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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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keine Ahnung vom Ausmaß der Katastrophe gehabt. »All diese Toten«, murmelte er. »Meine Schuld, alles ist nur meine Schuld.«
    Giordino schaute ihn verständnislos an. »Auf jeden Toten kommen zehntausend Menschen, die Ihnen das Leben verdanken.«
    »Dennoch…«, sagte Sandecker ernst, ohne den Satz zu Ende zu bringen.
    Giordino überflog ein Rettungsschiff, das bereits in der Lagune vor Anker gegangen war. Langsam nahm er Gas weg und bereitete sich zur Landung vor, sobald er eine freie Fläche entdeckt hatte, die von australischen Pionieren, die als erste im Katastrophengebiet eingetroffen und mit dem Fallschirm abgesprungen waren, geräumt worden war. Der Rotor wirbelte gewaltige Aschewolken auf, die Giordino die Sicht raubten. Er hielt den Hubschrauber in der Schwebe, betätigte gleichzeitig Blattverstellhebel, Steuerknüppel und Gasregler und tastete sich blind zum Boden vor. Mit einem harten Stoß setzte der Augusta auf. Giordino holte tief Luft und seufzte, als die Rotorblätter ausliefen.
    Kaum hatte sich die Aschewolke gelegt, als ein von Kopf bis Fuß eingestaubter Major der australischen Armee mitsamt einem Adjutanten angerannt kam und die Einstiegsluke aufriß.
    Sandecker kletterte gerade nach hinten, als er sich in den Frachtraum beugte. »Major O’Toole«, stellte er sich mit einem breiten Grinsen vor. »Schön, Sie zu sehen, Sie sind das erste Hilfsflugzeug, das hier landet.«
    »Wir erfüllen einen doppelten Auftrag, Major«, sagte Sandecker.
    »Zum einen transportieren wir Hilfsgüter, und zum anderen suchen wir einen Freund, der zuletzt auf Arthur Dorsetts Jacht gesehen wurde.«
    O’Toole zuckte die Achseln. »Vermutlich gesunken. Wird wochenlang dauern, bis die Lagune durch die Flut wieder so weit gereinigt ist, daß man unter Wasser danach suchen kann.«
    »Wir hoffen, daß das Boot die offene See erreicht hat.«
    »Ihr Freund hat sich nicht bei Ihnen gemeldet?«
    Sandecker schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, aber meiner Meinung nach besteht kaum eine Aussicht, daß er davongekommen ist.«
    »Mir tut’s auch leid.« Sandecker starrte auf einen unbestimmten Punkt in weiter Ferne und schien den an der Luke stehenden Offizier nicht mehr wahrzunehmen. Dann riß er sich zusammen. »Können wir Ihnen beim Entladen der Maschine zur Hand gehen?«
    »Wir sind für jede Unterstützung dankbar. Der Großteil meiner Männer ist unterwegs und kämmt die Gegend nach Überlebenden ab.«
    Mit der tatkräftigen Hilfe eines von O’Tooles Offizieren wurden die Kisten mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten aus dem Frachtraum geladen und ein kleines Stück vom Hubschrauber entfernt aufgestapelt. Sprachlos vor Trauer und bedrückt ob ihres Mißerfolgs stiegen Giordino und Sandecker wieder in den Helikopter und bereiteten sich zum Rückflug nach Hobart vor.
    Die Rotorblätter drehten sich bereits wieder, als O’Toole angerannt kam und aufgeregt mit beiden Armen wedelte.
    Giordino öffnete das Fenster auf seiner Seite und beugte sich hinaus.
    »Ich dachte, das sollten Sie wissen!« schrie ihm O’Toole durch den Motorenlärm zu. »Mein Funkoffizier hat soeben eine Meldung von einem Rettungsschiff empfangen. Etwa vierundzwanzig Kilometer nordwestlich der Insel wurde ein im Meer treibendes Bootswrack gesichtet.«
    Giordinos Gesicht hellte sich sofort auf. »Haben sie haltgemacht und nachgesehen, ob es Überlebende gibt?«
    »Nein. Das Boot war schwer beschädigt und wirkte verlassen.
    Der Kapitän ging ganz zu Recht davon aus, daß er zunächst die Insel anlaufen und das Ärzteteam absetzen müsse, das er an Bord hat.«
    »Vielen Dank, Major.« Giordino wandte sich an Sandecker.
    »Haben Sie das gehört?«
    »Ich hab’s gehört«, versetzte Sandecker ungeduldig. »Bringen Sie die Kiste in die Luft.«
    Giordino ließ sich das nicht zweimal sagen. Keine zehn Minuten nach dem Start entdeckten sie die Jacht, die fast genau an der vom Kapitän des Rettungsschiffes durchgegebenen Position antriebslos in der Dünung rollte. Sie lag tief im Wasser und hatte etwa zehn Grad Schlagseite nach Backbord. Von oben sah es aus, als wären sämtliche Aufbauten von einem riesigen Besen weggefegt worden.
    Der einstmals so elegante, saphirblaue Rumpf war schwarz und versengt, und eine dicke, graue Ascheschicht lag auf den Decks.
    Man sah ihr an, durch welche Hölle sie gegangen war.
    »Die Hubschrauberplattform scheint in Ordnung zu sein«, bemerkte Sandecker.
    Giordino flog von achtern an und zog die Maschine flach herunter.

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