Schön und ungezähmt
nickte knapp und stimmte widerwillig zu.
Damien lehnte sich in den Polstern zurück. Sein Blick ruhte auf ihm. »Kannst du es ertragen, sie zu verletzen? Denn, vertrau mir, wenn du sie nach diesem Kuss verlässt, wirst du das tun.«
Enttäuschung wallte in Robert auf. Er stieß hervor: »Ich habe nicht vor, irgendwem wehzutun.«
Sanft erwiderte sein Bruder: »Gut. Dann tu es auch nicht.«
Die Stille war drückend. Rebecca betrachtete die griechische Urne, die auf dem Tisch vor ihr stand, mit erzwungener Konzentration, während ihre Handflächen feucht wurden. Der Blick ihrer Mutter war stählern und berechnend.
Schließlich durchbrach Lady Marston die angespannte Stille. Abgehackt fragte sie: »Darf ich erfahren, was um alles in der Welt das gerade war?«
Rebecca hob ihren Blick und betrachtete das starre Gesicht ihrer Mutter. »Was meinst du?«
»Ich kann es selbst nicht glauben, aber ich denke, Robert Northfield hat um deinetwillen vorgesprochen. Soweit ich weiß, hat er dir diese herrlichen Tulpen geschickt, die ein Vermögen gekostet haben, denn wo um alles in der Welt bekommt man zu dieser Jahreszeit Tulpen her?«
Tatsächlich hegte Rebecca die Vermutung, dass Damien derjenige war, der die Blumen geschickt hatte. Es war genau die Art Geste, die dem rätselhaften Northfield-Bruder ähnlich sah. Ihre
Vermutung ruhte nicht auf den schönen Blumen, sondern eher auf der kryptischen Karte, die mit dem allgemeingültigen Nachnamen unterzeichnet worden war. Das schien eher etwas, das Damien tun würde. Robert hätte seinen eigenen Namen darauf geschrieben. »Das bezweifle ich sehr«, konnte sie daher mit Überzeugung erwidern.
»Er kam, um dich zu sehen.«
»Er kam mit Lord Damien. Sie sind nur kurz vorbeigekommen, auf dem Weg zu einer anderen Verabredung, wenn du dich erinnerst.«
»Rebecca, ich bin deine Mutter .«
An diese Tatsache musste sie nun wirklich nicht erinnert werden. »Ich wusste nicht, dass das zur Debatte steht«, erwiderte sie unklugerweise. Es war kaum angebracht, in Sarkasmus zu verfallen.
Aufrecht und die Hände im Schoß gefaltet, starrte ihre Mutter sie quer durch den Raum an. »Ich habe hier gesessen und gesehen, wie er dich anschaute. Mehr noch, ich habe gesehen, wie du ihn angeschaut hast.«
Nun, vielleicht war es das Beste, wenn Rebecca ihr endlich die Wahrheit sagen konnte. »Ich sehe ihn bereits seit einiger Zeit so an«, sagte sie ruhig.
Es kam nicht oft vor, dass ihre Mutter sprachlos war.
Rebecca fuhr in sachlichem Tonfall fort. »Nicht, dass er mich bis vor Kurzem bemerkt hätte. Ich hätte für ihn unsichtbar sein können. Was du auch über ihn gehört hast, ich bin sicher, du wirst mir darin zustimmen, dass er junge Frauen wie mich meidet, die das von ihm gefürchtete Etikett heiratsfähig tragen. Er ist an einer langfristigen Bindung nicht interessiert.«
Aber sein Auftauchen heute Nachmittag bedeutete vielleicht,
dass bei ihm ein Umdenken stattfand. Ihre Hände waren jedenfalls feucht, und sie war errötet. Robert Northfield war hergekommen und hatte in ihrem Salon gesessen. Er war nicht in der Lage gewesen, seine liebenswürdige Lässigkeit aufrechtzuerhalten. Das war doch bestimmt ein Fortschritt?
»Wann hättest du denn mit ihm so ein privates Gespräch führen können?« Die Finger ihrer Mutter legten sich theatralisch an ihren Hals. »Ich wusste, ich hätte dir nie erlauben dürfen, mit ihm nach draußen zu gehen, auch nicht für so kurze Zeit.«
Rebecca gedachte nicht, sich zu erklären. »Sag mir eins«, sagte sie. »Warum ist Lord Damien in jedem Sinne genehm als Ehemann? Und Robert nicht? Sie sind beide jüngere Brüder des Duke, beide verfügen über ein ansehnliches Erbe, beide sind attraktiv und wohlerzogen, beide …«
»Nur einer von beiden ist ein Lebemann, der Frauen nachstellt«, unterbrach ihre Mutter sie mit erstickter Stimme. »Willst du mir allen Ernstes sagen, du wünschst, dass wir Robert Northfield erlauben, um dich zu werben?«
»Du brauchst seinen Namen nicht so auszusprechen, als wäre er ein Fluch«, murmelte Rebecca. Sie musste den hysterischen Drang niederkämpfen, laut zu lachen, weil ihre Mutter sie so ungläubig anstarrte. »Und da du die Frage nun mal aufwirfst, würde ich mir wünschen, dass du es nicht nur erlaubst, sondern ihn auch dazu ermutigst. Obwohl ich bezweifle, dass es je so weit kommen wird.«
»Ihn ermutigen? Er ist …«
Rebecca hob ihre Brauen und wartete geduldig, während ihre Mutter offenbar um die
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