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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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seine Waffe sichtbar werden ließ. Er klemmte seinen angewinkelten Ellbogen auf die Jacke – es brachte nämlich nichts, eine Mordsshow daraus zu machen, dass er bewaffnet war. Das wusste Shen Sun auch so.
    Der dichte Nebel dämpfte das Licht der Brückenbeleuchtung. Striker konnte die Konturen des Wagens nur deshalb ausmachen, weil die Halogenscheinwerfer brannten. Er hielt mit zusammengekniffenen Lidern Ausschau nach Shen Sun oder den Mädchen – nach irgendeiner Bewegung –, entdeckte aber nichts.
    Tief unten klatschte der windgepeitschte Fraser River gegen die Brückenkonstruktion. Er marschierte weiter. Nach vielleicht zwanzig Schritten hörte Striker das Dröhnen des laufenden Motors und roch die Dieselabgase. Nach weiteren zehn Schritten konnte er den Schriftzug auf der Seitenfront erkennen.
    Â»Stehen bleiben.« Es klang knapp, hart, wütend.
    Striker tat wie ihm geheißen. Er fokussierte sich auf den Lieferwagen, bemüht herauszufinden, woher die Stimme kam. Und blickte in grelle Halogenscheinwerfer. Das war Absicht, realisierte er, um ihn zu blenden.
    Er blinzelte in das gleißende Licht, legte schützend eine Hand über die Augen.
    Â»Ich bin da, Shen Sun. Sie haben erreicht, was Sie wollten. Und jetzt lassen Sie die Mädchen frei.«
    Â»Was ich wollen?« Seine Äußerung klang mechanisch hohl, mehr Feststellung als Frage. »Ich noch nie bekommen, was ich wollen.«
    Â»Wo sind die Mädchen?«
    Â»Ihre Tochter? Sie hier. Ich geben Beweis.« Nach einer kurzen Pause erfüllte plötzlich ein Schrei die Luft.
    Â»Sie verwichster kleiner Scheißkerl.« Striker kam näher.
    Â»Kommen, und sie sterben.«
    Er blieb ruckartig stehen. Sagte nichts. Wartete. Lauschte. Versuchte sich zu konzentrieren und die Panik auszublenden. Denk nach . Nach der Richtung zu urteilen, aus der die Stimme kam, tippte Striker darauf, dass Shen Sun hinter dem Wagen stand. Auf der linken Seite. Eine taktisch kluge Position.
    Striker hätte es genauso gemacht.
    Er wich einen winzigen Schritt nach links, eine Idee aus dem grellen Lichtkegel. Und entdeckte die grau verschatteten Konturen, die sich hinter den Lichtern abzeichneten. Drei Silhouetten – zwischen dem Heck des Vans und dem Brückengeländer.
    Zwei saßen. Einer stand.
    Â»Was wollen Sie von mir, Shen Sun?«, rief Striker. Er trat verstohlen noch einen kleinen Schritt nach links.
    Â»Was ich wollen?« Seine Stimme drang gespenstisch verzerrt durch die Dunkelheit. »Ich wollen meine Brüder zurück. Meine Schwestern. Vater. Mutter. Das ich wollen.«
    Striker lauschte angespannt. Was der Typ da sagte, machte keinen Sinn. Er glitt kaum merklich einen Schritt vor, versuchte, seine Augen an das Licht zu gewöhnen.
    Â»Was wollen Sie von mir? «
    Â»Ich erzählen, was ich wollen, Gwailo. Ich wollen, dass Sie fühlen Schmerz wie ich, nach meiner Mission, als Sie töten Tran. Und Vater.«
    Â»Ich hab sie nicht umgebracht …«
    Â»Doch, Sie haben!«, schnappte Shen Sun. »Der Mann war hier wegen Ihnen – nur wegen Ihnen. Sie meine Zukunft zerstören. Mein Leben. Alles! Und jetzt Sie haben Schmerzen wie ich – und müssen entscheiden.«
    Striker gestikulierte verständnislos mit den Armen, um den Amokläufer abzulenken, während er sich heimlich noch weiter nach links schlich. »Sie sprechen in Rätseln.«
    Â»Dann ich sprechen einfache Sprache. Ich halten Waffe in Kreuz Ihrer Tochter.«
    Striker glitt noch ein wenig nach links.
    Â»Und hier ist Kwan-Kind«, fuhr Shen Sun fort. »Mädchen, wir beide gesucht.«
    Ein bisschen weiter nach links …
    Â»Ich geben Alternative, Gwailo. Entscheiden für Kwan-Kind – und Tochter leben. Oder ich schießen Tochter in Rücken, und Sie für immer leben mit Schuld.«
    Â»Shen Sun …«
    Â»Entscheiden für Tochter – dann Kwan-Kind sterben.«
    Â»Das ist keine Option.«
    Â»Ist alles, ich Ihnen bieten.«
    Â»Es ist nichts.«
    Shen Sun legte den Kopf schief und sagte gefährlich ruhig: »Familie oder Ehre?«
    Â»Ich kann nicht …«
    Â»Familie oder Ehre!«
99
    Strikers unbeschreiblich betroffene Miene erfüllte Shen Sun mit einem Hauch von Euphorie. Er war erschöpft, seine schmerzende Schulter brachte ihn fast um. Null Chance, diese Nacht lebend zu überstehen.
    Nicht, dass ihm das sonderlich viel ausgemacht

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