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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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vom Herrn Kommerzialrat .«
    »Der Doktor Winkelreither«, versicherte
sich Palinski.
    »Ja, genau dieser Herr. Ich will ja nichts sagen«, Nowotny
senkte die Stimme, »aber ganz koscher ist mir der Herr Rechtsanwalt nicht.
Nomen est omen, Sie verstehen«, er blinzelte Palinski verschwörerisch zu.
    »Sie meinen, dass er möglicherweise auch seine eigene Zukunft in
dem Unternehmen im Auge behalten hat«, mutmaßte Palinski. »Klingt logisch .«
    »So sehe ich das auch, aber erzählen Sie es bitte nicht weiter.
Mit 54 Jahren finde ich keinen Posten mehr wie diesen hier. Falls ich überhaupt
noch einen finde .«
    Palinski machte eine beschwichtigende Geste. »Keine Angst, was
Sie mir erzählt haben, wird vertraulich behandelt. Jetzt informieren Sie mich
doch bitte noch über die Bereitstellung des Lösegelds .«
    »Wir waren eigentlich alle etwas überrascht, dass unser Chef
nicht mehr wert sein soll als eine halbe Million .« Er
lachte bitter. »Die Aufbringung des Betrags hat überhaupt kein Problem
dargestellt. Das Unternehmen verfügt über hohe Rücklagen und ist äußerst
solvent. Es wäre übertrieben zu sagen, dass wir das aus der Portokasse bezahlt
haben. Aber viel problematischer war es nicht .«
    »Ist Ihnen sonst etwas Ungewöhnliches in dem Zusammenhang
aufgefallen ?« wollte Palinski wissen.
    Nowotny bewegte seinen Kopf bedächtig hin und her. »Ja, ich
glaube schon. Da war einmal dieser Brief, der dem Aufsichtsrat angeblich
vorlag. Ich selbst habe ihn nicht gesehen, aber nach allgemeiner Ansicht soll
er echt gewesen sein .«
    »Und was ist in dem Brief gestanden ?« ,
Palinski hasste solches Herumgerede vor allem dann, wenn es gerade spannend
wurde.
    »Ach ja, das Wichtigste zuletzt. In dem Brief soll sich der
Kommerzialrat ausdrücklich mit dem Japangeschäft einverstanden erklärt haben.
Angeblich war das Schreiben an die Hausbank gerichtet, um sie über die
bevorstehenden Veränderungen zu informieren. Warum der Chef das allerdings
gemacht haben soll, will mir nicht einleuchten. Die Bank hätte überhaupt keine
Möglichkeit gehabt, sich dagegen oder dafür auszusprechen. Also wozu das Ganze.
Das ist so, als ob Sie Ihre Hausverwaltung darüber informieren, dass Sie auf
Urlaub fahren .«
    Das erschien Palinski tatsächlich etwas eigenartig zu sein. »Und
was war das Zweite ?« , wollte er wissen.
    »Wir mussten die 500 000 Euro in zehn Einheiten zu je 50 000
verpacken und die zehn Päckchen in einen Geldkoffer geben. Angeblich haben die
Entführer darauf bestanden. An und für sich ist mir das egal. Bloß verstehe ich
nicht, wozu das gut gewesen sein soll .« Er zuckte
fragend mit den Achseln.
    »Vielleicht soll das Geld auf zehn Personen aufgeteilt werden
und man wollte sich das Zählen ersparen«, scherzte Palinski.
    »Ach, Sie denken, das war ein Sonderbonus für die Mitglieder des
Aufsichtsrats«, bewies Nowotny einen gewissen Hang zu schwarzem Humor.
    Palinski fiel in das schallende Lachen des ›Deputy Chiefs‹ ein.
Je länger er aber darüber nachdachte, desto mehr Charme hatte diese absurde
Vorstellung.
     
    * * * * *

     
    »Der Terror hat jetzt auch Österreich ereicht .« Mit dieser dramatischen Aussage hatte der Innenminister
das außerordentliche Treffen des Nationalen Sicherheitsrates eröffnet. 23 Jahre
nachdem schon einmal ein Wiener Politiker Opfer eines Anschlages geworden war,
war wieder auf einen Stadtrat geschossen worden. Dass der das Attentat
körperlich unversehrt überstanden hatte, war reines Glück gewesen. Für den
Politiker.
    Helmut Wallner war von Ministerialrat
Schneckenburger dem Minister und von diesem den Angehörigen des NSR vorgestellt
worden. Die Bandbreite der Reaktionen der Teilnehmer darauf reichte von
freundlichem Desinteresse bis unverhohlener Ignoranz. Der Inspektor fühlte sich
so richtig willkommen in dem ausgewählten Kreis. Da der Minister Verständnis
für die private Situation seines Ministerialrates zeigte und ihm nicht weiter
übel nahm, sich gestern mehr um die Geburt ›Schneckenburger‹ als um den Fall
›Ansbichler‹ gekümmert zu haben (»Dass mir das aber nicht wieder vorkommt«)
informierte ein Major vom BKA, dessen Namen Wallner nicht verstanden hatte,
über den aktuellen Stand der Erkenntnisse.
    Der oder die Schütze/-in hatte zweifelsfrei von einem der
obersten Stockwerke des mächtigen, nicht nur wegen seiner bewehrten
Dachterrasse an eine Festung erinnernde ›Blaschek-Hauses‹ Ecke

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