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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ich mir ziemlich sicher.
Geben wir das Bild doch einmal in die Suchdatei ein .«
    Sie hatten Glück. Bereits nach etwas mehr als zwanzig Minuten
war der Computer fündig geworden. Bei dem Mann handelte es sich mit einer
Wahrscheinlichkeit von 92 Prozent um einen gewissen Oleg Rybatschow, einen
gebürtigen Ukrainer. Er war auch unter den Namen ›Oskar Wellner‹, ›Marco
Buttani‹ und ›Ralph Albrecht‹ bekannt und wurde in Zusammenhang mit mehreren
Banküberfällen, aber auch zwei Mordanschlägen in Deutschland, Belgien und Polen
gesucht. Er wurde dem Dunstkreis der russischen Mafia zugerechnet.
    Bingo, das war der Durchbruch, den Wallner erhofft hatte. Jetzt
konnte er dem Minister wirklich ein Ergebnis liefern.
    Palinski ging noch etwas durch den Kopf. Er war zwar absolut
kein Experte für Ballistik, aber der ihm auffallende Widerspruch war so
gravierend, dass man kein Experte dafür sein musste. Schiere Logik reichte, wie
so oft im Leben, völlig aus.
    »Sag einmal Helmut«, wandte er sich an den Inspektor. »Du hast
gerade vorhin etwas von zu steilem Schusswinkel gesprochen und dass der Schütze
Frau Ansbichler aus dem obersten Stockwerk nie in den Kopf hätte treffen können .«
    »Das stimmt«, bestätigte der Inspektor, »aber das ist inzwischen
überholt. Die exakte ballistische Untersuchung wird beweisen, dass der Schuss
genau von dem Standort gekommen ist, den wir auf dem Film ausgemacht haben .«
    »Das meine ich auch nicht. Ich habe aber das Gefühl, dass der
Täter entweder ein miserabler Schütze ist oder Stadtrat Ansbichler überhaupt
nicht treffen wollte. Wäre der Schuss direkt über den gebückten Stadtrat
hinweggegangen, hätte eigentlich der neben Frau Ansbichler sitzende
Bezirksvorsteher Dr. Thaler getroffen werden müssen .«
    Palinski nahm ein Blatt Papier und machte eine grobe
Situationsskizze. Er zeichnete den Standort aller Beteiligten ein, so wie er
sich daran erinnerte. Dann zog er eine direkte Linie vom Schützen über den
gebückten Ansbichler hinweg. Und tatsächlich, falls die Positionen richtig
eingezeichnet waren, könnte sich Dr. Thaler in vier Wochen sicher nicht mehr
der Wiederwahl stellen.
    Alle Anwesenden waren verblüfft. »Das ist aber ein echter
Hammer«, entfuhr es Schneckenburger.
    »Natürlich kann ich mich irren. Falls die tatsächlichen
Positionen nur geringfügig von jenen der Skizze abweichen, stimmt meine
Schlussfolgerung nicht mehr«, war Palinski völlig klar.
    »Wir werden das sofort morgen früh überprüfen«, stellte Wallner
fest. »Ich habe aber das Gefühl, dass du völlig Recht hast .«
    »Um Gottes willen, wie soll ich das bloß meinem Minister klar
machen«, jammerte Schneckenburger. »Damit wäre doch seine ganze schöne
Terrortheorie im Eimer und wir hätten es mit einem hundsordinären Verbrechen zu
tun .«
     

4
    Der junge Morgen hatte sich wieder einmal sehr
bemüht, sich von seiner allerbesten Seite zu zeigen. Kein Wölkchen lenkte den
frühen Betrachter von dem leuchtenden Tiefblau des Himmels ab, von dem die
alles beherrschende Sonne ihre sengende Kraft zur Erde sandte.
    Palinski war mit Maximilian unterwegs zum Café ›Kaiser‹, wo ein
exquisites englisches Frühstück angeboten wurde. Der einzige bedeutende Beitrag
des Inselvolkes zur internationalen Kulinarik, zumindest für alle, die keine
Minzsauce mochten. Oder nicht auf panierte Fischstückchen mit Fritten standen.
    Seit er mit seinem ›Palinski-Schnitzel‹ selbst vor einer Art
zweiter Karriere im globalen Fast-Food-Geschäft stand, fühlte er sich durchaus
berufen, solche früher als chauvinistisch angesehene Urteile abzugeben. Nicht
vergessen, ermahnte er sich. Übermorgen um 18 Uhr gab es in ›Wiener’s
Beisl-Bar‹ einen Preis für den lieben Mario.
    Dass Palinski heute so guter Laune war, lag nicht nur am schönen
Wetter. Die attraktive Magistra vom BKA hatte ihm gestern noch angeboten, ihn
mit ihrem Auto mitzunehmen. Bei einigen ›Absackern‹ in der Trummelhofbar in
Grinzing hatte man sich rasch auf das kollegiale Du geeinigt und die
›Bruderschaft‹ mit einem nicht ganz so kollegialen Kuss bekräftigt. Später vor
seinem Haus hatte er Renate noch eine seiner neuen Visitkarten gegeben, worauf
sie unbedingt wissen hatte wollen, was denn ›Krimiliteranalogie‹ eigentlich
sei.
    Eine zweifelsfreie Erklärung war ihm aber unter den besonderen
Umständen nicht mehr ganz gelungen. So hatten sie sich für heute Abend
verabredet.

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