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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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auf.
    Â»Was ist eigentlich damals mit von Braunsfelds Frau passiert?«, fragt Gabriel.
    Â»Eine tragische Geschichte«, antwortet David. »Gill, seine Frau, ist, vielmehr war , gebürtige Kanadierin, eine echte Schönheit. Die beiden waren ein Traumpaar, die Boulevardpresse hat sie regelrecht belagert. Sie hat mitgespielt und ist auf jeder Party und Benefizgala aufgetreten, die stattfand. Irgendwann sind ihre öffentlichen Auftritte aber immer seltener geworden, sie hat sich regelrecht eingegraben. In der Presse wurde über Trennung und Scheidung geschrieben, das war in den Siebzigern. Als es gerade begann, hässlich zu werden zwischen den beiden, ist sie mit ihrem Mercedes Cabrio von der Straße abgekommen und hat sich mehrfach überschlagen. Sie war sofort tot. Im Nachhinein hat man bei ihr über zwei Promille Blutalkohol festgestellt. Das Ganze wurde vom Rechtsmediziner unter den Teppich gekehrt. Sie hatte offenbar schon lange Alkoholprobleme. Und Ende der Siebziger verschwand dann auch noch ihr Sohn.«
    Â»Die beiden hatten Kinder?«
    Â»Einen Sohn, ja. Warte mal, wie hieß der noch …?«
    Gabriel drosselt unwillkürlich das Tempo. Vor seinem inneren Auge sieht er das Foto auf dem Kaminsims im Kadettenweg, die schwarzhaarige und betörend schöne Frau mit den tiefen Schatten unter den Augen und den jungen blonden Mann. »Der Sohn ist verschwunden? Wie denn?«
    Â»Keine Ahnung. Wie Menschen eben verschwinden. Es war direkt nach seinem achtzehnten Geburtstag. Verdammt, wie hieß der Junge noch?« David legt die Stirn in Falten. »Na egal. Jedenfalls war er wohl feiern, ist losgezogen, und seitdem wird er vermisst. Vermutlich ist ihm etwas zugestoßen, und er ist längst tot. Aber eine Leiche wurde nie gefunden.«
    Gabriel nickt nachdenklich und fährt langsam auf die schmale Brücke. Die Metallschwelle im Asphalt klappert, als die Reifen darüberholpern.
    Â»Verdammter Mist, mein Gedächtnis«, schimpft David. »Der Junge hieß … warte mal, irgendwas Römisches, Mark… Markus , genau. Markus Valerius von Brauns–«
    Gabriel tritt ruckartig auf die Bremse, und ihre beiden Körper schnellen nach vorne, in die Gurte. Der Wagen bleibt mitten auf der Straße stehen. Dünne, hellgraue Wolkenfäden quellen aus dem Auspuff.
    Â»Valerius?« , flüstert Gabriel.
    Â»O Gott. Val! , natürlich.«
    Gabriel steuert den Wagen an den Straßenrand und schaltet den Motor ab. »Welche Hausnummer?«, fragt er heiser.
    Â»Ich weiß nicht, ich glaube, die Vierzehn. Ein zweiflügliges Eisentor. Das Haus ist aus hellbraunen Ziegeln.«
    Gabriel reißt die Tür auf und stürmt die Inselstraße hinunter.
    Â»Hey! Hey, warte«, ruft David. Er steigt aus, wirft erst seine Tür zu, dann Gabriels und humpelt hinter ihm her. »Warum nehmen wir nicht den Wagen?«
    Â»Willst du vorm Haus parken und hupen?«
    Â»Du willst da wirklich rein?«
    Gabriel antwortet nicht. Er dreht sich noch nicht einmal um.
    David bleibt stehen. »Gabriel, ich weiß nicht …«
    Â»Dann bleib hier und bewach deinen Saab.«
    Â»Das ist nicht mein Saab«, ruft David und blickt Gabriel nach.
    Â»Ach, Scheiße«, stöhnt David schließlich. Dann setzt er sich hinkend in Bewegung. Kurz darauf bleibt Gabriel vor einem Tor stehen, das einen Spaltbreit geöffnet ist. Auf den beiden gemauerten Torpfosten sind zwei längliche Kameras aufgepflanzt. Gabriel starrt zu ihnen hoch, dann drückt er gegen das Tor. Es schwingt geräuschlos auf, und David sieht noch, wie Gabriel hindurchschlüpft.

Kapitel 50
    Berlin – 28. September, 07:24 Uhr
    Im Südosten bricht für einen Augenblick die Sonne zwischen den Wolken hervor und wirft Licht auf die Villa. Die Schatten der umliegenden Bäume greifen nach dem Ziegelbau, Laub wirbelt zu Boden wie goldenes Konfetti.
    David hastet hinter Gabriel her. Er spürt, wie der Verband auf die Wunde an seinem Bein drückt, aber das Medikament betäubt die Schmerzen. In einem weiten Bogen laufen sie um die Villa herum und nähern sich ihr von hinten.
    David spürt den Schweiß in seinen Handflächen, kalt und glitschig. Verflucht, was mache ich hier? Er muss an Sarkov denken, an seine letzten Worte. Jämmerlicher Feigling. Der verächtliche Tonfall haftet ihm auf der Seele wie Rotze.
    Â»Siehst du das?«, flüstert Gabriel.
    David zuckt

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