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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Um 20 Uhr beim ›Zimmermann‹ in Salmannsdorf. Dann wollte er ihr
ganz genau erklären, was er arbeitete und wie er das tat.
    Palinski musste selbstkritisch eingestehen, dass er seit Kurzem
geil war wie ein alter Bock. Im Großen und Ganzen war er Wilma, der Frau, mit
der er seit 24 Jahren nicht verheiratet war, ebenso lange treu gewesen. Hatte
sich in den letzten Jahren mit den gelegentlichen, meistens mehr aus Gewohnheit
denn aus spontaner Lust ergebenden ›One-night-Stands‹ mit der Mutter seiner
Kinder durchaus zufrieden gegeben.
    Seit Wilma aber mit diesem Dullinger
herumzumachen schien, spürte er in seinen Lenden immer öfter Widerstand. Und
seit sie ihn vorgestern damit schockiert hatte, dass sie ›Manfred‹ bei der
Betreuung seiner portoricanischen Gäste oder woher immer die auch stammten,
helfen wollte, ganz kollegial natürlich, war bei ihm der Ofen aus. Nein,
falsch, er brannte lichterloh. Palinski hatte den Verdacht, nein, war sich absolut
sicher, dass er eine neue Frau brauchte. Und das so rasch wie möglich.
    Apropos Wilma, er durfte nicht vergessen, am Heimweg ihren PKW
aus der Tiefgarage zu holen. Das war er ihr schon noch schuldig.
    Im Café ›Kaiser‹ waren die meisten Tische trotz der frühen
Stunde bereits besetzt. Darunter auch ›sein‹ Tisch, wie er bedauernd
feststellen musste. Schon wollte er sich mit einer Ersatzlösung zufrieden
geben, als er bemerkte, dass Sonja, die Seele des Kaffeehauses seinen Tisch für
ihn geräumt hat. »Kommens, Herr Boküß, Ihr Platzerl is schon frei .«
    Palinski war irgendwie gerührt, andererseits tat ihm der
verjagte Gast leid. Wie kam der eigentlich dazu?
    »Danke, Frau Sonja. Aber wegen mir brauchen Sie doch keinen Gast
vertreiben«, bemerkte er.
    »Des is ka Gost, des is mei Stiafbruada, der Charlie. Der kaun
ruig wo aundas sitzn. I waas do, wia gern Sie do sitzn .« Ungefragt legte sie ihm zwei Tageszeitungen auf den Tisch. »Des Übliche für Sie
und a Wassa fürs Hunderl?« Palinski nickte und versenkte sich in die Berichterstattung
der die Schlagzeilen beherrschenden Themen ›Terror in Wien‹ und › Kommerzialrat
entführt‹. Falls über die Sachen, über die er nicht näher Bescheid wusste,
ebenso viel Blödsinn geschrieben wurde wie über die beiden Fälle, na dann gute
Nacht. Was da an Spekulationen, Halbwahrheiten und simplen Erfindungen die
Seiten füllte, war abenteuerlich.
    Sonja servierte ihm die Ham and Eggs
und Palinski legte das Blatt zur Seite. Ungewollt bekam er wesentliche Passagen
des Gespräches am Nebentisch mit. Dabei ging es um das Attentat am Samstag, vor
allem aber um die Ehe Stadtrat Ansbichlers. Nach einigen Minuten winkte er
Sonja zu sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Kennen Sie die beiden Herrschaften am
Nebentisch ?«
    »Na sicha, Herr Boküß, des is da Herr Meiler. Der is Portier im
Hotel ›Palais am Kohlmarkt‹. Der andere Herr is sei Bruada .« Sonjas Stärke war es, die Wünsche ihrer Gäste schon zu kennen, bevor sie den
Gästen selbst bewusst waren. »Soll i Sie dem Herrn Meiler vuastön ?«
    »Das wäre wahrscheinlich ganz im Sinne der
österreichischen Rechtspflege«, antwortete Palinski großspurig.
    »Wos Sie mi imma auf die Schaufl nemman, Herr Boküß«, lachte
Sonja kokett und klopfte ihm scherzhaft auf die Finger. Dann ging sie an den
Nebentisch und stellte den Kontakt her. Zu einem, wie sich bald herausstellen
sollte, sehr wichtigen Informanten.
    Meiler war seit dreißig Jahren Chefportier
im größten Haus der Schmuck-Hotelkette und hatte schon unter dem alten Doktor
gearbeitet. Carola hatte ihn bis vor zehn Jahren noch Onkel Arthur genannt. Das
Verhältnis der beiden war erst nach ihrem Eintritt in die Geschäftsleitung
formeller geworden. »Und das auch nur nach außen hin«, wie Meiler betonte. Dem
alten Mann war anzusehen, wie sehr ihn der Tod seiner Chefin getroffen hatte.
    »Das Attentat auf den Ansbichler halte ich für vorgetäuscht«,
war seine feste Meinung. »Damit man nicht drauf kommt, dass jemand Carola
loswerden wollte .« Meiler betonte das ›jemand‹ so,
dass man durchaus meinen konnte, er habe schon jemand ganz Bestimmten im Sinn.
So abenteuerlich wie sie zunächst klang war diese Theorie gar nicht, fand
Palinski. Im Gegenteil, die Erkenntnisse des gestrigen Abends sprachen durchaus
dafür.
    »Sie mögen den Dr. Ansbichler nicht besonders«, vermutete
Palinski, nein, eigentlich stellte er es fest. Die Art, wie Meiler über den

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