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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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die Kralle gekriegt. Dann kriegen wir Sie wegen Steuerhinterziehung und Unterschlagung von Sozialversicherungsbeträgen dran. Dreschers Gegenleistung müsste dann übrigens auch noch geklärt werden. Oder das Geld kommt von anderer Seite, vom illegalen Waffenhandel oder dem Anschlag, mit dem Sie Ihre Schwester beauftragt hat. Wie man es auch dreht und wendet, es sieht nicht gut für Sie aus, gar nicht gut. Und wenn Sie kein Geständnis ablegen, wird das den Richtern gar nicht gefallen.«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür und Feinäugle rief Kupfer heraus. Lemgruber fing an, an seinen Fingernägeln herumzunagen, und wippte nervös mit den Knien. Als er Kupfer mit einem kleinen Karton hereinkommen sah, verlor er die Fassung und fuhr hoch, als wollte er weglaufen.
    »Bleiben Sie ruhig sitzen, Herr Lemgruber, hier kommen Sie nicht raus, das wissen Sie doch.«
    Kupfer stellte den Karton auf den Tisch und blieb dahinter stehen.
    »Können Sie sich denken, was ich hier mitgebracht habe?«
    Lemgruber schaute weg und antwortete nicht.
    »Dann machen wir das Päckchen halt einmal auf. Aber ganz vorsichtig, damit nicht doch noch etwas passiert.«
    Kupfer entnahm dem Karton einen durchsichtigen Beweismittelbeutel, der eine Handgranate enthielt.
    »Die war nicht sehr leicht zu finden«, plauderte Kupfer, anscheinend gut gelaunt. »Meine Kollegen waren kurz davor, einen Spürhund zu holen, da hat einer mit Ihrem großen Hammer den Boden der Montagegrube abgeklopft. Und den Hohlraum, den Sie ja kennen, den hat man deutlich gehört. Haben Sie eigentlich nie Angst gehabt, dass so ein Ding unter Ihnen losgeht, wenn Sie direkt daraufstehen? Mutig, mutig, oder soll ich leichtsinnig sagen? Egal, jedenfalls haben wir jetzt beide Handgranaten, die Ihnen Krajic geliefert hat. Und jetzt wäre es an der Zeit, dass Sie mir etwas erzählen.«
    »Ich lass mich von Ihnen nicht verarschen. Na gut, Sie haben die Granate gefunden. Aber sonst glaube ich Ihnen kein Wort. Meine Schwester ist in Amerika. Und die andere Granate, die habe ich übrigens verkauft. Von dieser Bastelei an einem Auto weiß ich nichts.«
    Ohne erkennbare Reaktion öffnete Kupfer in aller Ruhe einen Ordner und nahm eine Klarsichthülle heraus.
    »Schauen Sie, ein Flugticket, Stuttgart – Atlanta, ausgestellt auf den Namen Claudia Kreuzberger, und hier können Sie sehen, wer sich neuerdings so nennt. Das ist die Kopie von einem gefälschten Pass.«
    Mit dem letzten Satz reicht er ihm eine zweite Klarsichthülle.
    »Glauben Sie immer noch, dass ich Ihnen etwas vormache? Kommen Sie, Herr Lemgruber, machen Sie es kurz. Erzählen Sie mir doch, wie das Ding gelaufen ist. Ich fange schon mal mit der Geschichte an. Also: Sie sind ein fleißiger Mann. Sie haben sich eine kleine Werkstatt und einen schwunghaften Handel mit gebrauchten Ersatzteilen aufgebaut. An eine geregelte Arbeitszeit haben Sie nie gedacht, sondern wahrscheinlich immer weit mehr als fünfzig Stunden in der Woche gearbeitet. Bewundernswert, das muss man Ihnen lassen. Aber dann ging etwas schief, nämlich die Sache mit dem defekten Lenkgetriebe. Das war natürlich keine Absicht. Wie hätten Sie denn wissen sollen, dass ausgerechnet dieses Getriebe nicht mehr verkehrssicher war. Da steckt man doch nicht drin, oder? Und trotzdem kauft Ihnen wegen diesem Missgeschick in der Schrauberszene keiner mehr etwas ab. Ihr Ruf ist ruiniert, und deshalb sind Sie als Ersatzteilhändler am Ende. Nicht nur das. Es kommt auch kaum noch einer zu Ihnen, um sein Fahrzeug von Ihnen reparieren oder aufmotzen zu lassen. Also Ebbe in der Kasse und ein Stapel unbezahlter Rechnungen. Und da fiel Ihnen Ihre erfolgreiche Schwester ein, die Ihnen aushelfen könnte, und Sie haben Sie um Hilfe gebeten.«
    »Nein, habe ich nicht«, begehrte Lemgruber auf. »Sie ist zu mir gekommen. So war das. Glauben Sie ja nicht, dass ich betteln gegangen bin. Sie ist zu mir gekommen, das schwör ich Ihnen. Ich hatte doch gar keinen Kontakt mit ihr. Ich war Luft für sie. So jemand wie die denkt bloß an den kleinen Bruder, wenn sie ihn dringend braucht.«
    Er verstummte und schaute verbittert vor sich hin. Kupfer sah ihn fragend an und wartete.
    »Wann kam sie zu Ihnen?«, hakte er nach einer Weile nach.
    »Irgendwann im November. So genau weiß ich es nicht mehr.«
    »Und wie sah der Deal aus?«
    »Sie hat verlangt, dass ich das Auto von der Frau manipuliere, aber so, dass auch richtig was passiert.«
    »Hat sie dabei von einem tödlichen Unfall

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