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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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stieg. Ich stemmte mich gegen beide Glaswände gleichzeitig, um Magdalena und Rovo im Winkel festzuhalten. Aber sie rutschten immer wieder unter meinem Körper durch.
    »Die echten Brnwas sind da umgekommen«, redete Skinflick weiter. »Und deine Großeltern haben ihre Identität angenommen, um nach dem Krieg aus dem Land zu kommen. Aber in Israel wurden sie von einem Russen erkannt, der die echten Brnwas gekannt hatte. Ein Freund von ihm rief meinen Dad an.«
    Einen Teil davon bekam ich unwillkürlich mit. Ich hatte das Gefühl, da würde ich etwas klären müssen, womit es mir dann vielleicht gar nicht gutging.
    Wenn ich morgen oder nächste Woche noch lebte.
    Jetzt musste Skinflick erst mal still sein und uns helfen.
    »Na und?«, schrie ich.
    »Ich wollt's dir nur sagen. Du hast von nichts eine Ahnung.«
    »Schön!«, sagte ich. »Ich verzeih dir! Ich verzeih deinem Dad! Ich verzeih meinen scheiß Großeltern! Hol uns hier raus!«
    Skinflick schwieg. Dann sagte er: »Ich weiß nicht, Mann. Du hast meine ganzen Jungs umgebracht.«
    »Das ist nur gut so«, sagte ich. »Es weiß keiner. Mach schon!« Als er nicht antwortete, fügte ich hinzu: »Ich helf dir auch, wenn du sonst wen umbringen willst.«
    »Klar. So wie letztes Mal?«, sagte er. »Danke, ich nehm lieber, was ich hab. Und das bist du. Buchstäblich.«
    »Für die Farm konnte ich nichts. Das weißt du!«
    Panik erfasste mich. Meine Arme und Beine brannten. Getier glitschte um meine Fußgelenke. Und es gelang mir einfach nicht, Magdalena und ihrem Bruder das Klebeband vom Körper zu reißen. Ich sah nur ihre entsetzten Augen vor mir und spürte ihren heißen Atem auf meinem Gesicht.
    »Von mir aus, Kumpel«, sagte Skinflick. »Oder vielleicht sollte ich sagen, Spezi. Wie in >Spezial-Fischfutter<.«
    Der Sterbende über uns ließ seine Knarre ins Wasser fallen. Sie landete einen Meter entfernt, aber das nützte mir nichts. Skinflick schoss auf gut Glück ein paar Mal ins Wasser, als er den Einschlag hörte.
    »Jetzt muss ich die scheiß Leichen hier rausschaffen«, sagte er, als das Echo verhallte. »Dabei hab ich noch überlegt, ob ich Fleisch mitbringen soll, falls die Fische nicht anbeißen. Schätze, es geht auch so.«
    Daraus schloss ich, dass er vorhatte, einen der Toten ins Wasser zu werfen, und ich fragte mich, ob uns das womöglich half - ob die Haie, wenn sie ein Stück Fleisch zum Vergleich hatten, vielleicht zu dem Schluss kamen, dass wir
kein
Futter waren.
    Dann spürte ich etwas auf meinem Gesicht und schmeckte Kupfer. Ich blickte auf, und ein dicker Tropfen klatschte mir aufs Auge. Beißend. Warm.
    »Lass wenigstens Magdalena und ihren Bruder hier raus!«, schrie ich Skinflick an. »Sie haben dir nichts getan!«
    »Kriegsopfer, Kumpel. Tut mir leid.«
    Zwei Sekunden später schlugen die Haie zu.

    Die Haie hatten die Wahl zwischen mir und Rovo, denn sobald ich begriff, was los war, deckte ich Magdalenas Körper weitgehend mit meinem.
    Rovo schlug viel weniger um sich als ich. Die Wasseroberfläche bockte und barst, als sie ihn angriffen.
    Haie tun nichts als schwimmen und töten, wird manchmal behauptet, aber das ist schon zu viel gesagt. Sie gebrauchen für beides die gleichen Muskeln an den Körperseiten. Sie schlagen die Kiefer in etwas und werfen sich einfach hin und her, bis ein Happen losreißt. Wenn sie dann meinen, es sich leisten zu können, ziehen sie sich zurück, bis ihr Opfer verblutet.
    Die Haie in Coney konnten es sich nicht leisten und wussten es. Sie waren zu viele. Dieses Becken war ein widerlich konzentriertes Stück organischer Hölle, vollgepackt mit Tieren, die in Freiheit Hunderte von Meilen am Tag schwimmen und sich eisern voneinander fernhalten. Wenn sie aber hier zubissen und auf Abstand gingen, blieb nichts übrig. Die auf Rovo losgingen, zerrten ihn von der Wand weg in die Beckenmitte und zogen Magdalena und mich mit.
    Es war, als würden wir in einen Abfluss gespült. Unter Wasser, die Beine um Magdalena geschlungen, bekam ich das Klebeband an ihren Armen zu fassen und zerbiss es. Dabei riss ich mir den unteren linken Eckzahn und den Zahn dahinter aus, aber ich bekam sie frei.
    An der Oberfläche aber kraulte sie von mir weg auf Rovo zu, der von allen Seiten gedreht und herumgezerrt wurde und im von oben einfallenden Licht immer noch Blut schrie. Ich packte das Klebeband an Magdalenas Beinen und zog sie in die Dunkelheit zurück, gerade als Skinflick wieder zu schießen begann.
    Ich glaube, das hat Rovo den Tod

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