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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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dich getan.«
    Â»Für mich ?«
    Â»O ja. Ich will dir helfen.«
    Â»Das … das ist verrückt«, sagt Gabriel entgeistert.
    Â»Verrückt? Ich sehe alles ganz klar. Nicht die Verrückten sind das Problem, weißt du? Es sind die Normalen. Gerade du solltest das wissen. Und trotzdem tust du so, als ob du zu ihnen gehörst, zu diesen Normalen .«
    Gabriels Hand krampft sich um das Telefon. Momentaufnahmen flackern in seinem ausgelaugten Hirn auf. Zwangsjacke, Riemen, Dresslers Gesicht …
    Â»Ich bin nur der«, raunt Val, »der dir eine goldene Brücke baut, damit du zurückfindest. Irgendwann müssen wir alle dahin zurück, wo wir angefangen haben.«
    Â»Wozu soll das gut sein?«, fragt Gabriel. »Was wollen Sie von mir?«
    Â»Ich will, dass du dich erinnerst und dass du verstehst, was du angerichtet hast. Ich will, dass du dich Tag für Tag und Nacht für Nacht daran erinnerst.«
    Â»Dann lassen Sie Liz aus dem Spiel. Sie hat damit nichts zu tun.«
    Â»Wie rührend!«, schnaubt Val. Seine Stimme kippt plötzlich und wird scharf und aggressiv. »Hörst du dich eigentlich reden? Glaubst du dieses Filmheldengequatsche wirklich? Glaubst du, dass du damit irgendetwas bei jemandem wie mir erreichst? Du musst doch wissen, dass du bei mir mit dieser Edelmut-Scheiße nicht durchkommst. Das ist ja gerade das Gute, dass sie nichts damit zu tun hat. Umso besser wirst du dich daran erinnern!«
    Â»Im Moment erinnere ich mich an gar nichts. Und wenn du –«, Gabriel stockt und korrigiert sich sofort, »wenn Sie unbedingt wollen, dass ich mich erinnere, dann, verflucht noch mal, sagen Sie mir doch, was in dieser Nacht passiert ist, vielleicht verstehe ich dann endlich, was Sie von mir wollen.«
    Â»Oh! Nein. So einfach werde ich es dir nicht machen. Du wirst dich schon weiter quälen müssen, wenn du dein Mädchen wiedersehen willst.«
    Â»Wissen Sie was?«, bricht es aus Gabriel heraus. »Sie leben in Ihrer kranken Welt, und wer weiß, vielleicht haben Sie gar keine Ahnung, was in dieser Nacht wirklich passiert ist. Ich kapier nicht, was Sie wollen. Sie machen mich für irgendwas verantwortlich, was Ihnen passiert ist. Gut. Verstanden! Aber solange Sie mir mit dieser ganzen vagen Andeutungs-Scheiße kommen, hat das alles keinen Sinn …«
    Drückende Stille breitet sich aus.
    Â»Du glaubst mir nicht?«, fragt Val.
    Sofort bereut Gabriel, was er gesagt hat. Vielleicht ist er zu weit gegangen und hat Liz in Gefahr gebracht.
    Â»Na schön«, sagt Val schließlich. Seine Stimme klingt plötzlich betont gelassen. »Erinnerst du dich an deinen Schlafanzug? Mit Luke Skywalker auf der Brust?«
    Der Schlafanzug. Er weiß von dem Schlafanzug.
    Und wenn schon, das verdammte Ding hattest du oft genug an.
    Â»Am Saum des Schlafanzugs«, fährt Val fort, »da hattest du einen blutigen Abdruck. Du hast dich mit deiner Hand daran festgehalten, als du in den Keller gegangen bist.«
    Das kann nicht sein. Das kann er nicht wissen.
    O Gott. Er war da.
    Â»Wer zur Hölle sind Sie?«, flüstert Gabriel atemlos.
    Keine Antwort.
    Â»Was wissen Sie?« Gabriels Stimme zittert. »Hallo?«
    Â»Carpe Noctem« , sagt Val.
    Dann knackt es, und die Verbindung reißt ab.

Kapitel 33
    Berlin – 19. September, 16:25 Uhr
    Vals Anruf hatte Gabriel von einer Klippe gestoßen. Er hatte nicht gewusst, dass er so nah am Abgrund gestanden hatte. Jetzt befand er sich im freien Fall.
    Die Wirkung war verheerend, wie bei einer Überdosis Kokain. Sein Herz raste, ebenso wie seine Gedanken. Immer wieder überfiel ihn ein heftiges Zittern, als hätte er Fieber, während sein überreizter Körper nach Schlaf schrie.
    Er mobilisierte seine letzten Reserven, wie ein Drogensüchtiger auf der Jagd nach dem rettenden Schuss, und kaufte eine Packung Schlaftabletten.
    Der Schlaf fühlte sich an wie der Tod.
    Als er aufwachte, hatte er den Schlafanzug an. Er wunderte sich, warum er noch passte. Luke Skywalker schlackerte locker auf seiner elfjährigen Brust, vor ihm schlugen Flammen in den blutrot gefärbten Nachthimmel. Das Haus brannte lichterloh, aber er wusste, dass es nichts half, noch länger zu warten. Er musste hinein. Barfuß lief er über das glühende Pflaster, die Finger seiner rechten Hand umklammerten den Saum seines Schlafanzugs.
    Die Haustür stand offen, der Rahmen

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