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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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zusammen. »Was?«
    Â»Die Tür.« Gabriel deutet auf die Terrassentür auf der Hinterseite der Villa.
    David kneift die Augen zusammen. »Die ist ja offen«, murmelt er verblüfft.
    Â»Und was denkst du?«, fragt Gabriel.
    Â»Das gefällt mir nicht. Überhaupt nicht. Entweder von Braunsfeld sitzt gemütlich und ahnungslos da drinnen, frühstückt und hat die Tür zum Lüften geöffnet, oder es ist eine Falle. Aber so oder so«, flüstert David, »wenn wir da reingehen, haben wir ein Problem.«
    Gabriel starrt zur offenen Tür hinüber und nickt bedächtig.
    David atmet erleichtert auf. Bei all dem Wahnsinn ist Gabriel offenbar lernfähig und, ganz anders als früher, besonnenen Einschätzungen zugänglich – auch wenn sie von seinem kleinen Bruder kommen. Und jetzt? Was rätst du ihm jetzt? Zur Polizei zu gehen?
    Â»Hat von Braunsfeld Personal?«, fragt Gabriel mit gedämpfter Stimme.
    David zuckt mit den Schultern. »Ohne wird’s wohl nicht gehen, bei dem riesigen Kasten. Aber ich hab keine Ahnung, wann die hier anrücken. Soweit ich weiß, legt der Alte viel Wert auf seine Privatsphäre. Aber ich würd’s nicht –«
    Â»Riskieren wir’s«, murmelt Gabriel und eilt geduckt auf die Villa zu. Das nasse kurzgeschnittene Gras flüstert unter seinen Schuhen. In der Nacht muss es stark geregnet haben.
    Â»He! Warte –«, sagt David. Doch Gabriel ist längst bei der Villa angekommen und nicht mehr zu bremsen. Im Schutz des fensterlosen Souterrains schleicht er, dicht an das Ziegelmauerwerk gepresst, zur Freitreppe hinüber.
    Â»Verfluchte Scheiße«, zischt David. Er ballt die Fäuste und humpelt hinter Gabriel her, die Stufen der Freitreppe hinauf, bis zur offenen Tür. Taupefarbene Gardinen bewegen sich sanft in der Zugluft. Das Rascheln der Vorhänge in der Stille ist gespenstisch.
    Â»Niemand zu sehen«, flüstert Gabriel, dann tritt er in den Wohnraum ein.
    Als David seinen Fuß über die Schwelle setzt, hat er das Gefühl, unwiderruflich eine Grenze zu überschreiten.
    Er tappt weiter, hinter Gabriel her, durchs Wohnzimmer, und sein Blick huscht über die Gemälde. Monet, Renoir, in einer Nische unverkennbar ein Picasso. Seine Alarmglocken schrillen. Niemand, der so wertvolle Bilder besitzt, würde die Tür so unbedacht offen stehen lassen! Außerdem ist es drinnen genauso kalt wie draußen.
    Lautlos öffnet Gabriel die Tür zum Hausflur. An der Decke einer großzügigen Marmorhalle flackert eine muntere Gasflamme in einer antiquierten Laterne, ein schmiedeeisernes Geländer schraubt sich neben einer ebenfalls marmornen Treppe in die Höhe, eine weitere, sehr viel kleinere Treppe führt nach unten, in den Keller. Gabriel bleibt wie angewurzelt stehen, packt ihn hart am Arm und deutet die Kellertreppe hinunter.
    Am Fuß der Treppe liegen zwei große Tierkadaver, offenbar Hunde, inmitten einer sattschwarzen Lache.
    Gabriels Griff um Davids Unterarm ist stählern und hält ihn davon ab, aus dem Haus zu laufen.
    Ohne eine Miene zu verziehen, legt Gabriel den Finger auf die Lippen, deutet auf sich, dann wieder auf den Keller, dann zeigt er auf David und bedeutet ihm zu bleiben, wo er ist.
    David nickt. Das Schlucken fällt ihm schwer, sein Hals ist trocken. Er sieht Gabriel nach, der über die Hunde steigt, ohne dabei auch nur das geringste Geräusch zu machen. Als er durch die Kellertür verschwindet, ist sein Gesicht bleich und angespannt. Als hätte er genauso viel Angst wie ich, denkt David. Mit einem leisen, hallenden Klick fällt die Kellertür zu, und die Stille schlägt über David zusammen.
    Jämmerlicher Feigling, flüstert Sarkov in seinem Kopf.
    Er sieht nach oben, sein Blick folgt dem Geländer ins erste Stockwerk. Widerstrebend setzt er sich in Bewegung und versucht, das hässliche Ungeheuer in seinem Innern, das mit allen Fasern rebelliert, unter Kontrolle zu bekommen.
    Jede Stufe ein Schuss auf das Ungeheuer. Jede Stufe ein Biss des Ungeheuers.
    Auf dem Treppenabsatz des ersten Obergeschosses bleibt David stehen und sieht sich um. Das Licht ist eingeschaltet, als wäre jemand hier gewesen. Vor ihm liegt ein Flur mit acht Türen, vier auf jeder Seite.
    Alles in ihm schreit: Weg hier!
    Die offene Tür, die toten Hunde, die drückende Stille.
    Aber er kann den Blick nicht von den Türen wenden. Die

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