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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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heiraten,
warum plötzlich heiraten? Wurde Mario auf seine alten Tage noch romantisch?
    Andererseits, allein die Vorstellung, wie sehr sich ihre Eltern
über eine Heirat mit dem ungeliebten Nicht-Schwiegersohn ärgern würden, war
schon ein gründliches Nachdenken über den überraschenden Antrag wert.
    Aber wenn sie nur heiratete, um ihren alten Herrschaften eines
auszuwischen, war sie genauso blöd wie die Gründe, aus denen ihre Eltern Mario
ablehnten. Wer sagte ihr überhaupt, dass die beiden noch immer so gegen ihn
waren? Seit der Zeit, als Mario seine schreckliche Prüfungsangst erfolgreich
damit bekämpft hatte, einfach gar nicht zu den Terminen zu gehen, war viel
Wasser durch die Donau geflossen. Aus dem intelligenten, nur scheinbar
ungebildeten Tropf ohne akademische Ehren war inzwischen ein sogar von ihrem
Vater, immerhin einem ehemaligen Dekan der juridischen Fakultät anerkannter
Diskutant selbst knifflicher Rechtsprobleme geworden. Und ihre Mutter, die
emeritierte Primaria, las heute noch regelmäßig ›The Lancet‹, um mit Mario über
die neuesten biogenetischen Erkenntnisse reden zu können. Bei den seltenen
Gelegenheiten, zu denen man sich zwangsläufig traf.
    Und was Mario jetzt so alles machte, war ja auch nicht ohne. Sie
selbst wusste nicht genug darüber, um das wirklich beurteilen zu können. Dieser
unmögliche Mann redete ja nicht mit ihr über diese Dinge. Aber Manfred war ganz
begeistert von dem, was Mario machte. Dullinger war ein echter Fan ihres
Lebensgefährten, bewunderte sein unkonventionelles Leben außerhalb der
eingefahrenen Bahnen und seine originelle Denkweise. Ja, sie konnte sich gut
vorstellen, wieder mit Mario zusammen zu sein. Notfalls auch um den Preis, ihn
zu ehelichen.
    »Was meinst du«, wandte sie sich an den Heiratsvermittler namens
Harry. »Was würdest du tun ?«
    »So kannst du mich das nicht fragen, Mama«, der freche Kerl
grinste über das ganze Gesicht. »Also ich würde ihn nicht heiraten. Aber an
deiner Stelle würde ich ihn vielleicht nehmen .«
    Wilma beschloss, sich noch etwas Zeit für diese Entscheidung zu
lassen. Immerhin sollte sie ja für den Rest ihres Lebens halten.
    »Schauen wir uns jetzt einmal an, was deinen
Vater daran gehindert hat, seinen Antrag persönlich zu machen .«
    Nach einigen Mühen gelang es Wilma, die beiden anderen Frauen
davon zu überzeugen, dass das Programm am anderen Kanal viel spannender zu
werden versprach als die 18. Pilcher-Verfilmung in diesem Jahr. Richtig
neugierig wurden ihre Zimmergenossinnen aber erst, als sie hörten, dass der
Mann der netten Französischprofessorin in den Nachrichten zu sehen sein würde.
    Das Erste, was Wilma dann am Bildschirm zu sehen bekam, war ein
an sich freundlich wirkender Mittfünfziger, der Stadtrat Ansbichler eine Waffe
an die Schläfe drückte und »Zum letzten Mal, ich spreche nur mit Palinski«
schrie.
    »Das ist er«, flüsterte Wilma den beiden Damen zu.
    »Wer«, die eine der beiden war sichtlich verwirrt, »der mit dem
schrecklichen Revolver in der Hand ?«
    »Aber nein. Palinski, das ist mein Mann .«
    »Aber wieso, Sie heißen doch Bachler ?« So leicht waren die Damen nicht zufrieden zu stellen.
    »Ja, aber das ist eine lange Geschichte«, seufzte Wilma, »die
erzähle ich Ihnen morgen .« Ein Grund mehr, zu
heiraten, schoss es ihr durch den Kopf.
    Harry fand, dass es jetzt Zeit war, zu gehen. Solange er sich
noch zurückhalten konnte. »Ciao Mama, bis morgen«, er küsste sie auf die Wange.
»Guten Abend die Damen.«
    Draußen am Gang konnte er sich endlich dem befreienden Lachen
hingeben, das er schon drinnen kaum mehr unterdrücken hatte können.

     
    * * * * *

     
    Im Hotel angelangt, wurde Palinski sofort in den
Nebenraum gebracht, in dem sich der provisorische Krisenstab unter der Leitung
des Innenministers einquartiert hatte. Der schon dringend Erwartete hatte sich
einen Krisenstab eigentlich anders vorgestellt. Abgesehen von einigen Laptops
und Notebooks wirkte die Ansammlung von Männern fast aller Altersstufen und der
zwei Alibifrauen eher wie der Wartesaal einer Geburtsklinik, in der die ganze
Verwandtschaft auf die Geburt des ersten Kindes, Enkels oder Geschwisterkindes
oder was immer auch, wartete. Um das einmal neutral auszudrücken.
    Aufgeregt wurde hin und her geschnattert,
spekuliert und zusammengefasst, referiert und wieder verworfen, rekapituliert
und neuerlich an den Ausgangspunkt zurückgekehrt. Wäre der

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