Schnitzelfarce
meine Frau
werden ?« Ja, das war gut. So würde er es sagen.
»Kopf hoch, Papa«, tröstete ihn Harry. »Mehr als Nein sagen kann
sie nicht. Und dann geht es weiter wie bisher .« Leise,
sodass sein Vater es nicht hören konnte, murmelte er vor sich hin: »Wer weiß,
vielleicht wäre das ohnehin besser .«
Mit polyphonem Gezirpe machte sich jetzt Palinskis Mobiltelefon bemerkbar. Er wollte das
Gespräch eigentlich gar nicht annehmen. Was sollte jetzt wichtiger sein als
das, was er vorhatte. Automatisch griff er dennoch in die Tasche, holte das
Gerät heraus und drückte auf Empfang.
Es war Sandegger, aufgeregt, wie ihn Palinski noch nie zuvor
erlebt hatte. »Schalten Sie sofort Ihren Fernseher ein. Gerade läuft eine
Sonder-Nachrichtensendung aus dem ›Palais am Kohlmarkt‹. Dort ist der Teufel
los .«
Palinski steckte sein Handy wortlos weg. Wo hatte er gerade
vorhin einen Fernsehapparat gesehen? Richtig, beim Portier. Gefolgt von Harry
lief er zurück und stürmte die Loge neben dem Eingang.
»Polizei«, bluffte er den ob der unvermuteten Störung empörten
Mann. »Bitte schalten Sie sofort Ihr TV-Gerät ein .«
Der Anblick, der sich Palinski jetzt bot,
ließ ihm das Blut in den Adern gerinnen. Walter Mraz stand, halb versteckt
hinter einer großen Tafel mit Carola Ansbichler-Schmucks Bild und hielt dem
Stadtrat eine Pistole an die Schläfe. Oder war es ein Revolver. Palinski hatte
die Dinger noch nie auseinander halten können.
Aufgeregt berichtete der Reporter etwas von Geiselnahme und,
dass sich der Täter, der Fahrer der Haupt-geisel weigerte, mit jemand anderem
zu sprechen als mit »Palinski .«
»Wea isn dea Balünsgi«, mischte sich jetzt auch der Portier ein.
»Ich bin Palinski«, stellte derselbe fest, »und ich muss jetzt
sofort dort hin .« Er zeigte mit dem Finger auf den
Bildschirm. Wie es aussah, würde sein Name auch ohne Schnitzel heute einen
gewissen Bekanntheitsgrad erlangen. »Könnten Sie mir bitte ein Taxi bestellen ?« Dann wandte er sich seinem Sohn zu.
»Harry, geh zu deiner Mutter. Bringe ihr den Ring und sage ihr,
dass ich sie heiraten möchte«, instruierte er seinen Sohn. »Ich habe so das
Gefühl, dass das heute geschehen muss. Sonst wird nie etwas daraus. Machst du
das für mich ?« .
Harry nickte und grinste übers ganze Gesicht. »Ich mache das
schon für dich, Alter. Und du haust inzwischen den Herrn Stadtrat wieder aus
der Scheiße heraus. Oder?«
»Ich werde mich zumindest bemühen. Erkläre
deiner Mutter, warum ich jetzt nicht selbst kommen kann. Wenn sie dir nicht
glaubt oder mehr wissen will, dann soll sie einfach den Fernseher aufdrehen .« Er blickte seinen Sohn liebevoll an. »Danke, Harry, du
hast etwas gut bei mir .«
Dann war das Taxi auch schon da und Palinski gleich darauf
unterwegs in die Innere Stadt.
9
Als Palinski das Taxi am Anfang des Grabens
verlassen hatte, um die restlichen vielleicht einhundert Meter zum ›Palais am
Kohlmarkt« zurückzulegen, konnte er bereits die rotierenden Blaulichter der
zahlreichen Einsatzfahrzeuge in der zum Michaelerplatz führenden ›Nobelmeile
Wiens‹ erkennen. Die Polizei hatte bereits hier eine Absperrung errichtet und
wollte auch Palinski nicht passieren lassen.
Noch im Taxi hatte ihn ein Anruf Schneckenburgers erreicht, der
ihn dringend ersuchte, so rasch wie möglich zu kommen. Der Fahrer Ansbichlers
hat seinen Chef und ein gutes Dutzend Ehrengäste als Geiseln genommen, sich auf
der Bühne des Festsaales verschanzt und »will nur mit dir sprechen. Er verlangt
ausdrücklich den Herrn Palinski .«
»Ich weiß. Ich habe die ersten Meldungen in
den Nachrichten gesehen« hatte Palinski geantwortet. »Ich bin schon unterwegs
und in spätestens zehn Minuten im Hotel .«
Innenminister Fuscheé hatte nur ein gütiges
Schicksal davor bewahrt, selbst unter den Geiseln zu sein. Er hatte am
Vormittag etwas Schlechtes gegessen und war im entscheidenden Augenblick gerade
auf einem der zahlreichen luxuriös ausgestatteten Häusln gesessen. Was wieder
einmal beweist, dass zur rechten Zeit heruntergelassene Hosen durchaus ein
Segen sein können.
Nachdem er von seinem Ministerialrat über
die bevorstehende Ankunft des von Mraz ausdrücklich verlangten Vermittlers
informiert worden war, hatte er Schneckenburger beauftragt, Palinski so rasch
wie möglich durch die Polizeiabsperrungen zu schleusen. »Wer weiß, wie lange
dieser Verbrecher noch ruhig bleibt .«
Während
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