Schnitt: Psychothriller
oder?«
»Nein.«
Stille.
Plötzlich flammt das Licht in der Krypta grell auf, und Liz kneift die Augen zusammen.
»Sieh mich an«, fordert Valerius.
Liz blinzelt an der Säule vorbei auf seine Gestalt, sein geteiltes Gesicht.
»Dein Gabriel ist der Grund, warum aus mir dieses Monster geworden ist. Und dein Gabriel ist der Grund, warum mein Vater mich wegsperren musste. Ich war gerade flügge, hatte gerade begonnen zu fliegen. Ich war bereit. Bereit, in seine Welt einzutreten. Ich wäre höher geflogen als er, viel höher. Ich hatte gerade damit begonnen. Bis er kam, dein Gabriel. Schon alleine der Name! Ich hätte es wissen müssen. Ein verfickter beschissener Erzengel.«
Kapitel 49
Berlin â 28. September, 06:57 Uhr
»Und dieser von Braunsfeld«, fragt Gabriel, »was ist das jetzt für â«
»Stopp, stopp, da rein!« David fuchtelt mit den Armen und zeigt nach links.
Gabriel reiÃt das Lenkrad herum und biegt im spitzen Winkel vom Kronprinzessinnenweg auf den Wannseebadweg ein. Die abgefahrenen Reifen des Saab 900 schmieren über den immer noch nassen Asphalt.
»Gott, verflucht. Kannst du bitte etwas langsamer fahren. Ich muss den Wagen heil zurückbringen.«
»Hm. Also, was ist das für ein Typ, dieser von Braunsfeld? Warum hat Liz ihn interviewt?« Gabriel drückt das Gaspedal durch.
David hält sich am Türgriff fest und starrt auf das Armaturenbrett, wo die Tachonadel unaufhaltsam höher klettert. »Er gehört zu den deutschen Top zehn, der Mann ist Milliardär.«
»Und womit hat er die Milliarden gemacht?«
»Im Detail ist das schwer zu durchschauen, aber es fing in den Siebzigern und Achtzigern an, im Verlagswesen, dann später im privaten Fernsehmarkt, und dazu hält er noch Anteile an der DEW .«
»Der Energiekonzern?«
»Genau der.«
Gabriel schweigt einen Moment, lenkt den Saab in eine Rechtskurve und touchiert die Bordsteinkante. Es knirscht, und der Wagen springt nach links wie ein scheuender Ackergaul. David beiÃt sich auf die Lippen.
»Hast du nicht gesagt, er hätte dich rausgeschmissen? Dann war er also auch dein Arbeitgeber?«
»Ich hab wie Liz für TV 2 gearbeitet, der Sender gehört zu seiner Mediengruppe, aber Liz war immer frei, ich war fest angestellt.«
»GroÃartig«, murmelt Gabriel. »Und weiÃt du, wer noch für TV 2 arbeitet?«
»Wer?«
»Yuri Sarkov. Python macht den kompletten Objektschutz für den Sender.«
David starrt ihn von der Seite an. »Du meinst, Sarkov und von Braunsfeld kennen sich? Aber was spielt das für eine Rolle?«
»Ich bin nicht sicher, aber irgendwie hängt das alles zusammen. Dieses Haus, der Kadettenweg 107, das von Braunsfelds Exfrau gehört hat, steht seit über dreiÃig Jahren leer. Yuri hat immer alles versucht, mich davon fernzuhalten. Und dann diese ganze Nummer mit dem Film, den ich angeblich aus dem Tresor im Kadettenweg geklaut haben soll! Warum ist Yuri hinter einem Band her, das im Tresor von von Braunsfelds Exfrau gelegen hat? Das muss doch der gleiche Film gewesen sein, den Val damals in Vaters Labor gesucht hat. Was zur Hölle ist da drauf? Und vor allem: Was will Liz bei von Braunsfeld, und warum ist sie plötzlich frei?«
»Ich versteh es nicht«, sagt David. »Und was ich auch nicht verstehe: Wenn Liz wirklich entführt wurde, warum ruft sie dich nicht an, jetzt, wo sie frei ist? Das wäre doch das Erste, was ich machen würde.«
Gabriel verzieht den Mund. »Weil ich mein Handy nicht mehr habe. Stattdessen schleppe ich ja im Moment ihres mit mir rum, aber das kann sie ja nicht wissen. Vermutlich hat sie längst probiert, mich auf der alten Nummer anzurufen, nach deiner Nummer hat sie diese Pierra ja auch gefragt â¦Â«
»Aber was will sie von von Braunsfeld? Meinst du, von Braunsfeld ist Val? Vielleicht wollte Sarkov deswegen den Namen nicht rausrücken.«
Gabriel schüttelt den Kopf. »Glaub ich nicht. Dafür ist von Braunsfeld zu alt.«
Der Saab fliegt fast auf die Brücke zu, die nach Schwanenwerder führt, und er nimmt den Fuà vom Gas. »Wohin jetzt?«
»Einfach geradeaus, über die Brücke. Dann kommst du automatisch auf die InselstraÃe.«
Mit einem lauten Klatschen preschen die Reifen durch eine Pfütze und werfen eine meterhohe Wasserfontäne zu beiden Seiten des Wagens
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