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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Glock, und schoss, nachdem ich gemerkt hatte, dass keine Sicherung dran war, die vier Arschlöcher nacheinander in den Kopf. Ich nahm ihnen die Brieftaschen ab, um zu sehen, wer sie waren, und beim Filzen fand ich meine .45er bei dem Mann mit dem Schlagring. Na klar. Etwas so Hässliches taucht immer wieder auf.
    Das Klebeband und das Holz abzubekommen dauerte länger, als ich gebraucht hatte, um die Zahl der von mir Getöteten zu verdreifachen.

    Am Nachmittag um vier klingelte ich bei den Locanos. Mrs Locano machte mir auf und schrie. Warum, wusste ich, weil ich auf der Fahrt zu ihnen - nachdem ich abseits des Board-

    * Falls Sie jetzt in Gray's
Anatomy
nachschauen: In der Medizin heißt das Sonnengeflecht seit einigen Jahrzehnten
Plexus coeliacus. Plexus solaris
hieß es, als die Leute noch
Gray 's Anatomy
gelesen haben.

    walks von den Fiatbush Flatlands zurück zum Aquarium gegangen war - in den Rückspiegel geschaut hatte. Ich sah aus wie ein Axtmordopfer.
    »O mein Gott, Pietro! Komm rein!«
    »Ich mach doch alles blutig.«
    »Wen kümmert das!«
    David Locano kam in Sicht. »Menschenskind, Junge!«, sagte er. »Was ist passiert?«
    Gemeinsam halfen sie mir ins Haus, worüber ich froh war, sonst hätte ich mich an den Wänden abstützen müssen.
    »Was ist passiert?«, fragte Locano noch einmal.
    Ich blickte zu Mrs Locano.
    Locano sagte: »Entschuldige uns, Schatz.«
    »Ich rufe einen Krankenwagen«, sagte sie.
    »Nein«, widersprachen Locano und ich gleichzeitig.
    »Er braucht doch einen Arzt!«
    »Ich lasse Dr. Campbell kommen. Schaff mal ein paar Sachen ins Schlafzimmer.« »Was für Sachen?«
    »Was weiß ich, Schatz? Handtücher und so. Bitte.«
    Sie ging. David Locano zog mir von dem Schreibtisch im Flur, auf dem sie ihre Post aufbewahrten, einen Stuhl heran, damit ich mich nicht auf die Wohnzimmermöbel setzen musste.
    Er ging neben mir in die Hocke und sagte leise: »Was ist passiert?«
    »Ich habe nach Dzelany gefragt. Die haben mich in eine Falle gelockt. Er und drei andere. Ich habe ihre Brieftaschen.« »Du hast ihre-?« »Ich hab sie umgebracht.«
    Locano sah mich einen Augenblick an, dann legte er vorsichtig den Arm um mich.
    »Pietro, entschuldige. Es tut mir so leid.« Er ließ mich los, um mich anzusehen. »Aber du hast das gut gemacht.« »Ich weiß«, sagte ich.
    »Ich verspreche dir, dass du dafür bezahlt wirst.« »Daran liegt mir nichts.«
    »Du hast das gut gemacht«, sagte er. »Himmel. Ich glaube, du hast es wirklich drauf.«

    Das war ein interessanter Augenblick in meinem Leben. Der Augenblick, in dem ich hätte sagen sollen: »Ich bin draußen«, oder: »Ich habe die Hosen voll«, oder: »Ich mach das nie wieder.« Wo ich stattdessen aber zum Ausdruck brachte, wie erbärmlich ich auf die Locanos angewiesen und wie süchtig ich bereits nach Blutvergießen war.
    »Lüg mich nie wieder an«, sagte ich.
    »Ich hab nicht -«, sagte Locano.
    »Leck mich. Wenn du es doch tust und ich einen Unschuldigen umbringe, bist du als Nächster dran.« »Klar«, sagte er. Wir verhandelten bereits.
     

Kapitel 7
    Um sieben Uhr zweiundvierzig schlafe ich in meinem Sessel wieder ein und schlage mir den Kopf an der Wand an. Ein interessanter Beweis dafür, dass auch der größte Stress einen nicht daran hindert, während der Oberarztvisite einzuschlafen.
    Oberarztvisite nennt man es, wenn eine große Anzahl von Leuten sich in einem der Aufenthaltsräume auf der Station versammelt und die Patientenliste durchgeht, »damit wir alle wissen, wovon wir reden«, und damit der Vorschrift genügt wird, dass jemand, der befugt ist, über die Behandlung von Patienten zu entscheiden, zumindest mal von diesen Entscheidungen hört, nachdem sie getroffen worden sind.
    Dieser Jemand ist der Oberarzt, ein Heilkünstler aus dem richtigen Leben, der einen Monat im Jahr täglich eine Stunde die Abteilung beaufsichtigt und sich dafür Professor an einem namhaften New Yorker medizinischen Institut nennen darf, das sonst keinerlei Verbindung zum Manhattan Catholic hat. Im Einklang mit dem Gebot der klaren Sprache in der Medizin ist der Oberarzt von allen Ärzten der am oberflächlichsten mit dem Abteilungsgeschehen vertraute.
    Diesen Oberarzt hier kenne ich. Er ist sechzig. Er trägt stets ausgesprochen teuer aussehende Schuhe; wofür ich ihn aber wirklich bewundere, ist, dass er mir auf meine morgendliche Frage, wie es ihm geht, regelmäßig antwortet: »Hervorragend. Um neun fliege ich zurück nach

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