Schnitzelfarce
Eindruck, als ob die Nachrichten darüber
zurückgehalten werden. Wenn Sie etwas darüber wissen, sagen Sie es mir bitte .«
* * * * *
Herwig Mansbart saß in seiner Zelle und dachte
intensiv nach. Er hoffte, dass ihm die hundertprozentige Kooperation mit der
Polizei mildernde Umstände einbringen würde. Bei guter Führung würde er
vielleicht doch noch vor seinem fünfzigsten Lebensjahr wieder bei seiner
Familie sein können.
Er war entschlossen, jede Chance wahrzunehmen. Deswegen
versuchte er auch, sich die Geschehnisse der letzten
vierzehn Tage in allen Details in Erinnerung zu rufen. Sobald er die Augen
schloss, liefen die Ereignisse in seinem Kopf ab wie ein Film. Und das
Erstaunliche war, er konnte einzelne Bilder anhalten, sie längere Zeit
betrachten und Kleinigkeiten erkennen, die ihm in der Realität gar nicht
bewusst geworden waren.
Am ersten Tag hatte es ein Gewitter gegeben.
Als der Unbekannte im Hintergrund mit dem Rezept gekommen war, hatte er gelbe
Regenstiefel angehabt. Ja, Mansbart erinnerte sich wieder genau. Er hatte sich
noch über die schmutzigen Abdrücke der Sohlen auf dem sauberen Holzboden
geärgert. Besonders auffallend war der Abdruck der linken Sohle gewesen.
Irgendeine Unregelmäßigkeit im Profil erweckte den Eindruck eines Kreuzes. Das
könnte den Inspektor vielleicht interessieren. Und noch etwas. Die Abdrücke
waren ziemlich klein gewesen. Er hatte seinen Fuß, Schuhgröße 44 daneben
gesetzt und die Stiefelgröße auf höchstens 38 geschätzt. In jedem Fall würden
diese Hinweise seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit deutlich unter Beweis
stellen.
Er wollte schon nach dem wachhabenden
Beamten rufen, als ihm noch eine Szene durch den Kopf ging. Früher, als kleiner
Bub hatte er im Strandbad jede Möglichkeit wahrgenommen, beim Umziehen durch
Ritzen zwischen den Brettern oder im Idealfall durch ein Astloch in die
Nachbarkabine zu linsen. Mein Gott, dieser inoffizielle Teil seiner Aufklärung
war mit Abstand der zweitspannendste gewesen. Wenn er an die vielen mehr oder
weniger hübschen nackten Weiber dachte und die Körperteile, die man sonst kaum
zu sehen bekommen hätte, wurde im auch jetzt noch ganz heiß.
Auch die Trennwand zwischen dem ›Wohnzimmer‹ und dem Schlafraum
seines Häuschens im Wienerwald war aus Holz. Und auch sie bestand aus Brettern
mit Astlöchern. Natürlich hatte seine Neugierde auch diesmal wieder die
Oberhand behalten. Er hatte zwar nur die unter Hälfte des sitzenden Mannes
sehen können, der Janos gerade eine kleine Plastikmappe zugeworfen hatte. Eher
ein Tascherl mit Zippverschluss, in dem man persönliche Dokumente aufbewahrte.
Nachdem Janos etwas herausgenommen hatte, was das war, hatte er nicht erkennen
können, war das Tascherl wieder zurückgeworfen und vom Unbekannten aufgefangen
worden. Da war irgendetwas gewesen, das im sonderbar vorgekommen war. Das er
instinktiv wahrgenommen hatte. Was war das bloß gewesen?
Mansbart ließ die Sequenz mehrmals vor
seinem geistigen Auge ablaufen. Dann wusste er, was ihm aufgefallen war und war
ganz sicher, dass es etwas zu bedeuten hatte.
Laut rief er nach dem wachhabenden Beamten. »Bitte verständigen
Sie den Inspektor, mir ist noch etwas ganz Wichtiges eingefallen .«
* * * * *
Palinskis Anruf hatte Ministerialrat Dr.
Schneckenburger in große Aufregung versetzt. ›Miki‹ hatte schlicht nicht
gewusst, was er tun sollte.
Da lief der Vater eines Ermordeten auf der Suche nach Antworten
durch Wien und der Innenminister war auf Besuch bei seinem Kollegen in der
Schweiz. Die Sektionschefin, die möglicherweise eine Entscheidung hätte treffen
können, war auf Urlaub in Korsika.
Palinski hatte Mitleid mit
seinem Freund. »Gut, ich will versuchen, Herrn Mraz zu erreichen und ihn zu
beruhigen .«
»Sehen wir uns abends ?« hatte der
dankbare Ministerialrat abschließend wissen wollen.
»Gut, ab 8 Uhr beim ›Zimmermann‹ in Salmannsdorf.«
Dann hatte Palinski sich ein Herz genommen und Margit Waismeier
angerufen. Er hatte Glück, die Mutter des kleinen Markus zu erreichen, denn sie
war gerade dabei, das Haus zu verlassen.
Palinski hatte es kurz gemacht. »Vielleicht kann ich Ihnen eine
recht interessante Arbeit anbieten .« Frau Waismeier
hatte sich erfreut gezeigt und zugesagt, morgen um 9 Uhr in sein Büro zu
kommen.
Kaum hatte Palinski dieses Gespräch beendet und sich den
nächsten Namen auf seiner langen Telefonliste
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