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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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nicht. Er wusste natürlich von ihrem Besuch. Er kannte
jede ihrer Bewegungen bis ins kleinste Detail. Zum Beispiel hatte man ihn informiert, dass ein Gentleman ohne Begleitung zwanzig Minuten nach Brianna das Stadthaus von Arabella Smythe betreten hatte. Er wusste, dass die Vorhänge im vorderen Salon geschlossen worden waren. Und er wusste, dass der Gentleman über eine Stunde geblieben war, und danach hatten er und Brianna kurz hintereinander das Gebäude verlassen. Hudson wusste noch nichts über die Identität dieses mysteriösen Gentleman, aber er stellte bereits Nachforschungen an. Die Beschreibung war ein wenig vage, weil Hudsons Mann seinen Beobachtungsposten auf der anderen Straßenseite eingenommen hatte, aber im Bericht stand, der Fremde habe sich bewegt wie ein junger Mann.
    Arabella war seit Jahren Briannas Freundin. War es möglich, dass Arabella einen geheimen Treffpunkt für seine Frau unterhielt, wo sie ihren Liebhaber treffen konnte? Colton grübelte über diesen Zwischenfall mit zunehmender innerer Qual nach, von der er hoffte, sie zeichne sich nicht in seiner Miene ab.
    Er konnte bloß ein Stückchen Lammbraten vom Teller aufspießen, kauen und schlucken. Es war perfekt zubereitet, aber es schmeckte wie Sägemehl. Er spülte den Bissen mit einem Schluck Wein herunter. »Ich verstehe«, murmelte er. »Wie geht es der Countess?«
    »Gut.«
    Wieder eine einsilbige Antwort? Er wartete, dass sie weitersprach, aber stattdessen nahm sie ein Stück Kartoffel mit der Gabel auf. Wenn er sie fragte, ob Arabella bei ihrer Ankunft in Gesellschaft gewesen sei, würde er zu misstrauisch klingen. Woher sollte er davon wissen, wenn es ihm nicht jemand erzählt hatte? Es quälte ihn, zum Schweigen verdammt zu sein.

    Wann zum Teufel würde sie ihm endlich sagen, dass sie in anderen Umständen war?
    Er legte seine Gabel beiseite, weil er nicht länger wenigstens so tun konnte, als wollte er etwas essen.
    Vielleicht sollte er sie einfach fragen. Vielleicht sollte er außerdem fragen, warum sie sich seit Kurzem in seiner Gegenwart offensichtlich unwohl fühlte.
    »Ich möchte gern meine Mutter und meinen Vater besuchen. Ich glaube, ich werde morgen abreisen.« Seine Frau sprach so leise, dass er die Worte fast nicht verstand. Im Kerzenlicht warfen ihre langen Wimpern Schatten auf ihre perfekt geformten Wangenknochen.
    »Nein.« Das autokratische Verbot brach hervor, ehe er es verhindern konnte.
    Offensichtlich überrascht starrte Brianna ihn an. »Ich … entschuldige bitte?«
    Er musste sie in seiner Nähe haben, nur für den Fall, dass er recht hatte. Was war, wenn ihr Liebhaber jemand war, den sie schon vor ihrer Hochzeit gekannt hatte? Mit dem sie sich jetzt, nachdem sie ihrem Mann ihre Jungfräulichkeit geschenkt hatte und der Betrug nicht mehr entdeckt werden konnte, ungehindert in eine leidenschaftliche Affäre stürzen wollte? Was war, wenn er ein Freund ihrer Familie war, vielleicht ein Nachbar, und wenn sie ihm zuerst von dem Kind erzählen wollte?
    Er quälte sich mit einem Dutzend verschiedener Horrorszenarien. Eine unbarmherzige, grausame Stimme in seinem Kopf erinnerte ihn daran, dass irgendwer sie darin unterwiesen haben musste, wie sie ihn im Bett schier verrückt machen konnte. Colton war es nicht. Wer dann?
    Wenn man ihn zwang, die Situation mit berechnender Logik
zu betrachten, konnte er zu keinem anderen Schluss kommen, außer dass sie einen anderen Liebhaber hatte. Es bestand kaum Zweifel, dass Brianna genau wusste, was sie tat.
    Nun, er hatte es bereits ausgesprochen, dann konnte er auch genauso gut seinen Standpunkt deutlich machen. »Nein, ich gebe dir nicht die Erlaubnis.«
    »Er… Erlaubnis?«, brachte sie mühsam hervor. Ihre Leinenserviette glitt ihr aus der Hand und fiel zu Boden.
    »Du brauchst meine Erlaubnis. Und ich gebe sie dir nicht.« Er betonte jedes einzelne Wort.
    Er war kleinlich und verhielt sich wie ein Tyrann, aber das war ihm egal. Schlafmangel und widerspenstige Zweifel waren einer gewissen Zivilisiertheit nicht gerade zuträglich.
    »Colton«, flüsterte sie erschüttert. »Warum wünschst du nicht, dass ich meine Eltern besuche?«
    »Ich werde dich dorthin begleiten, wenn ich die Zeit dafür habe.«
    »Zeit? Du? Oh Gott, wann soll das sein? Sie leben in Devon, das ist jeweils eine mehrtägige Reise. Ich musste dich ja schon zwingen, nach Rolthven mitzukommen, und das ist von London aus bequem zu erreichen.«
    »Lästert Gott nicht in meiner Gegenwart, Madam.« Jetzt war

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