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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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gesagt, du bist in einer schwierigen Lage. Sollte ich da etwas missverstanden haben?«
    Gabriel beißt sich auf die Lippen. Er fühlt sich wie festgeschnallt, unfähig, seine Arme oder seine Beine zu bewegen, und er hasst Dressler dafür, dass er nach so langer Zeit immer noch dieses Gefühl bei ihm auslöst. »Ich wüsste nicht, wie Sie mir helfen können. Oder haben Sie umgesattelt und arbeiten jetzt als Anwalt, nachdem Sie als Psychiater versagt haben?«
    Ãœber Dresslers Lächeln legt sich ein Schatten. »Versagt ist nicht ganz zutreffend. Meine Behandlungsmethoden hatten erstaunliche Erfolge. Sie waren nur damals in der Conradshöhe nicht mehr opportun. Aber das ist zwanzig Jahre her, in der Rückschau ist das alles nur ein kurzes Schlaglicht. Ich bin seit sechzehn Jahren Privatdozent und als Sachverständiger beziehungsweise Gutachter tätig. Und in diesem Fall hat man mich als Sachverständigen gerufen, um zu beurteilen, wie es um deine physische und vor allem psychische Verfassung bestellt ist.«
    Â»Um meine Verfassung ist es bestens bestellt«, sagt Gabriel.
    Â»Und der gute alte Luke ? Wie geht’s dem?«, lächelt Dressler. »Fragt die Stimme noch ab und an nach ihm?«
    Sag jetzt nichts Falsches, flüstert es in Gabriels Kopf. Du kennst ihn. Du weißt, wie er ist!
    Â»Luke ist weg«, sagt Gabriel.
    Â»Und die Stimme?«
    Â»Was soll mit der Stimme schon sein?«
    Â»Was sagst du ihr, wenn sie nach Luke ruft? Ich meine, irgendwas musst du doch antworten.«
    Â»Dass er weg ist«, erwidert Gabriel.
    Dressler sieht ihn aus schmalen Augen an, wie eine Schlange, die versucht, in ihn hineinzukriechen. »Allein die Tatsache, dass du das sagst, bedeutet doch, dass die Stimme immer noch in deinem Kopf herumspukt, oder? Und wo die Stimme ist, da ist doch auch Luke nicht weit.«
    Wie früher! Das Arschloch bohrt und bohrt!
    Beruhig dich!
    Was heißt hier beruhigen? Der verdreht dir das Wort im Mund, und du willst dich beruhigen? Merkst du nicht, was hier läuft? Polier ihm die Fresse!
    In Gabriels Kopf gerät alles zu einem wirren Strudel aus Stimmen und Gedanken. Er hat das Gefühl zu platzen. »Verpissen Sie sich in das Rattenloch, aus dem Sie gekrochen sind«, erwidert er mit kaum verhohlener Wut.
    Dresslers Augen leuchten auf. »Pit Münchmaier – der kam auch aus einem Rattenloch, nicht wahr? Ich frage mich, was hätte wohl Luke mit ihm gemacht?«
    Gabriel fühlt sich wie vor den Kopf gestoßen. Der Strudel steht still. »Keine Ahnung«, sagt er langsam. »Wenn Sie ihn sehen, sollten Sie ihn fragen.«
    Für einen winzigen Moment meint Gabriel, in Dresslers Augen Enttäuschung zu lesen. Ein betörendes Gefühl von Triumph überkommt ihn. »Reicht Ihnen das, um sich von meiner psychischen Verfassung zu überzeugen?«
    Â»Nun«, sagt Dressler, »nur um dir deine Situation noch einmal kurz vor Augen zu führen: Deine Akte beschreibt dich als psychisch labil, hochaggressiv, paranoid und attestiert dir eine Persönlichkeitsstörung. Alles in allem beste Voraussetzungen für einen Mord. Ich würde mich also etwas zugänglicher geben, wenn ich du wäre. Sonst bringt dich das nur weiter in Misskredit.«
    Das Triumphgefühl wird blasser. Stattdessen muss er plötzlich an Liz denken. Daran, dass er immer noch hier festsitzt und nicht weiß, was mit ihr passiert ist. Er räuspert sich. »Hören Sie, ich weiß nicht, was hier läuft. Ich hab auch keine Ahnung, was mit diesem Pit Münchmaier passiert ist. Ich weiß nur, dass meine Freundin verschwunden ist. Sie wurde im Park –«
    Â»â€“ überfallen«, ergänzt Dressler sanft. »Ich weiß.«
    Â»Wenn Sie wirklich hier sein sollten, um mir zu helfen, dann finden Sie Liz.«
    Â»Nun, der Punkt ist, es gibt keinerlei Beweis für diesen Überfall.«
    Â»Sie ist verschwunden, verdammt. Rufen Sie sie an, klingeln Sie in der Cotheniusstraße, fragen Sie in der Redaktion. Wenn Sie dann immer noch glauben, dass –«
    Â»Das hat die Polizei doch bereits getan, Gabriel. Aber deine Liz Anders ist ja Journalistin, und soweit ich das gehört habe, soll sie bekannt dafür sein, dass sie oft tage- und wochenlang abtaucht, um ihre Recherchen zu betreiben.«
    Â»Sie ist nicht auf Recherche, zum Teufel. Sie ist überfallen worden!«
    Â»Hast du dich mit ihr gestritten?«,

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