Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)
Ihres Bundesstaates. Bitte ordnen Sie die folgenden neun Fachrichtungen in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit, mit der Tom jetzt jedes dieser Fachgebiete studiert. Verwenden Sie eine Eins für die wahrscheinlichste Fachrichtung und eine Neun für die am wenigsten wahrscheinliche Fachrichtung:
Betriebswirtschaftslehre
Informatik
Ingenieurwissenschaft
Geisteswissenschaften und Pädagogik
Rechtswissenschaft
Medizin
Bibliothekswissenschaft
Physik- und Biowissenschaften
Sozialwissenschaften und Sozialarbeit
Die Frage ist leicht, und Sie wussten sofort, dass der prozentuale Anteil der in die einzelnen Fachrichtungen eingeschriebenen Studenten an der Gesamtzahl der Studierenden der Schlüssel zur Lösung ist. Soweit Sie wissen, wurde Tom W. zufällig aus den Studenten der Universität ausgewählt, so wie eine einzelne Murmel aus einer Urne gezogen wird. Um zu entscheiden, ob eine Murmel eher rot oder eher grün ist, müssen wir wissen, wie viele Murmeln jeder Farbe in der Urne sind. Dieser Anteil der Murmeln einer bestimmten Sorte wird »Basisrate« genannt. Entsprechend ist die Basisrate für Geisteswissenschaften und Pädagogik in diesem Problem der Anteil der Studenten dieser Fachrichtung unter allen Studenten. Wenn keine konkreten Informationen über Tom W. vorhanden sind, hält man sich an die Basisraten und nimmt an, dass er mit höherer Wahrscheinlichkeit Geisteswissenschaften und Pädagogik als Informatik oder
Bibliothekswissenschaft studiert, weil es insgesamt mehr Studenten der Geisteswissenschaften und Pädagogik als der anderen beiden Fachrichtungen gibt. Wenn keine weitergehenden Informationen zur Verfügung stehen, bietet es sich an, von den Basisraten auszugehen. Als Nächstes folgt eine Aufgabe, die nichts mit Basisraten zu tun hat.
Nachfolgend finden Sie eine Persönlichkeitsskizze von Tom W., die ein Psychologe auf der Basis von psychologischen Tests unbekannter Validität (Gültigkeit) in Toms letztem Highschool-Jahr geschrieben hat:
Tom W. ist hochintelligent, auch wenn es ihm an echter Kreativität mangelt. Er hat ein Bedürfnis nach Ordnung und Klarheit und nach übersichtlichen, strukturierten Systemen, in denen jedes Element seinen geeigneten Platz findet. Sein Schreibstil ist eher fade und mechanisch und wird nur gelegentlich durch etwas abgedroschene Wortspiele und ein kurzes Aufblitzen einer Science-Fiction-artigen Fantasie verlebendigt. Er scheint wenig Gespür für andere Menschen und ein geringes Einfühlungsvermögen zu besitzen, und er ist eher kontaktscheu. Trotz seiner Selbstbezogenheit hat er ein ausgeprägtes moralisches Bewusstsein.
Nehmen Sie jetzt bitte ein Blatt Papier und ordnen Sie die neun unten aufgeführten Fachrichtungen danach, wie ähnlich die Beschreibung von Tom W. dem typischen Studenten in jedem Fachgebiet ist. Verwenden Sie eine Eins für die stärkste und eine Neun für die geringste Ähnlichkeit.
Sie haben mehr von diesem Kapitel, wenn Sie diese Aufgabe kurz selbst probieren; die Lektüre des Berichts über Tom W. ist notwendig, damit Sie sich ein Urteil über die verschiedenen Fachrichtungen bilden können.
Auch diese Frage ist einfach. Sie verlangt von Ihnen nur, dass Sie das Stereotyp von Studenten verschiedener Studiengänge abrufen oder vielleicht auch konstruieren. Als das Experiment Anfang der 1970er-Jahre zum ersten Mal durchgeführt wurde, sah die Rangfolge, gemittelt über alle Probanden, folgendermaßen aus. Ihre eigene wird vermutlich nicht allzu stark davon abweichen:
Informatik
Ingenieurwissenschaft
Betriebswirtschaftslehre
Physik- und Biowissenschaften
Bibliothekswissenschaft
Rechtswissenschaft
Medizin
Geisteswissenschaften und Pädagogik
Sozialwissenschaften und Sozialarbeit
Vermutlich haben Sie Informatik angesichts der Hinweise auf kauziges Verhalten (»abgedroschene Wortspiele«) zu den passendsten Fächern gezählt. Tatsächlich passt die Beschreibung von Tom W. auf dieses Stereotyp. Ein weiterer Studiengang, der von den meisten weit oben eingeordnet wurde, ist die Ingenieurwissenschaft (»Bedürfnis nach … übersichtlichen, strukturierten Systemen«). Vermutlich glaubten Sie, dass sich das Porträt von Tom W. nicht gut mit Ihrer Vorstellung von Sozialwissenschaften und Sozialarbeit (»wenig Gespür für andere Menschen und ein geringes Einfühlungsvermögen«) zusammenbringen lässt. Berufliche Stereotype scheinen sich in den fast vierzig Jahren, die vergangen sind, seitdem ich diese Beschreibung von Tom W. ausgearbeitet habe, kaum
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