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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Samstag in zwei Wochen. ».... Herrn
Mario Palinski und Begleitung«, sehr gut. Hoffentlich war Wilmas Knöchel bis
dahin wieder soweit. Ach ja, und das hier waren zwei Freikarten für das
Konzert.
    Palinski verstand die Welt nicht mehr. Kaum verpflichtete man
sich, den Mund zu halten und schon gehörte man zur Prominenz. Das war nichts
anderes als schleichende Korrumpierung, aber irgendwie angenehm, wenn die Leute
plötzlich Notiz von einem nahmen.
    Hier eine Anfrage der MEPA, ob Herr
Palinski im Dezember ein Blockseminar über ›Interdependenz Kriminalliteratur -
praktische Kriminalarbeit‹ abhalten könnte. Was zum Teufel war die MEPA? Aha,
da stand es ohnehin, die ›Mitteleuropäische Polizeiakademie‹. Das war sicher
auf Josefs Mist gewachsen. Na, warum nicht. Und was zum Teufel war ›Interdependenz‹?
    So, jetzt zum letzten Brief. Die Anfrage eines ›Albert Merz
Verlages Berlin-München‹. Ob Herr Mario Palinski ein Sachbuch zum Thema ›WIE
MAN EINEN KRIMI SCHREIBT - Tricks und Tipps eines praktischen Theoretikers‹
verfassen könnte. Die verlagsinterne Marktforschung habe ergeben, dass ein
enormes Interesse an dem Thema bestünde. Er, Palinski wäre ihnen von Dr.
Metzler von der ›Global Fim Enterprises‹ für das Thema empfohlen worden. Es war
schon interessant, wie eines zum anderen kam.
    So, jetzt stand der Öffnung des Umschlags
von Hektor Wiener nichts mehr im Wege. Palinski hielt ihn in der Hand und
schätzte sein Gewicht. Nicht sehr schwer, aber gewichtiger als die anderen
Briefe. Mindestens fünf DIN-A-4-Seiten, einmal gefaltet, schätzte er. Was hatte
ihm Hektor Wiener auf fünf Seiten mitzuteilen? Konnten das vielleicht
Geldscheine sein? Sicher nicht, Wiener würde doch nicht so unvernünftig sein,
ihm seine 2 500 Euro Preisgeld mit der Post zu senden. Und das nicht einmal
eingeschrieben. Nein, Wiener war Geschäftsmann, der genau wusste, dass man das
nicht so machte.
    Möglicherweise sollte sein Rezept, sein ›Palinski-Schnitzel‹ ins
Ausland verkauft werden und im Umschlag war ein Vertragsentwurf? Ein
wunderbarer Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Rom, Paris, New York, Dschibuti.
Egal, wo immer er in Zukunft hinkommen würde auf dieser Welt, etwas von ihm
würde bereits da sein. Es, das, sein Schnitzel. Palinskis Schnitzel.
    Ganz, ganz vorsichtig öffnete er den Umschlag, so, als ob er das
kräftige gelbe Papier nicht mehr verletzen wollte als unbedingt notwendig. Dann
fuhr er mit Daumen und Zeigefinger wie mit einer Pinzette in die offene Wunde
und zog den Inhalt heraus.
    Andächtig betrachtete er den vor ihm liegenden Packen Papier.
Scheute sich fast, diesen magischen Moment zu beenden und den Brief zu lesen.
    Palinski, schalt er sich, du führst dich auf wie ein Idiot.
Wahrscheinlich steht da ohnehin nur drinnen, dass du nur Vierter geworden bist
und Fressgutscheine im Wert von 300 Euro gewonnen hast.
    Und genau so war es dann auch. Nur dass es bloß der fünfte Platz
war. Für den es 25 Gutscheine zu je 10 Euro gab. Herzlichen Glückwunsch, Ihr
Hektor Wiener. Und Mahlzeit.

     
    * * * * *

     
    Stadtrat
Ansbichler hatte zum traditionellen Leichenschmaus ins noble Hotel ›Palais am
Kohlmarkt‹ geladen. Nicht sämtliche Trauergäste, die auch am Friedhof gewesen
waren, aber die meisten. Es sollten aber noch zahlreiche andere
Persönlichkeiten zu dem als eine Mischung aus Gedenkfeier und Vorwahlparty
organisierten Innenstadtevent stoßen. Nicht jeder hatte schließlich nachmittags
Zeit, auf den Friedhof zu gehen. Oder Lust dazu.
    Die Zufahrt der geladenen Gäste über die
Herrengasse zum Michaelerplatz entwickelte sich zur vielbestaunten Prozession
teurer Autos, sogar ein roter Ferrari war darunter und zwei Rolls-Royce. Die
rund 100 Meter von der Aussteigestelle zu dem in der Fußgängerzone liegenden
Fünf-Sterne-Hotel mussten die Auserwählten per pedes zurücklegen. Diese
einmalige Gelegenheit, zahlreichen Prominenten hautnahe beim Trauern zusehen zu
können, stellte für viele begeisterte Adabeis den Höhepunkt der Woche dar.
Mindestens.
    Dazu kam, dass Ansbichler vor dem Hotel einige Stände mit
Getränken und kleinen Imbissen aufbauen hatte lassen. »Für eine gute Zukunft in
unserem geliebten Wien – Ing. Robert Ansbichler – Liste 1”, wie auf der
Rückseite der reichlich aufliegenden Papierservietten und den bunten
Partyschirmen zu lesen war. Das war aber reiner Zufall, denn Ansbichler ging es
wirklich nur darum, der

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