Schnitzelfarce
dozierte er vor
sich hin.
»Also in Ansbichlers Haut würde ich weder jetzt noch irgendwann
sonst stecken wollen«, konterte Palinski trocken. »Der Mann hat mich schon
immer angekotzt .« Er blickte sich im Raum um. »Ich
würde mir gerne noch einmal das Filmmaterial ansehen. Wer weiß, was wir aus dem
Blickwinkel der neuen Erkenntnisse noch zu sehen bekommen .«
»Leider hat das BKA den großen
Flachbildschirm schon wieder abholen lassen«, bedauerte Wallner, »du musst also
mit dem kleinen Monitor vorlieb nehmen .«
»Ich sehe mir das Material auch noch einmal an«, meinte Franca,
»vier Augen sehen mehr als zwei .« Palinski war das nur
recht. Da sie sich heute nur mehr auf den Auftritt Ansbichlers konzentrierten,
lief das Ganze erheblich rascher ab als am Abend zuvor. Nach etwas mehr als
einer Stunde hatten sie das gesamte Material durchgesehen. Fast überall das
Gleiche. Franca blickte Palinski an und der wieder die junge Frau.
»Ist dir etwas aufgefallen ?« , wollte
sie wissen und er nickte. »Und dir ?« , gab Palinski die
Frage zurück und auch Franca nickte. Auf sämtlichen Filmen außer jenem, der den
Schützen zeigte, konnte man erkennen, wie die Menschen als Reaktion auf das
plötzlich auftauchende Flugzeug ihre Köpfe hoben und den Blick gegen den Himmel
richteten. Ansbichler dagegen hatte seinen Kopf wesentlich flacher gehalten und
immer wieder auf einen Punkt geblickt, der sich deutlich unterhalb des
Flugzeugs befinden musste. Und das nicht erst ab dem unerwarteten Auftauchen
des Fliegers, auf das er nur für den Bruchteil einer Sekunde reagiert hatte,
sondern schon die ganze Zeit vorher.
So, als ob er, bewusst oder unbewusst etwas gesucht hätte. Etwas
oder jemanden, dessen Anblick er an der Außenfront des ›Blaschek-Hauses‹
erwartete.
»Es sieht ganz so aus, als ob Ansbichler gewusst hätte, was
geschehen wird. Sein rechtzeitiges Bücken war kein glücklicher Zufall, ganz im
Gegenteil. Es war das Signal für den Täter, jetzt den Schuss abzugeben«, fasste
Franca ihre Eindrücke zusammen.
Palinski nickte. Er hatte dem nichts hinzuzufügen.
»Als gerichtstauglicher Beweis reichen die Videos wahrscheinlich
nicht aus«, kommentierte Wallner den Verdacht der beiden, »aber es sind sehr
starke Indizien. In Verbindung mit dem, was wir von Herrn Meiler wissen und den
übrigen Verdachtsmomenten sollte es aber für eine offizielle Untersuchung gegen
Ansbichler reichen. Zumindest unter normalen Umständen«, schränkte er ein.
»Wissen wir schon, wem die Wohnung oder das Büro gehört, von dem
aus geschossen worden ist ?« , wollte Palinski jetzt
wissen.
»Laut erster telefonischer Auskunft der Hausverwaltung steht die
Wohnung im Eigentum eines Dr. Heimo Baltegg, eines Anwalts aus Klagenfurt.
Seine Tochter Sabine studiert an der WU und wohnt normalerweise in dieser
Wohnung. Sie ist aber seit Anfang Juli nicht mehr da gewesen, die Studenten
haben ja noch Ferien. Die Tatortgruppe ist gerade dabei, die Wohnung zu filzen .«
»Wird es nicht langsam Zeit, den Minister von der unerwarteten
Wendung des Falles zu informieren«, gab Palinski zu bedenken, »bevor noch das
halbe afroasiatische Institut wegen dringenden Terrorverdachts verhaftet wird ?«
»Das werden wir wohl langsam müssen«, gab Wallner zu, »auch wenn
mir die Vorstellung gar nicht gefällt .«
»Du musst das ja nicht unbedingt selbst erledigen«, beruhigte
Palinski den leicht frustrierten Inspektor. »Wozu halten wir uns einen eigenen
Verbindungsmann im Range eines Ministerialrats ?«
Ein Strahlen ging über Wallners Gesicht. »Eine wirklich
ausgezeichnete Idee«, lobte er den Freund, während er die Nummer ›Miki‹
Schneckenburgers wählte.
* * * * *
Der Minister war heute in Brüssel und das
verschaffte ›Miki‹ Schneckenburger etwas Zeit zum Überlegen. Die brauchte er
auch dringend, um seinem auf ›Internationalen Terrorismus‹ voll eingeschossenen
obersten Chef so sanft wie möglich beizubringen, dass die Dinge oft nicht so
waren, wie es zunächst schien. Sprich, dass es sich bei dem Fall ›Ansbichler‹
nicht um eine Bedrohung der Staatssicherheit mit internationalen Implikationen
handelte, sondern um einen relativ ordinären Mord. Allerdings mit beachtlichem
innenpolitischen Explosionspotenzial. Die hektischen Aktivitäten in dieser
Causa konnten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch noch den Fall
›Filzmayer‹ gab.
Blum hatte Wallner noch am
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