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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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das alles richtig verstanden hast? Ich meine, vielleicht war die Verbindung schlecht? Außerdem war es ziemlich spät, vielleicht hattest du – oder sie – was getrunken?«
    Â»Sie hat nicht getrunken, verdammt«, platzt es aus Gabriel heraus. »Sie ist schwanger.«
    David sieht ihn verblüfft an. »Schwanger? Von wem?«
    Gabriel dreht sich um und sieht zum Fenster hinaus. Der Berliner Fernsehturm ragt silbern in den Himmel.
    Â»Etwa von dir?«, fragt David. »Du und Liz Anders?«
    Gabriel gibt ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen Knurren und Stöhnen liegt. »Jedenfalls war sie nicht betrunken. Ich weiß, was ich gehört habe.«
    Aber er glaubt dir’s nicht, Luke! , flüstert es in Gabriels Kopf. Dein feiner Bruder lässt dich mal wieder hängen.
    Â»Lass mich in Ruhe!«, erwidert Gabriel leise.
    Â»Was hast du gesagt?«, fragt David.
    Â»Vergiss es«, sagt Gabriel und wischt mit der Hand durch die Luft. Irgendwo in der Wohnung klingelt ein Handy, ganz leise, als würde es in einer Schublade liegen.
    Â»Hör zu, David, ich bin«, Gabriel stockt. Der Klingelton. Er kennt die Melodie; für einen kurzen Moment meint er sogar, Liz’ Schritte auf dem Parkettboden in der Cotheniusstraße zu hören und ihre Stimme, wie sie ans Telefon geht, bis ihm klarwird, dass es diesen Klingelton vermutlich millionenfach gibt.
    Er blinzelt kurz, dann fährt er fort: »Ich bin sicher, dass ihr irgendetwas passiert ist. Liz war weder verwirrt noch betrunken. Sie hatte Angst, Todesangst. Sie hat mich angefleht, ihr zu helfen, sie hat gesagt, alles wäre voller Blut, und sie konnte kaum sprechen.«
    David sieht ihn lange schweigend an. Das Klingeln des Mobiltelefons ist verstummt. »Kann es vielleicht sein«, fragt er behutsam, »dass mit der Schwangerschaft irgendetwas …«
    Gabriel schüttelt verärgert den Kopf. »Du glaubst mir nicht«, stellt er fest.
    Ah! , frohlockt die Stimme in seinem Kopf spitz. Warum sollte er auch. Das ist David. David hat dir noch nie geglaubt. Schon vergessen, Luke?
    Gabriel antwortet nicht. Er hat sich umgedreht und starrt auf die Wand gegenüber den beiden Sofas, wo sich der helle Fleck eines Bildes abzeichnet, das dort einmal an der Wand gehangen hat.
    Â»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagt David und geht in die Küche. »Und weißt du, was es besonders schwer macht, dir zu glauben?« Er öffnet eine Schublade und zieht einen braunen wattierten Umschlag heraus. »So was wie das hier«, sagt er und wirft ihn Gabriel zu.
    Gabriel fängt ihn und runzelt die Stirn, als er die krakelige rote Schrift liest.
    Dringend! Von Liz Anders,
für Gabriel Naumann.
    Â»Wo hast du das her?«, fragt Gabriel perplex.
    Â»Vom Pförtner im Vivantes Klinikum, es wurde da abgegeben.«
    Gabriel dreht verwirrt den Umschlag in der Hand und betrachtet ihn von allen Seiten. »Und? Hast du ihn geöffnet?«
    David schüttelt den Kopf. »Steht nicht mein Name drauf.«
    Â»Wenn es schwierig wird, steht nie dein Name drauf«, sagt Gabriel.
    Im Flur ertönt das Geräusch einer Türklinke, dann eine Frauenstimme. »Himmel, hab ich einen Schädel. Von der zweiten Flasche hätte ich besser die Finger lassen sollen.« Eine attraktive Frau, nur mit Unterwäsche und einem weißen Männerhemd bekleidet, tritt ins Wohnzimmer und reibt sich den Hinterkopf, während sie die offene Küche ansteuert. Ihre braune, gelockte Mähne hüpft. »Hast du schon einen Kaffee – ups.«
    Wie angewurzelt bleibt sie stehen, als sie Gabriel und David sieht.
    Â»Shona – das ist Gabriel, mein Bruder. Gabriel – Shona«, sagt David.
    Gabriel taxiert sie eisig.
    Â»Okay«, sagt Shona gedehnt. »Bin schon weg.«
    Â»Nicht nötig«, sagt Gabriel. »Ich wollte sowieso gerade verschwinden.«
    Shona und David wechseln einen Blick.
    Â»Aber tu mir, verdammt noch mal, wenigstens einen Gefallen. Sollte irgendjemand bei dir vorbeikommen und dich fragen, ob du mich gesehen hast, sag einfach nein. Und wenn du’s nicht für mich tun willst, tu es für dich.«
    Â»Was soll das denn jetzt wieder?«
    Â»Nur für alle Fälle«, murmelt Gabriel. »Und glaub ihnen kein Wort.«
    Â»Sag mal, kannst du dich mal klar ausdrücken? Wer sollte denn vorbeikommen? Und warum, verdammt?«
    Â»Das siehst du dann«, sagt

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