Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
vorgenommen, als ihm ein Anrufer
zuvorkam.
    »Kannst du sofort herkommen«, die Art, wie Wallner das ›sofort‹
betonte, ließ ihm keine Wahl. »Ich glaube, jetzt können wir das Schwein
festnageln, das Eugen Filzmayer letztlich am Gewissen hat .«
    Palinski machte sich sofort auf den Weg. Auf sein Versprechen,
sich mit Walter Mraz in Verbindung zu setzen und beruhigend auf ihn
einzuwirken, hatte er im Moment völlig vergessen.

     
    * * * * *

     
    Walter Mraz hatte das Gefühl, unbedingt mit
jemandem sprechen zu müssen. Am liebsten mit diesem Pasinski oder wie er hieß,
zu dem Mann hatte er eigenartigerweise Vertrauen. Aber der meldete sich nicht.
Offenbar war das auch nur wieder jemand, der gerne schöne Worte machte. Aber
wenn es darauf ankam, dann war nichts mehr von ihm zu hören. Ohne dass es ihm
bewusst geworden war, hatte ihn sein Marsch durch die Straßen Wiens in die Nähe
des Rathauses gebracht.
    Wenn er jetzt schon hier war, dann sollte er wohl auch mit
seinem Chef sprechen. Sich für sein Fernbleiben von der Arbeit entschuldigen
und damit einen ersten Schritt zurück in die Alltäglichkeit zu machen. Wenn und
soweit das in seiner Lage überhaupt möglich sein würde.
    Mraz hatte ›Glück‹, auch wenn dieses Wort in seiner Situation
kaum angebracht war. Stadtrat Ansbichler war im Haus, in seinem Büro und nahm
sich sofort Zeit für seinen Chauffeur. Als der selbst ›schmerzgebeugte‹
Politiker hörte, welcher Schicksalsschlag seinen Mitarbeiter getroffen hatte,
stand er spontan auf und umarmte den Mann.
    Die Entschuldigung seines Fahrers fegte er quasi mit einer
Handbewegung vom Tisch. »Aber das ist doch klar«, zeigte er sich
verständnisvoll, auch wenn seine nächste Aussage auf einen gewissen Mangel an
Sensibilität hinwies. »Aber falls das wieder einmal vorkommt, rufen Sie doch
bitte wenigstens an .«
    Dann berichtete Mraz von den seltsamen Ereignissen, oder besser
Nicht-Ereignissen im Zusammenhang mit dem Mord an Rick. Das fand auch der
Stadtrat höchst eigenartig. »Ich werde mich gleich darum kümmern, sobald ich
mit den Vorbereitungen für morgen fertig bin«, versprach er seinem Chauffeur.
    Morgen sollte Carola Ansbichler-Schmuck in ihrer letzten
Ruhestätte in der Familiengruft am Grinzinger Friedhof beigesetzt werden.
»Danach findet im Festsaal des ›Palais am Kohlmarkt‹ der traditionelle
Leichenschmaus statt. Sie sind natürlich auch herzlich eingeladen .«
    Das war’s dann auch schon wieder gewesen, denn die Pflicht rief
den sich ihr jederzeit bewussten Politiker zur Eröffnung des ›Internationalen
Jazz-Festivals‹ in die Wiener Freudenau.
    »Der Zeitdruck bringt mich noch einmal um«, lamentierte
Ansbichler im Hinausgehen. »Ihnen geht es ja gut, Sie haben heute noch frei.
Aber ich hätte um ein Haar das Begräbnis verschieben müssen, nur weil morgen
eine Delegation Tourismusfachleute aus Malta nach Wien kommt. Gott sei Dank
kommen die jetzt aber erst mit der Abendmaschine .«
    Walter Mraz fühlte sich nach dem Gespräch nicht wirklich besser.
Im Gegenteil, seine bisherige Meinung vom Chef hatte sich nicht nur bestätigt,
sondern war noch um ein wesentliches Attribut erweitert worden. Der Stadtrat
war kein schlichtes, sondern ein außerordentlich herzloses Arschloch.

     
    * * * * *

     
    Bevor er losgefahren war, hatte Wallner Dr. Kurt
Suber in dessen Büro angerufen und ihn gebeten, um 17 Uhr in der Villa zu sein.
    »Wir stehen ganz knapp vor dem Abschluss des Falles und müssen
nur noch einige Details abklären«, hatte er den nunmehr mächtigsten Mann der
›Alfons Filzmayer & Söhne AG‹ erklärt.
    Als Palinski kurz nach 17 Uhr eintraf, erwartete ihn ein
überwältigendes Déjà-vu-Erlebnis. Abgesehen von den tageszeitlich bedingt
geänderten Lichtverhältnissen war alles so wie am Vormittag vor fünf Tagen.
    Inspektor Wallner war hier, sein Stellvertreter Martin Sandegger
und natürlich auch Franca Aigner. Sie saßen mit den meisten Mitgliedern der
Familie Suber neuerlich in dem als Bibliothek bezeichneten Raum. Die Perle
Herta servierte Tee und Kaffee, auf Wunsch auch Gehaltvolleres. Nur Herr Kiefer
war nicht im Raum, sondern hatte in der Garage zu tun. Der bereitet wohl gerade
das Fluchtauto vor, dachte Palinski. Aber das war natürlich bloß ein Scherz.
    »Also, worum geht es ?« , unterbrach die
Frau des Hauses den bisherigen Smalltalk. »Wir haben Theaterkarten und müssen
spätestens um 19 Uhr das Haus verlassen

Weitere Kostenlose Bücher