Schnüffler auf Burg Schreckenstein
Schnüffler kommen – wir machen weiter. Keine Sondervorstellung!“ sagte er allen.
Und richtig. Alsbald tauchten Dings und Bums beim Sportschuppen auf. Die Ritter taten, als hätten sie sie nicht bemerkt. Sie übten ohne jeden Seitenblick.
Dings und Bums kamen näher und mimten sportliches Interesse. Nachdem sie sich überall umgesehen hatten, traten sie an den Kugelstoßring, wo Dampfwalze und Stephan Probestöße in Nähe der Traumgrenze zeigten. Zuerst versuchten sie sich mit primitivem Lob einzuschmeicheln, sagten „Donnerwetter!“ oder „Technisch perfekt!“
Rolle kam dazu und kritisierte genau das, was sie gelobt hatten. Dann überraschte er mit einem Einfall, den ihm kein Ritter zugetraut hätte: Um die Gäste aus sich herauszulocken, bat er sie, sich ruhig laut zu unterhalten, auch mit den Athleten zu reden, sie zu kritisieren. Das sei hilfreich, um die Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Beim Wettkampf müsse man ja auch mit Fremdeinflüssen rechnen.
„Vorsicht!“ raunte er Dampfwalze und Stephan zu. „Gleich werden sie ihre Taktik verraten!“
Genauso kam es.
Dampfwalze gab bei jedem Stoß einen Laut von sich, als wolle er die Kugel mit Schallwellen noch ein paar Zentimeter weiter befördern.
Diese geräuschvolle Eigenart deuteten die Prüfer offenbar als Schwäche und nahmen sich den Muskelprotz vor. Mit negativen Bemerkungen, wie beispielsweise, er habe mehr Kraft in der Stimme als im Arm, versuchten sie ihn zu irritieren und konnten sich dabei auf Rolle berufen.
Während Stephan ungeschoren blieb, als sei er überhaupt nicht interessant, ging Dings dazu über, Dampfwalze aufzuhetzen.
„Los! Du kannst noch weiter! Zeig’s ihm!“
Bums ging zur Traumgrenzenmarke und versuchte Strehlau , der mit dem Bandmaß die Weiten nahm, unsicher zu machen. „Hier war nicht der Einschlag! Viel weiter vorn. Ich glaub, du mogelst.“
„Das glaub ich nicht“, antwortete der Musterschüler höflich, „aber Sie können gern übernehmen.“ Er legte das Bandmaß auf den Boden, trabte zum Hochsprung und überquerte mit fünfzig Meter Anlauf einen Meter zwanzig. Bums übernahm das Bandmaß und gab falsche Weiten bekannt.
Bei Stephan zuviel, bei Dampfwalze zuwenig. Aber die beiden ließen sich nicht provozieren.
„Sie brauchen sich nicht zu bemühen“, sagte Stephan freundlich. „Danke schön. Wir kennen unsere Weiten und trainieren nur Technik.“
Und sie stießen nur noch halb so weit, bis die Prüfer sich verzogen.
Unter dem Dutzend Ritter, das sich auf der Aschenbahn tummelte, fielen vier durch scharfes Tempo auf. Klaus, Beni , Pummel und Eugen liefen an der Leistungsgrenze. Für Dings und Bums ein, wie sie glaubten, gefundenes Fressen.
Sie stellten sich beim Ziel auf, zeigten den Vorbeilaufenden gestenreich, daß sie mitstoppten und gaben beim nächsten Durchlauf eine viel zu hohe Rundenzeit bekannt.
Auf der Gegengeraden verständigten sich die vier bei angeblichen Überholmanövern, so daß es nicht auffiel. Hintereinander nahmen sie in noch schärferem Tempo die Zielkurve, auf der Geraden sah es aus, als kämpften sie auf Biegen und Brechen. Doch dreißig Meter vor dem Ziel, wo Dings und Bums sie weit vorgebeugt erwarteten, hörten sie auf zu laufen, blieben stehen und begannen mit Atemübungen und Rumpfbeugen. „Hihi!“ feixte Klaus. „Von wegen uns zum Herzinfarkt treiben. Jetzt könnt ihr stoppen bis ihr schwarz werdet.“
In Zielnähe stand auch Mücke. Er hatte die Szene beobachtet und grinste, als er Dings motzen hörte.
Bums schaute zu ihm herüber und fragte: „Was soll das? Warum laufen die nicht durch?“
Punkte sammeln! dachte Mücke. Seine Antwort war eines Chefredakteurs würdig. „Die werden genug haben. Wir gehen eigentlich nie zu weit. Das überlassen wir anderen.“
Die Prüfer staunten nicht schlecht. Sie taten aber so, als sei ausschließlich von Sport die Rede.
In diesem Augenblick kam der Rex. „Na, meine Herren, was sagen Sie zu unserer Sportanlage?“
„Sehr schön“, lobte Dings unfroh.
„Zu schön!“ tadelte Bums. „Die Jungen strengen sich viel zu sehr an.“
„Das hab ich noch nie gehört.“ Der Rex lächelte. „Unser Leistungsstandard ist allerdings sehr hoch…“
„Möglich“, unterbrach ihn Bums. „Wir haben nur eben vier Läufer gesehen, die sich so verausgabt hatten, daß sie nicht einmal mehr bis zum Ziel kamen.“
Das kann der Rex nicht durchlassen! dachte Mücke, zu dem sich Hans-Jürgen gesellt hatte. Unter Armkreisen
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