Schnüffler auf Burg Schreckenstein
jede Nacht, um uns vor Streichen und anderen Überraschungen zu schützen. Es soll ruhig bleiben, damit Sie nicht behaupten können, wir hätten zuwenig Schlaf. Sie sollen uns doch prüfen, und wir wollen unsere Schule so wie sie ist erhalten. Das ist die Wahrheit.“
Sonja, Stephan und Waldmann hielten den Atem an; die Stille lastete bleiern.
Dings war so perplex, daß er nur millimeterweit nickte. Er wollte sagen, wie sehr ihn die Aufrichtigkeit freue, aber sein Berufsmißtrauen hinderte ihn. Schließlich räusperte er seine Kehle frei und stand auf. „Tja, dann wissen wir jetzt, woran wir miteinander sind. Entschuldigen Sie mich bitte!“ Die Tür schnappte zu, ratlos sahen die vier einander an, dann zunehmend heiter, bis Sonja schließlich herausplatzte: „Mit Ehrlichkeit ist der noch nie überfallen worden!“
Sie lachten erst einmal die Spannung weg. Ottokar und Stephan stopften Kuchen nach.
„Respekt!“ lobte Dr. Waldmann. „Ich hab sehr befürchtet, du würdest ihm Sonjas Schönheit auftischen. Damit hättest du ihn dir zum Feind gemacht. Wahrscheinlich uns allen! Aber du warst ausnahmsweise klüger, als ich dachte. Das Gesicht des andern wahren –, das ist wahre Diplomatie!“
Stephan rechnete noch, oder schon wieder: „Dann weiß er jetzt, daß wir wegen ihrer Schnüffelei zu wenig Schlaf haben…“
Ottokar winkte ab. „Jetzt geht er sich mit Bums besprechen. Den hat Hans-Jürgen schon k.o . gequatscht.“
Sonja lachte. „Sozusagen euer erster Wort-Streich!“
Stephan rechnete weiter: „Wenn die Mädchen erfahren, daß wir alles bewachen…“
„Ihr habt mich rausgehalten, ich halte euch raus!“ unterbrach ihn Sonja.
„Genuß der Fairneß !“ fuhr Dr. Waldmann dazwischen. „ Eßt endlich auf! In zehn Minuten ist Arbeitsstunde.“
Ohne sich zu verabreden, schwiegen die beiden über das Wortgefecht mit Dings. Später im Ritterrat würden sie berichten.
Als die Ritterschaft zum Abendessen in den Eßsaal kam, war Sonja noch immer da. Sie habe Grüße von Beatrix und Sophie zu bestellen vergessen, außerdem ihren freien Nachmittag, behauptete sie.
Stephan und Ottokar ahnten den wahren Grund. „Find ich prima von ihr!“ meinte der Schulkapitän und schaute zum Lehrertisch hinüber, wo Dings und Schießbude sich beeilten, die Plätze neben ihr zu ergattern, was ihnen auch gelang.
Stephan grinste. „Wir sagen jedenfalls nichts. Die werden staunen! Nicht nur Peter und Paul.“
Das trojanische Auto
Wie gewöhnlich hatte Mauersäge allein zu Abend gegessen.
Hund Harro lag auf seinem Sessel und schniefte. Die Luft im Raum war schlecht, weil der offene Kamin nicht richtig zog, eine Eigenschaft, die er mit der Nase des Burgherrn gemeinsam hatte. Der kämpfte bei sich selbst mit einer Prise Schnupftabak dagegen an, für das Kaminfeuer öffnete er ein Fenster. Ferne Musik drang herein. Eine Band spielte Dixieland, den Mauersäge aus seiner Jugend schätzte.
Aha! dachte er scharfsinnig. Daß der Dickere der beiden Schnüffler auch auf diesem Gebiet ein versierter Pianist sei, hatte sich schon bis zu ihm herumgesprochen. Die weibliche Stimme jedoch, die dazu sang, machte ihn neugierig. Wer mochte das sein? Nun, das würde sich beim abendlichen Gassigang mit Harro feststellen lassen.
Vorbei an den Gemälden und Geweihen im Flur, darunter der riesige Elch, begab sich das sechsbeinige Duo hinaus in den matt beleuchteten Sternenhof.
Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, sofort loszurennen, um im Prinzengarten anregende Düfte zu erschnuppern, umschlich Harro den Lastwagen in der Ecke und knurrte ausdauernd. Der Burgherr verstand die Aufforderung. Er sah nach. Das Führerhaus war abgeschlossen, hinten jedoch stand ein Türflügel zwar angelehnt, aber offen.
Mauersäge streckte den Kopf hinein. „Hallo… ks. Ist da jemand?“
Eine Antwort konnte er nicht bekommen, denn er sah nur Dachrinnen, Rohre, Winkel, unbearbeitete Blechplatten, Leitern und eine Werkbank.
Wahrscheinlich hatten die Ritter aufgesperrt, die zur Zeit alles kontrollierten. Harro wurde getätschelt und verschwand im Durchgang. Mauersäge folgte ihm. Jetzt hörte er die Musik laut. Sie kam aus dem Wohnzimmer. Er ging am Westflügel entlang bis zum Durchgang der Schule. Nirgendwo bemerkte er einen Wachposten.
Harro tat, was er sollte. Am Fuß der Freitreppe im Burghof hatte er seinen Herrn wieder eingeholt.
Beim Eintritt in den Nordflügel wurde die Musik noch einmal deutlich lauter. Der Burgherr wollte die große Treppe
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