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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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stürmte in den Park und bekam gerade noch mit, wie Shen Sun die Hecktür des weißen Lieferwagens zuschlug.
    Â»SHEN SUN SOONE!«, bellte er.
    Er hob seine Pistole, zielte und verlor den Amokläufer aus den Augen, weil ein Schwarm Teenager panisch vor ihm flüchtete. Die Waffe schussbereit in der Hand, lief er durch den Park. Auf halbem Weg sah er, wie die Rücklichter des Vans rot aufleuchteten. Dann brauste der Wagen auf dem Cotton Drive nach Norden.
    Â»Stopp!«, brüllte er. »STOPP!«
    Der Cotton Drive führte auf die William Street und von dort nach Westen. An der Brittania High School und am Commercial Drive vorbei.
    Striker lief durch den Park zu der Schule. Als er den Schulhof erreichte, bekam er gerade noch mit, wie der weiße Van westlich über die William Street brauste, hinter dem nächsten Block links einbog und verschwand.
    Während er weiterlief, zerrte Striker den Blackberry aus der Jackentasche und wählte 911. Als die Telefonistin abhob, brüllte er Dienstnummer und -rang in den Hörer und erklärte, dass seine Tochter gerade von Shen Sun Soone gekidnappt worden sei. Er gab seinen Standort durch, eine Beschreibung des Lieferwagens und die letzte ihm bekannte Fahrtrichtung. Mit brennenden Lungen erreichte er die Odlum Street.
    Der Van war nirgends zu sehen.
    Er sprintete die Napier hinunter.
    Nichts.
    Zur Parker.
    Nichts.
    Den ganzen Weg zur Venables Street runter. Er rannte, bis er seine Beine nicht mehr spürte und er sich kurz vor dem Zusammenbruch glaubte.
    Und immer noch nichts.
    Irgendwann blieb er stehen. Ließ die Schultern hängen. Er spürte, wie das Blut schmerzhaft durch seine Schläfenadern pulste. Gekidnappt. Courtney war verschwunden. Verschleppt von dem Irren, so wie Gott Amanda zu sich genommen hatte.
    Er hatte erneut versagt.
95
    Courtney spürte, wie der Van hart auf der Straße wendete. Angesichts der unerwarteten Bewegung stolperte sie und wäre fast gestürzt. Sie hielt sich verzweifelt an der Innenseite der Hecktür fest und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
    Ihr wurde schwindlig, und sie musste sich in der Dunkelheit des Wagens übergeben. Aber das war okay. Danach fühlte sie sich besser.
    Vielleicht half ihr das, wenigstens ein bisschen nüchtern zu werden.
    Im Wagen war es dunkel, sie hörte das Wimmern von Raine, die irgendwo auf dem Boden lag. Sie tastete Wände und Decke ab, fand einen Lichtschalter und betätigte ihn. Ein kleines Licht ging an.
    Das Erste, was Courtney sah, war Raine. Das Mädchen lag auf dem kalten Boden, mit dem Kopf auf der Seite, bäuchlings zwischen Fleischpaketen. Aus ihrer aufgeplatzten Lippe tropfte Blut über ihr Kinn auf das weiß gespritzte Wagenblech.
    Â»Bist du okay?«, fragte Courtney.
    Keine Antwort.
    Â»Raine, bist du okay?«
    Das Mädchen lag da, der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Â»Er hat eine Waffe«, murmelte sie.
    Courtney erinnerte sich schlagartig wieder. Ihr Kidnapper hatte Felicia damit brutal ins Gesicht geschlagen, bevor er sich ihnen zuwandte. Es war eine Pistole, so viel wusste sie. Welcher Typ oder welches Kaliber, hätte sie nicht zu sagen vermocht. Es war eine große Pistole, und er würde sie damit eiskalt umbringen.
    Der Kidnapper hatte ihr das Handy weggenommen. »Hast du dein Handy noch?«, flüsterte sie zu Raine.
    Â»Ich hab’s verloren … irgendwo in der Menge.« Raine fing an zu weinen.
    Courtney kroch zu ihrer Freundin. Überall waren Kühlboxen. Sie öffnete eine. Sie war mit Steaks gefüllt: dicke, gefrorene Rumpsteaks. Sie nahm die Pakete und begann, sie in Raines Kostüm zu stopfen.
    Raine japste erschrocken auf, als Courtney ihr mehrere von den dampfend kalten Paketen in den Ausschnitt schob und damit ihr Kostüm auspolsterte. Sie hatte keine Ahnung, ob das gegen Kugeln half, schaden konnte es jedenfalls nicht. Als Raine komplett ausstaffiert war, polsterte sie ihr Rotkäppchen-Kostüm aus.
    Das Fleisch war eklig kalt auf ihrer Haut, und sie fror, ihr war übel vor Kälte und Angst.
    Der Van bog scharf nach links, und sie fiel auf Raine, die langsam wieder zu sich kam. »Es ist derselbe Typ, der auch in der Schule rumgeballert hat«, sagte sie.
    Â»Ich weiß.«
    Â»Der, der die anderen erschossen hat.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Uns will er sicher auch erschießen.«
    Courtney gewahrte in Raines Zügen Furcht und Verzweiflung,

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