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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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sollten ihn zeichnen, wie er eine Erntemaschine für Archer Daniels Midland fährt.
    Es ist also vielleicht verständlich, dass Skinflick sich außerstande fühlte, einem Zug entgegenzutreten, der seit Tausenden von Jahren rollt. Trotzdem schlug es mir irgendwie auf den Magen, und die Luftfeuchtigkeit machte es nicht besser. Einmal machte ich von der Bar zu unserem Tisch einen Umweg, um ihn eine Weile los zu sein.
    Da sah ich Magdalena.

    Ich bin mir nicht sicher, ob es Sie was angeht, aber wenn Sie wirklich möchten, dass ich von ihr erzähle, bitte sehr.
    Äußerlich: Sie hatte schwarze Haare. Sie hatte einen spitzen Haaransatz. Sie hatte schrägliegende Augen. Sie war klein. Knochendürr bis auf den Unterkörper, der vom Laufen gestählt war. Bevor ich sie kennenlernte, hatte ich immer große Blondinen gemocht. Die ließ sie mich sofort vergessen.
    Die weiße Bluse, die sie zum Violaspielen trug, war ihr zu groß, deshalb waren die Ärmel umgeschlagen, und der Kragen stand offen. Man sah ihr Schlüsselbein. Wenn sie spielte, hielt sie die Haare mit einem Samtband aus der Stirn, aber immer fielen einzelne vorwitzige Locken darüber weg. Als ich sie zum ersten Mal sah, sahen sie aus wie Fühler.
    An dem Abend war sie blass, aber in der Sonne wurde sie immer sofort braun, als käme sie aus Ägypten oder vom Mars. Wenn sie einen Bikini trug, spannte sich der Höschenbund von einem spitzen Hüftknochen zum anderen und stand einen Zentimeter von ihrem Bauch ab, so dass man die Hand da hineinschieben konnte. Sie hatte volle Lippen. Für diese Lippen würde ich jeden, den ich jemals getötet habe, noch einmal töten.
    Das alles sagt nichts über sie aus. Es verrät Ihnen nicht mal, wie sie aussah.
    Sie war Rumänin. Dort geboren, mit vierzehn in die Staaten gekommen, so spät, dass sie mit einem leichten Akzent sprach. Sie war leidenschaftliche Katholikin. Jeden Sonntag ging sie in die Kirche, und beim Beten bildete sich Schweiß auf ihrer Oberlippe.
    Es kommt Ihnen vielleicht komisch vor, dass eine Frau -die einzige -, die ich derart geliebt habe, so religiös war. Aber ich liebte selbst das an ihr. Man konnte in ihrer Gegenwart schlecht behaupten, dass es auf der Welt ganz ohne Zauberei zuging, und sie war völlig undogmatisch. Dass sie katholisch war und ich nicht, war für sie genauso Gottes Ratschluss wie alles andere. Gott wollte, dass wir zusammen waren, und hätte niemals zugelassen, dass sie jemanden liebte, den er nicht selber liebte.
    Einmal gestand ich Magdalena, dass ich bei Katholizismus an verstaubte Heiligenbilder, korrupte Päpste und
Der Exorzist
dachte. Aber während ich unheimliche Holzstatuen der heiligen Margaret vor mir sah, stellte sie sich die heilige Margaret selbst vor, auf den Wiesen Schottlands, mit den Schmetterlingen. Was Magdalena mir war, war ihr die Jungfrau Maria. Eifersüchtig machte mich das nie. Ich war nur froh, bei ihr zu sein.
    Apropos Sabinerinnen, meine Lieblingsbeschäftigung war, Magdalena durch die Gegend zu tragen. Als ich noch die Eigentumswohnung in Demarest hatte und Skinflick nie da war, machte ich das stundenlang. Trug sie nackt auf beiden Armen, als wäre ich das Ding aus der schwarzen Lagune, oder ließ sie in meiner rechten Armbeuge sitzen, mit dem Gesicht zu mir und den einen Arm um meinen Hals geschlungen. Manchmal stemmte ich die Arme gegen die Wand, und sie setzte sich vor mich, die Schenkel auf meinen Unterarmen, so dass ich sie von der Muschi bis zum Hals hinauf lecken konnte und an ihre Hüftknochen und ihren Brustkorb rankam.
    Noch immer drücke ich mich nicht annähernd klar aus.
    Wir wussten auf den ersten Blick Bescheid. Ist das nicht deprimierend? Wird so etwas je wieder passieren, mir oder sonst jemandem?
    Ich sah sie und konnte nicht aufhören, sie anzustarren, und sie sah mich ebenso unverwandt an. Weil ich befürchtete, nur zufällig an der Stelle zu stehen, auf die sich ihre Augen beim Spielen richteten, stellte ich mich woandershin, und ihr Blick folgte mir. Wenn sie gerade nicht spielte und die Viola herunternahm, öffneten sich ihre Lippen ein klein wenig.

    Dann trat Skinflick von hinten auf mich zu und sagte: »Hey, die Schwuchtel zieht solo ab.«
    »Wer?«, sagte ich, die Augen immer noch auf Magdalena.
    »Der Mann von Denise.«
    Schwuchtel
war ein nettes Steinzeitwort, das Skinflick im Umgang mit Kurt Limme aufgeschnappt hatte. Anfangs hatte er es ironisch benutzt, als machte er sich über tumbe Machos lustig, aber dann hatte er es sich

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