Schnitzelfarce
Mann Carolas sprach, ließ keinen anderen Schluss zu.
»Das ist nicht zu überhören, oder ?« ,
Meiler lachte. »Ich habe ihm das auch schon ins Gesicht gesagt. Das ist soweit
gegangen, dass er seine Frau zwingen wollte, mich zu entlassen .« Er zuckte mit den Achseln. »Wer weiß, jetzt bin ich
meinen Job vielleicht eh schon los .«
Meiler bezeichnete Ansbichler als aufgeblasenen Popanz, als
Opportunisten der übelsten Sorte. Sowohl als Politiker wie auch privat.
»Ein Jahr nach ihrer Hochzeit ist er bereits mit der ersten
Freundin angetanzt, Carola hat das zunächst ignoriert. Nachdem seine
außerehelichen Aktivitäten aber beim besten Willen nicht mehr zu übersehen
waren, hat sie ihm ein Ultimatum gestellt. Entweder er lässt das bleiben oder
er fliegt hinaus .«
Das hatte zunächst gewirkt, da Ansbichler außer seinem damaligen
Gehalt als Parteisekretär kein Einkommen hatte. Das luxuriöse Leben, an das er
sich rasch gewöhnt hatte, konnte er nur mit dem Vermögen seiner Frau
finanzieren. Er hatte schlicht und einfach Angst davor gehabt, wieder in seine
alte Gemeindewohnung ziehen zu müssen.
Nach dem Unfall, der für seine Frau den Rollstuhl bedeutet
hatte, war Ansbichler wieder unverschämter geworden. Obwohl es ihr
schwergefallen sein musste, hatte Carola ihrer eingeschränkten Attraktivität
insofern Rechnung getragen, dass sie ihrem Mann eine oder auch mehrere
Freundinnen zugestand. Allerdings unter der Voraussetzung strikter Diskretion.
»Daran hat sich dieser Arsch natürlich wieder nicht gehalten.
Vor zwei Jahren soll er sich sogar in einem Jugendlager an drei Minderjährigen
vergangen haben. Die Partei hatte größte Mühe, diese Angelegenheit wieder
einigermaßen zu bereinigen«, Meiler hatte sich richtig in Rage geredet.
»Aber warum hat man ihn dann nicht schon längst aus dem Verkehr
gezogen? Ein solcher Mensch ist doch eine Belastung für die Partei und den
Magistrat«, wunderte sich Palinski.
»Das fragen sich viele. Ich bin seit mehr als 40 Jahren
Parteimitglied und stolz darauf. Es gibt aber einige Punkte, für die ich mich
schäme. Ansbichler steht ganz vorne auf dieser Liste .«
Anscheinend hatte es der Stadtrat gut verstanden, als eine Art
›Jolly Joker‹ wechselnde Allianzen einzugehen und sich auf diese Weise
irgendwie unentbehrlich zu machen. Es wurde aber auch gemunkelt, dass er die
Leichen in den Kellern einiger einflussreicher Leute kannte und daher bis zu
einem gewissen Grad unantastbar geworden war.
Vor einigen Monaten war es Carola Ansbichler-Schmuck dann doch
zu bunt geworden und sie hatte die Scheidung eingereicht.
»Ihr Mann soll ihr mit einem langwierigen
Scheidungskrieg mit all dem Schmutz, der bei solchen Gelegenheiten aufgewirbelt
wird, gedroht haben. Oder sie müssen sich bereit erklären, ihn im Wahlkampf
noch als ›liebende Gattin‹ zu unterstützen und eine stattliche Abfindung zu
bezahlen. Dann würde er sich ohne Probleme zu machen einige Monate nach der
Wahl scheiden lassen. Natürlich ohne jede Schuldzuweisung.« Der alte Herr
wusste wirklich Bescheid. Meiler hatte den Mann vom Nebentisch bis jetzt für
einen interessierten Zeitgenossen gehalten, vielleicht auch für einen
Journalisten. Und Palinski hatte ihm nicht widersprochen. Aus Gründen der
Fairness war es jetzt aber an der Zeit, Meiler über die wahren Motive von
Palinskis Neugierde aufzuklären.
Die Tatsache, dass er mit der Polizei zusammenarbeitete, störte
Meiler aber nicht im Geringsten. Im Gegenteil. »Ich bin jederzeit bereit, das
Gesagte auch zu Protokoll zu geben«, versicherte er.
»Noch eine letzte, wahrscheinlich doch sehr
spekulative Frage, Herr Meiler.« Palinski überlegte, wie er das am besten
formulieren sollte. »Ansbichler würde selbst bei großzügigster Dotierung der
Abfindung im Falle einer Scheidung nur einen Bruchteil dessen erhalten, was ihm
im Erbfalle zusteht. Halten Sie es für möglich, dass er Maßnahmen gesetzt haben
könnte, die seine Chancen in diese Richtung hin deutlich verbessern ?«
Meiler schüttelte nur den Kopf. »Mein Gott
Sie drücken sich umständlich aus. Sie wollen wissen, ob ich ihm den Mord an
Carola zutraue. Oder auch einen Mordauftrag.«
Recht hat er, dachte Palinski und nickte stumm.
»Fairerweise kann ich diese Frage nicht mit einem eindeutigen Ja
beantworten«, Meiler blickte seinem Gegenüber direkt ins Gesicht. »Aber
ausschließen würde ich es nicht, wirklich nicht .«
Palinski nickte
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