Schnitt: Psychothriller
Raumes, wo Dressler an den Tisch stöÃt, sein Hinterkopf knallt gegen die Lampe, die heftig hin und her pendelt. Das Licht zittert durch den Raum und lässt wirre Schatten über die Wände springen. Für einen Moment wirkt Dressler, als würde er umfallen.
»Jackett aus und auf den Tisch legen.«
Dressler gehorcht schwankend.
Gabriel rollt das Jackett zu einem Bündel zusammen, nimmt Dresslers Schlüsselbund wieder an sich, dann packt er Dresslers rosafarbene Krawatte, zieht sie ihm nach hinten, in den Rücken, wie einen Zügel, und wickelt sie um seine linke Hand.
Dressler stöhnt auf, als Gabriel ihm von hinten das harte Metall unter die Rippen stöÃt.
»Sie nehmen jetzt mit beiden Händen Ihr Jackett vom Tisch und halten es fest. Wenn Sie loslassen, egal, ob mit einer oder mit beiden Händen, sind Sie erledigt«, droht Gabriel. »Gehen wir.« Sein Herz schlägt bis zum Hals.
Im Flur stehen der Polizist mit dem Schnauzbart und ein Kollege, beide starr wie Salzsäulen.
»Helfen Sie mir«, ächzt Dressler. Die strammgezogene Krawatte schnürt ihm die Luft ab, und die Sig Sauer scheint ein Loch in seinen Rücken zu bohren. »Er blufft nur! Seine Waffe ist nicht geladen.«
Die Augen der Polizisten sind auf das schwarze Metall in Gabriels Händen gerichtet, doch keiner von ihnen wagt es, sich zu rühren.
Gabriel spürt, wie ihm der Schweià über Brust und Nacken rinnt, während sie an den beiden Polizisten vorübergehen. Plötzlich wird Dressler langsamer. Gabriel gibt ihm einen harten Stoà in die Nieren, und Dressler jault wie ein getretener Hund. »Halt den Mund und geh weiter.« Warnend zieht Gabriel an Dresslers Krawatte. »Sonst breche ich dir das Genick.« Mit eiligen Schritten schiebt er Dressler vor sich her, an einem Dutzend Türen vorbei, eine Treppe hinab, dann durch den Haupteingang der Polizeiwache hinaus. Kühle, feuchte Luft schlägt ihm entgegen.
»Wo steht Ihr Wagen?«
Dressler deutet in die hintere linke Ecke des Parkplatzes. In etwa hundert Metern Entfernung parkt ein schwarzer Porsche Cayenne. Der bullige Geländewagen überragt die umstehenden Fahrzeuge um etwa einen halben Meter.
Aus einem Polizeiwagen steigen gerade drei Beamte und starren misstrauisch zu ihnen hinüber; sie sind nicht einmal zehn Meter entfernt. Einer von ihnen zieht instinktiv seine Dienstwaffe. Gabriel treibt Dressler an, schneller zu gehen.
Der Psychiater schielt zu den Beamten. »SchieÃen Sie«, ruft er. »Die Waffe ist nicht geladen, da ist gar kein Magazin drin.«
Der Polizist hält seine Pistole im Anschlag, schweigend, mit unsicherem Blick, und verfolgt Gabriel mit dem Lauf seiner Waffe wie einen Blechhasen am SchieÃstand. Aus dem Haupteingang der Polizeidirektion quellen immer mehr Polizisten.
»Warum tut denn keiner was?«, schreit Dressler. Seine Stimme überschlägt sich. »SchieÃt doch, verdammt! Unternehmt was! Der hat gar keine Munition. Ich habâs selbst gesehen. Der Kerl ist irre!«
Nichts regt sich.
»Hilfe«, kreischt Dressler abermals. »Warum knallt den denn keiner ab?«
Niemand antwortet. Gabriels und Dresslers Schritte knirschen auf dem asphaltierten Hof. Sonst ist es totenstill.
»Aufmachen«, sagt Gabriel, als sie vor dem Porsche Cayenne stehen.
»Wie denn?«, fragt Dressler. »Du hast doch den Schlüssel.«
Gabriel stöÃt Dressler an den Wagen, lässt seine Krawatte los, holt den Schlüssel aus seiner Hosentasche und betätigt die Zentralverriegelung des SUV . Dann drängt er Dressler auf den Beifahrersitz, bindet das lose Ende der rosa Krawatte straff um die Kopfstütze des Sitzes und gibt Dressler einen warnenden Stoà in die Magengrube, so dass der Psychiater sich krümmen will, aber sein Hals von der Krawatte zurückgehalten wird. Gequält verdreht er die Augen.
Gabriel steigt auf den Fahrersitz und legt die Waffe in die Ablage über dem Handschuhfach, direkt vor Dresslers Nase. Der Psychiater starrt wie paralysiert auf den Gegenstand. Auf der Ablage liegt nicht etwa eine mattschwarze Pistole mit der Aufschrift Sig Sauer, sondern das Mikrophon aus dem Verhörzimmer.
Die Achtzylindermaschine des Porsches startet mit einem verhaltenen Brüllen. Gabriels Puls hämmert. Er gibt Gas und jagt an den Polizisten vorbei. Jetzt kommt Bewegung in die Beamten. Im Rückspiegel sieht er, dass die
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