Schneller als der Tod
angewöhnt. Mist färbt so leicht ab. Wenigstens benutzte er es nicht für Schwule.
»Okay«, sagte ich.
»Komm, wir gehen ihm nach.«
»Nein, danke.«
»Wie du meinst, Arschloch«, sagte er. »Mach ich's eben alleine.«
Ein paar Augenblicke später sagte ich »Scheiße«, riss mich los und ging hinter ihm her.
Ich sah Skinflick hinten um das Partyzelt herumlaufen. Ich folgte ihm.
Denises Angetrauter stand da im Dunkeln und rauchte allein einen Joint. Es war ein Blonder mit Pferdeschwanz und randloser Brille, der in Los Angeles als Computer-Animateur oder so etwas arbeitete. Ich glaube, er hieß Steven, aber wen interessiert das schon.
»Ein scheiß
Kiffer
ist das?«, sagte Skinflick.
Der Typ sah aus wie sechsundzwanzig - vier Jahre älter als wir und fünf Jahre älter als Denise. »Sind Sie Adam?«, sagte er.
»Stell dir vor!«, sagte Skinflick.
»Der Mafia-Cousin?« »Der was?«, sagte Skinflick.
»Hab ich wohl verwechselt. Was
machen
Sie beruflich?«
»Willst du mir hier blöd kommen?«, schrie Skinflick.
Der Typ schnippte die Kippe seines Joints weg und stecke die Hände in die Taschen. Ich war beeindruckt. Er hätte Skinflick vielleicht vermöbeln können, wenn der allein gewesen wäre, aber Skinflick war nicht allein.
»Ich lass dich von Pietro zusammentreten, dass dir der Arsch zum Maul rausguckt«, sagte Skinflick.
»Lässt du nicht«, sagte ich und legte Skinflick die Hand auf die Schulter. Zu dem Typen sagte ich: »Er hat was getrunken.« »Das merke ich«, sagte der Typ.
Skinflick fegte meine Hand runter. »Ihr könnt mich beide mal.«
Ich packte Skinflick fest am Arm. »Sehr freundlich«, sagte ich zu ihm. »Hast du schon gratuliert?«
»Leck mich«, sagte Skinflick. Und zu dem Typen: »Sei bloß gut zu ihr.«
Der Typ war so klug, darauf nicht zu antworten, als ich Skinflick zurück zu dem Fest schleifte.
Ich brachte ihn zu unserem Tisch und ließ ihn vor meinen Augen zwei Xanax schlucken. Als sie anfingen zu wirken, ließ ich ihn allein und schaute wieder dem Sextett zu.
Um neun hörten sie auf zu spielen, damit der DJ zum Zug kam und die Leute tanzen konnten. Alle standen auf und packten ihre Instrumente und Notenständer ein.
Ich trat an den Bühnenrand. Magdalena errötete und wich beim Packen meinem Blick aus. »Hallo?«, sagte ich.
Sie erstarrte. Die anderen gafften.
»Kann ich dich mal sprechen?«, sagte ich.
»Wir dürfen uns nicht mit den Gästen unterhalten«, sagte eine der anderen. Die Frau, die das Cello spielte. Sie hatte einen Unterbiss.
»Kann ich dich dann anrufen?«, sagte ich zu Magdalena.
Magdalena schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.« Da hörte ich zum ersten Mal ihren Akzent.
»Darf ich dir
meine
Nummer geben? Rufst du
mich
an?«
Sie sah mich an.
»Ja«, sagte sie.
Später stand ich benommen herum, und Kurt Limme kam zu mir.
»Hab gesehen, du bist auf die Musik abgefahren«, sagte er.
»Ich wusste nicht, dass du hier eingeladen bist«, sagte ich. »Ich wollte Skinflick beistehen. Schwerer Schlag für ihn.« »Ja, ich weiß. Ich war den ganzen Abend bei ihm.« Limme zuckte die Achseln. »Ich war beschäftigt. Hab in einem der Mobilklos seine Tante gevögelt.« »Shirl?«, sagte ich. Er guckte betreten. »Ja.«
»Die Arme«, sagte ich. »Hoffentlich war sie betrunken.« Aber es kümmerte mich eigentlich nicht, ob Shirl betrunken war.
Liebe lag in der Luft.
Die nächsten drei Tage verbrachte ich in Demarest an meinem Sandsack und wartete auf ihren Anruf. Als stattdessen David Locano anrief und sich mit mir in dem alten russischen Bad in der 10th Street in Manhattan verabredete, sagte ich sofort zu, um was zu tun zu haben.
Locano nutzte die Badeanstalt damals regelmäßig, weil er dem FBI nicht zutraute, dass es ein dampfbadresistentes Abhörmikrofon bauen könnte. Das erschien zwar reichlich blauäugig - es war vor dem 11. September 2001, an dem sich herausstellte wie unfähig Louis Freehs FBI tatsächlich war -, aber wir ließen es hingehen.
Ich für meinen Teil mochte das Dampfbad. Es war schmutzig, aber es gab den Treffen ein altrömisches Flair.
»Adam nimmt sich ein Apartment in Manhattan«, sagte Locano, als ich hinkam. Er sah deprimiert aus. Krumm saß er mit seinem geschürzten Handtuch da.
»Ja«, sagte ich. Ich setzte mich neben ihn. »Das habe ich gehört.«
»Hättest du es mir gesagt?«
»Ich dachte, du wüsstest das.«
»Hast du die Wohnung gesehen?«
»Ja, wir haben sie zusammen besichtigt.«
Darauf verzog er das Gesicht.
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