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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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gekommen und hatten nicht, wie sonst, ihre Taschenlampen bei sich. Zwar blieben sie und die Nachfolgenden, die sofort begriffen, auf der Stelle stehen und lauschten in die Dunkelheit. Doch das Geräusch wiederholte sich nicht.
    „Fehlanzeige!“ sagte Stephan halblaut.
    „Vielleicht ist es schon einer von der Kommission?“ witzelte Hans-Jürgen, während sie über den Burghof zur Freitreppe gingen.
    „Auf jeden Fall sollten wir unsere Taschenlampen in Zukunft auch tagsüber einstecken!“ empfahl der vorsichtige Dieter.
    Da konnte Klaus einfach nicht widerstehen. „Das paule Walter…“

Punkte für Schreckenstein

    Die Ritter machten eine grundsätzliche Erfahrung: Sie lernten, wie das so ist, wenn man jemanden erwartet, von dem man, ohne ihn zu kennen, annimmt, er werde nichts Gutes bringen. Mit jeder Stunde, um die sich seine Ankunft verzögert, wächst er, wächst durch die eigene Phantasie zur übergroßen Gestalt, zur Bedrohung, der man hilflos ausgeliefert ist.
    Trifft er schließlich ein, gar doppelt, wie im Fall der Kommission, schrumpft die falsche Vorstellung zusammen. Überschätzung verkehrt sich in Unterschätzung.
    Was, diese Würstchen haben wir gefürchtet? denkt sich jeder, nicht ahnend, wie teuer ihn seine erneute Täuschung zu stehen kommen kann.
    Sie kamen während des Unterrichts.
    Die Ritter hörten einen Wagen in den Burghof fahren. Der Metzger war es nicht, auch nicht der Bäcker und nicht der Gemüsehändler. Die fuhren alle Diesel. Der Postbote konnte es sein, der Kaminkehrer, ein Mann vom Elektrizitätswerk, der Spengler wegen der Dachrinnen oder ein anderer Handwerker, um etwas zu reparieren, das die Möglichkeiten der Ritter überstieg. Denn die machten das meiste selber.
    Erst beim Mittagessen merkten sie’s.
    Am Lehrertisch saßen zwei Figuren im mittleren Lehreralter. Sie wirkten weder furchterregend, noch besonders gewinnend, hatten weder einen dämonischen Blick noch ausgeprägte Lachfalten. Der eine war blond und dünn, der andere dunkel und rundlich.
    Als Dr. Schüler an den Tisch kam, standen sie auf und stellten sich vor, eine Szene, die sich bei Dr. Waldmann wiederholte.
    „Wenn man nicht wüßte, daß sie Schnüffler sind, würde man sie für relativ normale Lehrkörper halten“, bemerkte Hans-Jürgen.
    Mücke gab einen Brummton von sich. „Gerichtsvollzieher sehen auch nicht aus wie Gerichtsvollzieher!“
    Die Ritter setzten sich auf ihre Plätze und gaben eine Durchsage von Ottokar weiter: „Nicht dauernd hinschauen! Die sehen wir noch oft genug.“
    Das heutige Essen hieß im Ritterjargon Schuhsohlen mit Nadel und Faden. Die Prüfer würden dazu wohl Rindfleisch mit Spaghetti und Karotten sagen. Beide aßen mit großem Appetit.
    „Wie heißen die Typen eigentlich?“ wollte Eugen wissen.
    „Spione haben keine Namen!“ belehrte ihn Ralph.
    „Stimmt nicht“, widersprach der kleine Herbert. „Die haben Decknamen oder Nummern.“
    „Und wie halten wir sie auseinander?“ fragte Beni . „Wir können doch nicht sagen: Vorsicht, der eine kommt!“
    „Das walte Paule! Es könnte ja der andere sein!“ witzelte Klaus.
    „Kein Problem!“ Hans-Jürgen spießte eine Karotte auf. „Geben wir ihnen Namen: Hansel und Gretel, Peter und Paul oder Dings und Bums…“
    „Und wenn beide kommen, sagen wir: Vorsicht, Dingsbums!“ schloß Eugen.
    Der Vorschlag wurde weitergegeben und bald herrschte Einigkeit: der Blonde hieß Peter Dings und der Dunkle Paul Bums. Als der Rex mit dem Silbernen Glöckchen die Schweigezeit einläutete und alle Gespräche verstummten, redeten Dings und Bums weiter. Dr. Waldmann mußte ihnen erklären, daß diese Ruhe der Sammlung diene. Es sei erstens nicht gesund, während des Essens dauernd zu reden, zweitens nehme man so die Ansage bewußter auf.
    Dings und Bums nickten verwundert, wie Touristen bei einer Führung und waren endlich still.
    Nachdem Ottokar den weiteren Tagesverlauf angesagt hatte, stand der Rex auf: „Wir begrüßen heute zwei Herren“, begann er. „Sie werden für einige Tage unsere Gäste sein. Doktor Hans Danner und Doktor Gert Heuberger wollen sich über unsere Schule informieren. Wir heißen sie herzlich willkommen auf Burg Schreckenstein!“
    Die Ritter lieferten die erwünschte Geräuschkulisse. Sie trampelten verhalten.
    „Klingt wie dumpfer Trommelwirbel vor der Hinrichtung!“ flüsterte Andi.
    Die beiden Gäste, die sich bei Nennung ihrer Namen erhoben hatten, verbeugten sich beeindruckt vor der Ritterschaft

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