Schön und ungezähmt
es an der Zeit war, sie entweder zu einer Schule zu schicken oder sie mit einem Mann zu verheiraten, dem die Eltern die Verantwortung übertrugen.
Sie hatte sich einfach nicht vorstellen können, dass Colton so reagieren würde. Besonders jetzt nicht, da ihr Verdacht bestätigt und die Schwangerschaft real war. Die Vorstellung, er könne ihre Freude nicht teilen, war zutiefst beunruhigend. Und weil er in so merkwürdiger Stimmung war, zögerte sie, ihm davon zu erzählen. Aus genau diesem Grund hatte sie Arabella gebeten, einen diskreten Termin mit einem Arzt in ihrem Stadthaus zu arrangieren, statt ihren eigenen Doktor zu rufen.Wenn sie nicht schwanger war, warum sollte sie dann noch mehr Spannungen zwischen ihnen fördern? Aber der Arzt hatte ihre Vermutung bestätigt, und sie würde es ihrem Mann bald erzählen müssen.
Er betrachtete sie ohne sichtbare Emotionen. »Ich habe nicht gesagt, du hättest etwas falsch gemacht. Es sind deine Worte, nicht meine.«
Fassungslos blickte sie ihn an.
Es klang vielleicht kindisch, aber Brianna wollte zu ihrer Mutter. Es konnte sein, dass sie ihre Tochter nicht allzu gut darauf
vorbereitet hatte, was in der Hochzeitsnacht auf sie zukam. Aber ihre Mutter liebte Kinder, und sie wäre erfreut, wenn sie die Neuigkeit erfuhr. Brianna brauchte das. Sie brauchte das Gespräch mit jemandem, der wusste, wie sich die Dinge bis zur Geburt entwickeln würden. Jemand, der ihr Glück teilen würde, jemand, der sie gleichermaßen beraten und verhätscheln konnte. Rebecca und Arabella waren wunderbare Freundinnen, aber sie hatten keine Kinder und konnten ihr kaum helfen. Lea hatte ihr eine hastig hingekritzelte Nachricht geschickt, dass eines der Kinder krank sei, und sie erwarte, der ganze Haushalt werde bald krank darniederliegen. Lea wollte sich melden, sobald die Krankheit vorbei war, aber im Moment konnte Brianna nicht einmal mit ihrer Schwester reden. Devon klang himmlisch, zumindest, bis diese Wolke über ihrer Ehe sich verzogen hatte.
Colton hatte ihr bloß gerade verboten zu reisen. Schlimmer noch, er meinte es genau so. Sie war nicht sicher, ob sie je erlebt hatte, dass er in so arrogantem Tonfall mit ihr sprach.
Es war völlig untypisch für ihn. Er war um sie besorgt, er war großzügig und jederzeit ein Gentleman. Aber jetzt saß er ihr gegenüber, so weltgewandt und attraktiv in seinem Abendanzug, den er sogar zu Hause zum Dinner trug. Sein kastanienbraunes Haar glänzte im flackernden Kerzenschein, und seine schlanken Finger umspielten unaufhörlich den Stiel seines Weinglases. Er war ganz der diktatorische Ehemann.
Sie war verwirrter als je zuvor.
Die krampfhafte, nervöse Bewegung seiner eleganten Finger sagte ihr etwas. Dieses Ruhelose passte nicht zu seinem normalen Verhalten. Unwillkürlich stieß sie hervor: »Damien hat mir gesagt, ich werde vielleicht ein Kind bekommen. Und es stimmt.«
Die Augenbrauen ihres Mannes schossen hoch, und sein Blick wurde noch kälter. Frostig würde es treffen. »Was? Woher zum Teufel soll Damien das wissen?«
Das war ungeschickt, dachte sie. Innerlich verzog sie das Gesicht. Da Colton gerade das erste Mal überhaupt in ihrer Gegenwart geflucht hatte, schien er im Grunde ihrer Meinung zu sein. Brianna beruhigte sich. Sie versuchte, ihrer Stimme einen angemessenen Klang zu geben. »Er hat es vermutet, nachdem ich mich letztens fast auf seine Schuhe übergeben habe. Bitte sag mir nicht, es sei für dich eine Überraschung. Ich weiß, du hast meine Zofe befragt.«
Wieder legte sich ein Schweigen über dem Tisch, das den anderen hundert stillen Momenten glich, die an diesem Abend dicht aufeinanderfolgten. Gut gemacht, dachte sie bissig. Das Wort übergeben beim Dinner zu erwähnen, war bestimmt ein Fehltritt der schlimmsten Sorte.
So hatte sie es sich nicht vorgestellt, ihm davon zu erzählen.
»Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht schwanger bist.« Coltons Gesicht glich einer Granitstatue. »Darum habe ich ein paar Fragen gestellt, das stimmt.«
»Warum hast du nichts gesagt?« Ihre beschämende Unwissenheit wurmte sie, und es wäre ihr viel lieber gewesen, ihr Mann hätte sie gefragt, ob die Möglichkeit einer Schwangerschaft bestand. Und nicht ihr Schwager.
»Ich habe darauf gewartet, dass du mir davon erzählst.«
Etwas in ihr krümmte sich bei seinen scharfen Worten zusammen. Brianna kämpfte gegen die Tränen, die in ihren Augen brannten. »Du bist nicht glücklich darüber.«
»Red keinen Unsinn. Natürlich freue ich
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