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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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abgebrannt. Bis auf die Grundmauern. Es war nichts mehr zu retten, buchstäblich nichts.«
    Â»Ach – du – Scheiße«, flüstert Shona.
    David nickt und starrt hinüber zu den Fenstern. Über dem Fernsehturm ballen sich Regenwolken, schwer und undurchdringlich. Plötzlich klingelt es an der Wohnungstür.
    David seufzt und fährt sich durch die Haare. »Verdammt. Da ist er wieder.« Schwerfällig geht er in Richtung Tür, zur Sprechanlage.
    Â»David? Wart mal«, sagt Shona. »Du musst ihm ja nicht aufmachen, das ist dir schon klar, oder?«
    David nickt resigniert, dann drückt er den Knopf für die Sprechanlange. »Ja, hallo?«
    Â»Guten Morgen«, knistert eine Stimme aus dem Lautsprecher. »Mein Name ist Grell, Kripo Berlin. Es geht um Ihren Bruder.«
    David spürt, wie seine Knie weich werden.
    Â»Ich habe da ein paar Fragen.«
    Â»Worum geht’s denn bitte genau?«
    Â»Das sollten wir besser persönlich besprechen – können wir raufkommen?«
    Â»Ich … Können wir das nicht –«
    Â»Herr Naumann, öffnen Sie doch bitte einfach die Tür.«
    David stöhnt. »Herr … Wie war noch Ihr Name?«
    Â»Grell.«
    Â»Herr Grell, ich hab keinen Kontakt mehr zu meinem Bruder, ich hab ihn seit zwanzig –«
    Â»Hören Sie, Herr Naumann, ich weiß, dass Ihr Bruder Sie aus dem Gefängnis angerufen hat. Ihre Nummer war im Telefon gespeichert. Der Punkt ist, dass Ihr Bruder heute Morgen aus der Untersuchungshaft geflohen ist, bewaffnet und mit einem Psychiater als Geisel. Also machen Sie jetzt bitte die Tür auf, oder wollen Sie, dass die ganze Straße mithört?«
    Sprachlos starrt David auf den Lautsprecher. Ihm ist, als ob die Zeit gerade um zwanzig Jahre zurückgedreht worden ist und alles wieder genau da anfängt, wo es damals aufgehört hat.
    Â»Herr Naumann? Hallo?«
    David drückt den Türöffner.
    Shona starrt ihn mit offenem Mund an. »Hey«, sagt sie. »Mach dir keinen Kopf. Wir sagen einfach, er war nicht hier und du hast ihn schon lange nicht mehr gesehen.«
    Â»Und das Telefonat?«
    Â»Na, und wenn schon. Dann habt ihr eben telefoniert. Aber die wissen nicht, weshalb. Und du hattest ja keine Ahnung. Das Einzige, was sie von dir verlangen können, ist, dass du dich bei ihnen meldest, wenn er hier wieder aufkreuzt.«
    Es klopft laut an der Wohnungstür, und David zuckt zusammen. »Ich hab es so satt«, sagt er leise.

Kapitel 23
    Berlin – 3. September, 08:53 Uhr
    Gabriel schaut gebannt auf das Display von Liz’ Mobiltelefon. Ein haarfeiner Riss erstreckt sich mitten über die digitalen Buchstaben. Unbekannte Nummer. Er zögert kurz, dann drückt er die Taste mit dem grünen Hörer. »Hallo?«
    Stille.
    Â»Wer ist da?«
    Ein leises, klirrendes Lachen dringt aus Liz’ Telefon. »Du hast lange gebraucht, Gabriel, sehr lange!« Es ist eine Männerstimme, frostig, gedämpft und weder hoch noch tief.
    Â»Wer sind Sie?«
    Â»Oh, wer ich bin, das wirst du bald wissen. Viel wichtiger ist doch für dich, wen ich hier habe .«
    Ein Schauer läuft Gabriels Rückgrat hinab. »Was soll das heißen?«
    Â»Was«, flüstert der Mann, »vermisst du am meisten?«
    Die Stimme zieht in Gabriels Ohr wie kalter Rauch. In seinem Gehirn formt sich ein einziges Wort. Liz!
    Â»Liebst du sie, Gabriel?«, raunt die Stimme. »Kannst du überhaupt jemanden lieben, nach allem, was passiert ist? Ist das nicht viel zu gefährlich?«
    Er hat Liz!, denkt Gabriel.
    Und er kann in deinen Kopf sehen, pass auf, Luke!
    Gabriels Herz rast. Es ist tatsächlich so, als ob jemand, der weit, weit weg ist, dennoch in sein Innerstes sehen kann.
    Â»Also liebst du sie«, flüstert der Mann erregt. »Das hatte ich gehofft, Gabriel. Das hatte ich gehofft …«
    Â»Was haben Sie mit ihr gemacht? Wo ist sie?«
    Â»Langsam. Immer der Reihe nach. Fangen wir doch fürs Erste mit deiner letzten Frage an: Wo ist sie wohl?«
    Â»Wenn Sie Liz auch nur ein Haar krümmen …«
    Â»Schhhh! Langsam! Bleiben wir bei deiner Frage, Gabriel. Wo – ist – sie! Denn das ist die einzig richtige Frage, wenn du sie retten willst.«
    Â»Na schön. Wo ist sie?«
    Â»Bravo, so kommen wir weiter«, sagt die Stimme. »Sie ist bei mir !«
    Â»Und was wollen Sie?«
    Â»Kannst du dir das

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