Schnitt: Psychothriller
fragt Dressler.
Gabriel starrt Dressler an, als hätte der Psychiater ihn geohrfeigt, und ballt die Fäuste. »Sie gottverdammtes beschissenes Arschloch.«
»Oh«, lächelt Dressler. »Sollte Luke etwa doch noch da sein?«
Gabriel atmet schwer und zwingt sich, die Fäuste zu öffnen.
Dressler lehnt sich vor, über den Tisch, und durchbohrt Gabriel mit seinen wässrigen Augen. »Dir scheint nicht klar zu sein, dass ich gerade deinen Schlüssel in der Hand halte. Und damit meine ich nicht etwa den Zellenschlüssel. Ich bin hier, um zu entscheiden, ob du in die Geschlossene überführt werden musst. Man fühlt sich dir hier nicht gewachsen.«
Gabriel starrt Dressler an. Gleichzeitig beginnen seine Knie unter dem Tisch zu zittern. Alles, nur das nicht!, denkt er. Nie wieder in die Psychiatrie. Nie wieder auf einer Bahre festgeschnallt werden. Und nie wieder StromstöÃe bekommen. Fahrig wischt er die nassen Handflächen an seiner Hose ab.
Ich sagâs ja, Luke. Ich sagâs ja. Polier ihm die Fresse! Oder mach was anderes. Hauptsache, du machst was!
Gabriel legt die Hände wieder auf den Tisch, atmet mehrmals tief ein und aus, lehnt sich vor und begegnet Dresslers Blick. Die verbeulte Lampe gieÃt Licht über ihre versteinerten Gesichter, die kaum dreiÃig Zentimeter voneinander entfernt sind. Es ist totenstill. Sogar der Vierschrötige hat aufgehört, Kaugummi zu kauen.
Mit einer plötzlichen Handbewegung greift Gabriel mit der rechten Hand nach Dresslers Schlüsselbund. Seine andere Hand packt Dresslers geföhnten grauen Haarschopf und reiÃt seinen Kopf herum, so dass Dressler sich wie eine Marionette dreht und ächzend mit dem Rücken voran auf den Tisch fällt. Blitzschnell drückt Gabriel ihm einen der scharf gezackten Schlüsselbarte an den gestreckten Hals.
Der Vierschrötige sieht ihn mit offenem Mund an, während er sich wie in Zeitlupe erhebt.
»Die Pistole«, sagt Gabriel, »mit zwei Fingern, ganz langsam. Wenn du schieÃt, schlitze ich ihm die Halsschlagader auf.«
Dressler stöhnt ängstlich. Der Polizist fischt seine Waffe mit zwei Fingern aus dem Holster. Der Kaugummi hängt in seinem offenen Mund wie ein glänzender weiÃer Klumpen.
»Jetzt nimm das Magazin raus und steck es in deine Hosentasche.«
Der Vierschrötige starrt ihn verständnislos an.
»Mach schon, verdammt«, drängt Gabriel.
Ohne die Augen von Gabriel zu lassen, zieht der Polizist das Magazin mit einem leisen Klicken aus der Waffe, dann lässt er es in seiner Tasche verschwinden.
»Leg sie auf den Boden und kick sie mit dem Fuà rüber.«
Es kratzt hohl, als die Waffe über den Boden schrammt und vor Gabriels FüÃen liegen bleibt. Es ist eine Sig Sauer 226 mit fünfzehn Schuss â wenn ein Magazin im Griff steckt. Gabriel zögert und starrt die Waffe unschlüssig an.
Bist du irre, Luke? Glaubst du im Ernst, du kommst hier ohne Knarre raus?
Ich weiÃ, was du willst, aber das kannst du vergessen.
Nimm das Ding, verflucht! Und lass dir das Magazin geben. Glaubst du, die da drauÃen werden auch nur eine Sekunde zögern, wennâs drum geht zu schieÃen?
Ich kannâs nicht ändern. Ist nun mal so.
Du immer mit deiner ScheiÃpanik, Mann. Es könnte so einfach sein. Aber nein, Lucky Luke hat Schiss vor Knarren.
Gabriel beiÃt die Zähne aufeinander, lässt von Dresslers Hals ab, bückt sich rasch und hebt die mattschwarze Waffe auf. Seine zitternden Finger schlieÃen sich um den rauen hohlen Griff. Sie riecht nach Waffenöl und fühlt sich an wie ein glühendes Stück Eisen.
Der Polizist sieht auf Gabriels bebende Hände, dann in seine Augen. Langsam beginnt er, wieder zu kauen, gleichzeitig kommt sein Hirn in Bewegung. Man sieht ihm an, dass er an das Magazin in seiner Hosentasche denkt. Seine Lippen kräuseln sich zu einem hämischen Grinsen, und er stürzt sich mit einem wuchtigen ungelenken Satz auf Gabriel. Gabriel muss nicht viel tun. Ein gezielter harter Schlag auf den Solarplexus des Polizisten reicht. Aus seiner Kehle entweicht Luft, es klingt, als hätte er eine Bierdose geöffnet. Dann sackt der Vierschrötige in sich zusammen.
Dressler ist vom Tisch gekrochen und starrt Gabriel an, kreidebleich, und weicht zurück bis an die Wand.
Gabriel macht zwei Schritte auf ihn zu und zerrt ihn zurück in die Mitte des
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