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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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dem man sich fragt, ob es sich auf die Gesichtszüge auswirkt, wenn man eine fremde Sprache spricht oder Wasser mit zu viel Kadmium trinkt oder so etwas. Er hatte ein spitzes Kinn und eine breite, hohe Stirn, so dass sein Gesicht ein nach unten zeigendes Dreieck bildete.*
(Wie der Wappenschild einer Frau, wenn Sie aufgepasst haben.)
    Als meine Augen sich daran gewöhnt hatten, dass er im Licht stand, sah ich die tiefen Furchen in seinem sonst jungen Gesicht. All das hatte etwas Wichtelhaftes.
    »Guten Tag, der Herr«, sagte er. »Suchen Sie mich?«
    Ich lehnte mich zurück, um ihn anzusehen. Der Stuhl knarrte und wackelte unter mir, und mit einem Mal ging es mir wesentlich besser.
    »Ich war auf der Suche nach einem gewissen Nick Dzelany«, sagte ich.
    »Der bin ich.«
    »Wollten Sie David Locano etwas mitteilen?«
    »David Locano?«
    »Ja.«
    Dzelany drehte sich nach den anderen um und lachte.
    »Bestell ihm, er kann mich mal«, sagte er zu mir. »Ich werde ihm das auch selber sagen, indem ich ihm deinen Kopf schicke. So was mach ich nämlich gern. Hat er dir das erzählt?«
    »Nein.« Und bis zu diesem Augenblick war mir auch gar nicht aufgefallen, dass Dzelany eine Machete in der Hand hielt. Dass er sich mit der flachen Klinge auf den Schenkel schlug. Er hob sie langsam und legte mir das Blatt seitlich an den Hals.
    Weiter ging es wie folgt:
    Ich dachte,
ich muss was tun.
    Ich spürte, wie der Gedanke mir das Rückgrat runterlief. Ich wollte ihn zurückhalten. Ich war noch nicht so weit. Dann merkte ich, dass es zu spät war, um ihn zurückzuhalten, und dass ich alles nur vermasseln würde, wenn ich das versuchte. Also ging ich mit ihm.
    Ich zerlegte im Aufstehen den Stuhl, indem ich die Arme nach vorn riss und die Beine nach hinten stieß. Dzelany war direkt vor mir, seine Schädeldecke etwas unter meinem Brustbein. Ich gab ihm eine dreifache Ohrfeige.
    Die Dreifachohrfeige stammt aus der wunderschönen Kampfsportdisziplin des
Kempo.
Man bringt die Hände zusammen wie beim Klatschen, nur dass die Rechte etwas höher und etwas schneller als die Linke kommt. Sobald ich Dzelany also mit der Rechten geohrfeigt habe, schlage ich ihn mit der Linken auf die andere Wange. Dann hole ich erneut mit der Rechten aus und ohrfeige ihn mit dem Handrücken. Die schnelle Abfolge der drei Schläge verwirrt - der Denkapparat ist überfordert, wie wenn man einem Löwen die vier Beine eines Stuhls entgegenreckt und sein Gehirn dichtmacht.
    Eigentlich bekam Dzelany aber keine Dreifachohrfeige. Nachdem ich ihn zweimal geschlagen hatte, schlug ich ihm nicht mit dem Rücken der offenen rechten Hand auf die Wange, sondern mit der geschlossenen rechten Faust auf die Schläfe. Tun Sie das nie. Es bringt den Getroffenen mit Sicherheit zu Boden und kann ihn sogar töten. Damit war Dzelany mir aus den Füßen.
    Ich machte einen Satz nach vorn, auf den Man mit dem Schlagring zu. Immer noch zum Hämmern aufgelegt, ließ ich die rechte Faust auf sein Gesicht niedersausen. Er zuckte zurück, aber das ist ja das Schöne an einem Hammerschlag: Wenn das Ziel zurückweicht, geht die Faust (oder der Fuß oder was immer) sowohl weiter nach vorn als auch weiter nach unten, so dass man schließlich doch etwas trifft. In diesem Fall war es das Schlüsselbein des Typs, das nicht mal nachgab, sondern in drei Teile zersprang, von denen sich das mittlere Drittel ihm in die Brust bohrte. Er taumelte nach hinten.
    Strategisch hätte ich das besser machen können, da ich jetzt einen links und einen rechts von mir hatte und beide nicht direkt in meiner Reichweite waren. Aber schon dass sie zu zweit waren, war ein Vorteil. Leute, die im gemeinsamen Kampf nicht geübt sind, kämpfen in der Gruppe fast immer schlechter, weil sie gern darauf warten, dass ihr Freund ihnen die Schwerarbeit abnimmt.
    Ich wandte mich dem Mann zu meiner Linken zu. Sprang rückwärts von ihm weg, über den kaputten Stuhl und versetzte dem Mann hinter mir einen Pferdetritt in den Solarplexus*, zugeschnitten auf die Wand einen halben Meter hinter ihm.
    Der Typ, dem ich immer noch das Gesicht zuwandte, machte Anstalten, eine Knarre zu ziehen, und hatte sie gerade aus der Lederjacke geholt, als ich ihm meinen noch mit der Armlehne des Stuhls verklebten Unterarm in den Hals rammte, was uns beide wieder gegen die Wand hinter ihm warf. Als ich zurücktrat, fiel er auf die Knie und gab ein paar fürchterliche Geräusche von sich, aber nicht sehr lange.
    Ich hob sein Schießeisen auf, eine schicke

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