Schnitzelfarce
Man hat fast den Eindruck gehabt, dass die
Familie an einer Rückkehr des alten Herrn gar nicht wirklich interessiert ist .« Palinski konnte das verstehen, ein ähnlicher Verdacht war
ihm auch schon kurz gekommen.
Gegen Mittag war der Durchsuchungsbefehl für die Ordination Dr.
Wagmeisters eingelangt und Wallner hatte das Verhör Mansbarts für heute
beendet.
»Denken Sie nach, ob Ihnen noch etwas einfällt. Je mehr Sie uns
helfen, desto billiger wird es für Sie vor Gericht«, hatte er den Entführer zum
Abschluss noch ermahnt.
Zwei Beamte hatten Mansbart aus dem Raum geführt. In der Türe
war er nochmals stehen geblieben: »Darf ich Sie noch etwas fragen ?«
»Nur zu«, hatte sich Wallner von seiner großzügigen Seite
gezeigt, »was möchten Sie noch wissen ?«
»Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen ?«
»Wir hätten Sie in jedem Fall erwischt«, hatte sich der
Inspektor überzeugt gezeigt. »Sie haben es uns aber einfach gemacht. Es waren
die Karten für die Stadthalle. Ihr Sohn hat sie gefunden und an einen Schulkollegen
verkauft .«
»Ich hätte sie verbrennen und nicht nur in den Müll werfen
sollen«, Mansbart hatte schwer geseufzt. »Der liebe Bub, er wird sich jetzt
schreckliche Vorwürfe machen. Sagen Sie ihm, er kann nichts dafür, dass sein
Vater so ein Idiot ist .« Dann war Mansbart endgültig
weggebracht worden.
Während sich Wallner und Franca Aigner auf den Weg zum Herrn
Professor machten, war Palinski rasch zu seiner Wilma ins Spital geeilt.
Der ging es bereits viel besser. Sie hatte sogar schon wieder
einige Spitzen auf Lager, aber wesentlich freundlichere als vor dem Unfall. Wer
weiß, hatte sich Palinski gedacht, vielleicht stellte der Knöchelbruch die
große Wende in ihrer Beziehung dar.
Nach einer Stunde, Tina war eben erschienen, hatte er das
Krankenhaus wieder verlassen. Nicht ohne Wilma versprochen zu haben, am Abend
wieder zu kommen.
Auf dem Weg vorbei an ›Wieners Beisl-Bar‹ fiel ihm ein, dass er
dem rührigen Chef des Lokals noch eine Entschuldigung schuldete. Die Ereignisse
des vergangenen Abends hatte es ihm unmöglich gemacht, an dem Pressegespräch
teilzunehmen, wie er zugesagt hatte.
Hektor Wiener war allerdings nicht anwesend, sondern in der
Stadt unterwegs. Auch gut, hatte Palinski gedacht und sich ein gutes,
traditionelles Wiener Schnitzel bestellt. Er wollte die Atmosphäre aufnehmen,
in der sein Palinski-Schnitzel schon bald zum festen und beliebten
Angebotsbestandteil zählen würde. Hoffte er zumindest.
Also das Schnitzel war wirklich in Ordnung. Viel besser konnte
Wilma das auch nicht machen. Obwohl das ..., Palinski zögerte, den Gedanken zu
Ende zu denken. Was soll’s. Obwohl das eigentlich kein wirkliches Kriterium
war. Wilma hatte viele Talente, das Kochen gehörte aber nicht unbedingt dazu.
Das musste einmal gedacht werden. Weil es wahr war. Wilma konnte seine Gedanken
ohnehin nicht lesen. Selbst wenn sie da wäre.
Endlich war Palinski wieder im Büro. So sehr er den
›Außendienst‹ mochte, so sehr gingen ihm die ruhigen, mit Nachdenken,
Kombinieren und Philosophieren verbrachten Stunden ab. Der Stress der letzten
Tage war nicht ohne gewesen. So gesehen war es ganz gut, dass er nichts mehr
mit dem Fall ›Ansbichler‹ zu tun hatte.
Schon wieder so viele Anrufe auf Band. Immerhin vier, die nach
einem möglichen Geschäft rochen. Und wieder einmal sechs Aufgehängte. Also ganz
sicher war er nicht, dass ihm da nicht vielleicht doch der eine oder andere
Auftrag durch die Lappen ging. Er brauchte jemanden fürs Büro, zumindest
halbtags. Vielleicht sollte er Margit Waismeier wirklich einen Job anbieten.
»Herr Palinski, können Sie mir einen plausiblen Grund dafür
nennen«, die Stimme kam ihm bekannt vor, er konnte sie aber nicht sofort
zuordnen, »dass in den Medien nicht ein einziger Hinweis auf den Mord an meinem
Sohn zu finden ist ?«
Aha, Walter Mraz, dachte sich Palinski, und das mit einer
berechtigten Frage. Sogar einer sehr berechtigten. Keiner von ihnen hatte daran
gedacht, dass sich der Vater Ricks möglicherweise nicht mit einer bloßen
Tatsache zufrieden geben würde. Sondern nicht zu Unrecht Maßnahmen erwartete.
Aber das war etwas, um das sich jetzt das BKA kümmern musste. ›Miki‹
Schneckenburger sollte er allerdings schon anrufen, das war er dem alten Freund
schuldig.
Seine Gedanken hätten ihn fast Mraz’s letzten Satz überhören
lassen. »Es entsteht ja fast der
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