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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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gleiche Gespräch wie Sam Freed am Abend, bevor das FBI die Anklagen fallen ließ. Nur wusste ich, dass die Überraschung diesmal in nichts Gutem bestand.
    »Möchtest du Coke?«, sagte er.
    »Nein«, sagte ich.
    Damals nahm ich keine Drogen mehr. Im Knast hatte ich aus Langeweile ziemlich viel genommen, aber gegen einen 6-Meilen-Lauf mit Magdalena und ihren abgekühlten, verschwitzten Körper beim Ficken danach kam das Zeug einfach nicht an. Die Ladung, die Skinflick dabeihatte, und die Masse, die er sich beim Fahren in die Nase zog, waren allerdings beachtlich und beängstigend.
    Er fuhr uns nach Coney und parkte an derselben Stelle wie knapp zwei Jahre zuvor. Dann machten wir den gleichen Unterweltspaziergang unter der Pier durch, nur hatte er diesmal eine größere Maglite.
    Wir stiegen durch das Loch im Zaun und gingen direkt zu dem Haifischbeckenbau. Er sah kleiner aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Die Tür war bereits aufgeschlossen.
    Inzwischen nahm ich an, dass Skinflicks »nichts Ungesetzliches« gelogen war - dass er jemanden umgebracht hatte und ich ihm bei der Beseitigung der Leiche helfen sollte. Er zog mit einem Knall die Tür zu und ging vor mir die metallene Wendeltreppe hinauf.
    Er knipste die Taschenlampe aus, als wir in den Raum mit dem Becken gelangten, und einen Moment lang konnte ich nichts sehen als den grauen Schimmer der Oberlichter und ihren Widerschein unten im schwarzen Wasser.
    Dann hörte ich den Laut - ein helles
»Mmmmmmmm!«
Am genauesten kriegt man das hin, wenn man sich Gewebeband über den Mund klebt und dann zu schreien versucht. Denn mit Gewebeband war auch Magdalenas Mund zugeklebt.
    Ich erkannte ihre Stimme sofort. Das Adrenalin erweiterte meine Pupillen. Schlagartig konnte ich sehen.
    Rund ein halbes Dutzend Mafiaärsche standen auf der Galerie. Es ist schwer, in solchen Situationen zu zählen. Ein paar erkannte ich. Alle waren bewaffnet.
    Das Seil über dem fehlenden Geländerstück war entfernt worden, und die Rampe ragte aufs Wasser hinaus. Magdalena und ihr stämmiger Bruder Rovo standen oben an der Rampe. Ihre Arme, Beine und Münder waren mit Klebeband umwickelt - schlampig, wie Spinnen ihre Netze weben, wenn man Giftdrogen an ihnen testet. Ein Arschloch mit Kanone stand direkt hinter ihnen.
    Ich wollte nur noch eins: töten. Rings um mich herum leuchteten Knie, Augen und Kehlen auf wie Ziele in einer Schießbude.
    Aber Skinflick peilte ich nicht an. Ich hätte es gekonnt -hätte mit der Ferse nach hinten ausschlagen und sie ihm so tief ins Brustbein rammen können, dass sie sein Herz zerquetscht hätte. Aber irgendwie konnte ich noch nicht recht glauben, dass er hier mitmischte. Er hatte Bescheid gewusst, ja. Aber vielleicht war er gezwungen worden, mich herzubringen. Oder
sonstwas.
Also verschonte ich ihn, als ich ans Töten ging-
    Der Sack links von mir hatte weniger Glück. Er zielte mit einer Glock auf mich. Ich ging von außen rein, indem ich durch seinen Brustkorb hindurch die Vorderseite seines Schulterblatts visualisierte und ihm meine Schulter durch Schlüsselbein und Lunge stieß. Ich krallte ihm die Gurgel raus, als ich ihm die Knarre abnahm. Mit der Kehlhand schnappte ich mir Skinflicks Taschenlampe und blendete noch zwei von den Dreckskerlen. Dann schoss ich sie in die Brust.
    Aber Skinflick war ausnahmsweise
schnell.
Diesmal brauchte er ja nur einen Schritt durch die Tür zu machen, und im Ausweichen war Skinflick Fachmann. Aus der Deckung des Türbogens rief er:
»Schießt!«
    Ich erschoss noch zwei, bevor sie dazu kamen. Dann stieß der Sack hinter Magdalena und Rovo die beiden von der Rampe, und sie fielen aufs Wasser zu. Ich schoss den Drecksack in die Stirn und sprang über das Geländer.
    Es ging mir nicht schnell genug. Ich sah, dass Magdalena und Rovo nicht nur mit Klebeband gefesselt, sondern auch aneinandergefesselt waren. Nur mit ein paar Strängen, aber es hielt. Ich hätte schreien können, so langsam stürzte ich aufs Wasser zu. Um nicht ganz untätig zu sein, schoss ich auf einen weiteren Mobster, dessen Bauch am Geländer in Sicht kam.
    Jemand anders schoss auf mich - ich sah das Mündungsfeuer langsam auf der Galerie aufflammen, auch wenn ich inzwischen nichts mehr hören konnte.
    Dann schlug ich auf dem Wasser auf, und es kam Bewegung in die Sache.
    Wasser ist immer ein Schock, aber ich hatte schon einen Schock, und das Wasser fühlte sich dünn wie Luft an, als ich auf die Stelle zuhielt, wo ich das Magdalena-Rovo-Bündel vermutete.

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