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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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nicht denken?«
    Â»Ich hab kein Geld. Wenn Sie Geld wollen, müssen Sie sich jemand anderen suchen.«
    Â»Hast du das Foto nicht gesehen? Du musst nur an das Foto denken, dann weißt du’s.«
    Â»Foto?«, fragt Gabriel verblüfft. »Welches Foto? In dem Umschlag war nur das Handy.«
    Â»Das Foto im Keller«, sagt die Stimme ungehalten, »das an dem schwarzen Kleid hing … Ist die Ähnlichkeit nicht verblüffend? Sieht sie nicht fast genauso aus wie auf dem Video?«
    Das schwarze Kleid. Er meint das Kleid im Kadettenweg!, schießt es Gabriel in den Sinn. »Ich verstehe kein Wort«, sagt er mit belegter Stimme. »Da war kein Foto. Und was für ein Video? Was soll das alles?«
    Schweigen. Gabriel kann den Mann am anderen Ende der Leitung atmen hören.
    Â»Ich sag’s Ihnen noch mal, wenn Sie Geld haben wollen, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse.«
    Â»Es geht nicht um Geld. Es geht um dich! Es geht darum, was du mir angetan hast.«
    Ein Psychopath! Der Kerl ist ein verdammter Psychopath, denkt Gabriel. Vielleicht jemand aus der Conradshöhe, der zur selben Zeit mit ihm in der Geschlossenen war? »Wer zur Hölle sind Sie?«
    Â»Das hast du immer noch nicht erraten?«
    Â»Soll das heißen, wir kennen uns?«
    Â»O ja. Das tun wir«, sagt die Stimme. »Denk an das Video. Denk an die Nacht vom 13. Oktober …«
    Gabriel erstarrt.
    Der 13. Oktober! Die Nacht, in der seine Eltern gestorben sind. Schlagartig wird ihm übel, als hätte ihm jemand eine Faust in den Magen gerammt. Seine Hände beginnen zu zittern.
    Â»Eine besondere Nacht, Gabriel. Eine Nacht, die uns miteinander verbindet.« Der Mann lacht kalt. »Und diese Dreizehn! Schicksalsschwer, nicht wahr? Man weiß sofort, es war keine gute Nacht. Es war die Hölle!«
    Gabriels Kehle ist wie zugeschnürt.
    Â»Weißt du jetzt, wer ich bin?«
    Â»Ich … ich hab keine Ahnung«, sagt Gabriel mit bebender Stimme. »Ich kann mich nicht an die Nacht erinnern.«
    Â»Du kannst dich nicht erinnern?« Die Stimme atmet ein und aus, mehrmals. »Natürlich erinnerst du dich. Du lügst. «
    Â»Nein, ich –«
    Â»Du LÜGST !«, brüllt der Mann mit verzerrter Stimme. Unwillkürlich hält Gabriel das Telefon etwas weiter weg, aber der Mann ist verstummt. Mit zitternder Hand drückt Gabriel das Handy wieder ans Ohr. »Ich habe eine Amnesie«, sagt er. »Ich weiß nur, dass meine Eltern erschossen wurden und dass das Haus niedergebrannt ist. Aber was in der Nacht passiert ist, daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.«
    Der Atem des Mannes rauscht im Telefonhörer, sein Mund muss direkt über dem kleinen Mikrophon sein. »Aber das solltest du«, flüstert er schließlich. »Solltest du wirklich. Das ist deine einzige Chance! Denn wenn du sie finden willst, dann musst du mich finden.«
    Â»Was soll das werden?«, zischt Gabriel. »Ein Spiel?«
    Â»Nenn es, wie du willst. Aber eins steht fest: Am 13. Oktober ist sie tot. Und ich mach dir ein Geschenk, das du nie vergisst. Ich will, dass du mich nie wieder vergisst. Ich will, dass du leidest, so wie ich gelitten habe. Nein. Mehr. Ich will, dass du mehr leidest.«
    Gabriel presst die Zähne aufeinander. Alles dreht sich, und von seiner Stirn läuft kalter Schweiß. » Wer zum Teufel sind Sie?«
    Â»Ich kann nicht glauben, dass du das vergessen hast«, sagt der Mann. »Aber glaub mir, es wird dir wieder einfallen. Das muss es einfach. Ach, und noch etwas: zu niemandem ein Wort. Hörst du? Nicht zur Polizei! Nicht zu irgendjemandem sonst! Ich warne dich; wenn du jemanden mit reinziehst, wirst du es bitter bereuen. Ich werde deine Liz sonst Stück für Stück im Volkspark verstreuen, in Einzelteilen. Zuerst eine Brust, dann eine Hand, dann ein Auge … Hast du verstanden?«
    Ja!, will Gabriel sagen, aber er bekommt kein Wort heraus. Dann knackt es im Hörer, und die Leitung ist tot.
    Wie paralysiert steht Gabriel im Schatten der Hofeinfahrt. Seine Hände zittern so stark, dass er es kaum schafft, das Handy in seine rechte Jackentasche zu stecken. Den braunen Umschlag stopft er in die linke.
    Liz!
    Er will Liz töten, um sich an mir zu rächen. Aber wieso? Schuldgefühle stürmen auf ihn ein. Um ihn herum kippt die Welt aus den Angeln. Vereinzelt fallen Regentropfen vom Himmel und

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