Vier Wörter.«
    Poirot schrieb etwas auf den Bogen, faltete ihn und gab ihn Miss Emlyn. Sie nahm das Papier, strich es glatt und las.
    »Nun?«, fragte Poirot.
    »Mit zwei Wörtern bin ich einverstanden, ja. Bei den andern beiden ist es schwieriger. Ich habe keine Beweise, und außerdem ist mir dieser Gedanke noch gar nicht gekommen.«
    »Aber im Zusammenhang mit den ersten beiden Wörtern haben Sie Beweise?«
    »Meiner Meinung nach ja.«
    »Wasser«, sagte Poirot nachdenklich. »Sobald Sie das gehört hatten, wussten Sie Bescheid. Sobald ich das gehört hatte, wusste ich Bescheid. Sie sind überzeugt, und ich bin auch überzeugt. Und jetzt«, sagte Poirot, »ist ein Junge im Bach ertränkt worden. Sie haben davon gehört?«
    »Ja. Jemand hat angerufen und es mir gesagt. Joyce’ Bruder. Was hatte er damit zu tun?«
    »Er wollte Geld«, sagte Poirot. »Er bekam es. Und folglich wurde er bei nächster Gelegenheit im Bach ertränkt.«
    Seine Stimme wurde härter.
    »Die Person, die mir das erzählt hat«, sagte er, »war vor Mitleid und Schreck völlig außer sich. Das bin ich nicht. Er war noch jung, aber sein Tod war kein Zufall. Er war, wie so vieles im Leben, das Ergebnis seiner Handlungen. Er wollte Geld und nahm das Risiko auf sich. Er war erst zehn Jahre alt, aber Ursache und Wirkung sind in diesem Alter dieselben wie mit dreißig oder fünfzig oder neunzig Jahren. Wissen Sie, woran ich in einem solchen Fall zuerst denke?«
    »Ich würde sagen«, antwortete Miss Emlyn, »dass Ihnen das Recht mehr am Herzen liegt als das Mitleid.«
    »Mein Mitleid«, sagte Poirot, »würde Leopold nicht helfen. Alle Hilfe kommt bei ihm zu spät. Das Recht, könnte man sagen, wird Leopold auch nicht mehr helfen. Aber es kann einem andern Leopold helfen, mit seiner Hilfe bleibt vielleicht ein anderes Kind am Leben, wenn das Recht früh genug zum Zuge kommt. Vor einem Mörder, der mehr als einmal getötet hat, der sich durch immer neue Morde abzusichern bestrebt ist, ist niemand sicher. Ich bin jetzt auf dem Weg nach London. Ich bin dort mit gewissen Leuten verabredet, um mit ihnen unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Um sie vielleicht zu meiner Meinung von dem Fall zu bekehren.«
    »Das kann schwierig werden«, sagte Miss Emlyn.
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber ich möchte Sie noch etwas fragen. Ich möchte gern Ihre Meinung hören. Nur Ihre Meinung, keine Beweise. Ihre Meinung über Nicholas Ransom und Desmond Holland. Würden Sie mir den Rat geben, ihnen zu vertrauen?«
    »Ich würde sagen, dass beide durchaus vertrauenswürdig sind. Das ist meine Meinung. Sie sind in mancher Hinsicht mehr als kindisch, aber das sind nur unwichtige Dinge. Grundsätzlich sind sie in Ordnung. Wie ein Apfel ohne Made.«
    »Man kommt immer wieder auf Apfel zurück«, sagte Hercule Poirot traurig. »Ich muss jetzt gehen. Mein Wagen wartet. Ich muss noch einen Besuch machen.«

23
     
    » H aben Sie schon gehört, was im Wald am Steinbruch los ist?«, sagte Mrs Cartwright und legte ein Paket Haferflocken und ein Päckchen Waschpulver in ihren Korb.
    »Im Wald am Steinbruch?«, sagte Elspeth McKay, mit der sie gesprochen hatte. »Nein, ich hab nichts weiter gehört.« Sie nahm ein Päckchen Reis aus dem Regal. Beide Frauen machten gerade ihre Einkäufe in dem neu eröffneten Supermarkt.
    »Angeblich sollen die Bäume dort gefährlich sein. Zwei Männer vom Forstamt sind heute Morgen angekommen. Sie arbeiten am Hang, wo es ganz steil runtergeht und ein Baum ganz schief steht. Kann schon sein, dass da mal ein Baum umfallen kann. In einen hat ja mal der Blitz eingeschlagen, aber der stand, glaube ich, weiter drüben. Na, jedenfalls graben sie an den Wurzeln herum, und ein bisschen weiter unten auch. Schade. Sie werden eine furchtbare Verwüstung anrichten.«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Elspeth McKay. »Sie werden schon wissen, was sie tun. Irgendjemand wird sie ja gerufen haben.«
    »Zwei Polizisten sind auch da und passen auf, dass niemand zu nah rankommt. Angeblich wollen

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