Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
Vom Netzwerk:
Seebachs, ein kleiner privater Stellplatz und die Dunkelheit der Bäume. Er wagte sich nicht zu rühren. Ob sie ihn sehen konnte? Er wusste es nicht. Sie machte ein paar Schritte und war hinter der Silhouette des Waldhorns verschwunden.
    »Achtung. Ich glaube, sie kommt«, gab Schnaidt seinen Kollegen durch.
    Er legte seine Thermosflasche weg und saß gespannt da. Er verlor jedes Zeitgefühl und meinte schon, dass er nur eine Angestellte des Restaurants gesehen hätte, die dort nur kurz gestanden hatte, um Luft zu schnappen. Er hatte sie ja nicht kommen sehen. Und der Weg von dort zum Parkplatz, das waren doch höchstens hundertfünfzig Meter. Wo blieb sie also? Schnaidt biss auf seine Unterlippe und heftete seinen Blick auf den grauen Tunnel, durch den sie kommen musste. Und da erblickte er sie endlich. Eine mädchenhafte Gestalt schritt zielstrebig auf den Parkplatz zu. Ohne sich umzusehen, stieg sie in den weißen Golf, ließ den Motor an, schaltete das Licht ein und stieß zurück. Schnaidt ließ seine Scheinwerfer aufblitzen, sprang aus seinem Wagen und lief auf den Golf zu. Gleichzeitig sah er, wie Merz auf die Ausfahrt zufuhr und sein anderer Kollege mit einem VW-Bus die Ausfahrt blockierte. Der Golf blieb stehen. Schnaidt riss die Fahrertür auf und sagte: »Frau Schwenk, Sie sind verhaftet.«
    Kupfer hatte doch recht gehabt. Der Einsatz hatte keine zwei Stunden gedauert.

3
    Bernd Lemgruber hatte bisher jede Aussage verweigert. Nicht einmal einem Anwalt wollte er sich anvertrauen. Nach der Verhaftung seiner Halbschwester hoffte Kupfer, ihn zum Sprechen zu bringen, und ließ ihn ins Verhörzimmer bringen. Lemgruber grüßte nicht, gab sich verstockt und fläzte sich auf den Stuhl, ohne Kupfer anzuschauen. Kupfer nahm sich Zeit. Er setzte sich Lemgruber gegenüber und schaltete den Recorder ein. Dann lehnte er sich mit verschränkten Armen etwas zurück und musterte wortlos sein Gegenüber, indem er in Gedanken langsam auf hundert zählte. Schließlich räusperte er sich und sagte trocken: »Wir haben Ihre Schwester festgenommen.«
    Lemgruber versuchte, weiterhin den Unbeteiligten zu spielen, indem er wie gelangweilt auf die Wand starrte. Aber er hatte sich nicht ganz in der Hand. Seine Nasenflügel blähten sich und seine Backenmuskeln strafften die Gesichtshaut.
    »Ist schon interessant, was sie aussagt«, fügte Kupfer in einem Plauderton hinzu, als erzählte er zu Hause beim Abendbrot von seiner Arbeit. »Sehr aufschlussreich. Wir hätten nicht gedacht, dass sich alles so schnell aufdecken lässt.« Und dann gab er den väterlichen Freund. »Das Einzige, womit Sie sich noch helfen können, ist ein umfangreiches Geständnis. Dazu würde ich Ihnen schon raten.«
    Gereizt umklammerte Lemgruber mit beiden Händen die Tischkante, zog die Backen ein und biss darauf. Er blinzelte, sein Blick wurde unruhig.
    »Sie beide sehen Ihrem Vater ja wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich, zwei jüngere Variationen desselben Gesichts, eine männlich, eine weiblich.« Kupfer redete wie einer, der gerührt in einen Zwillingskinderwagen hineinschaut. Er machte eine lange Pause und ließ seinen Blick auf Lemgruber ruhen. Plötzlich beugte er sich vor und fragte mit ironischem Unterton: »Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man sich ohne Ausbildung gerade mal so über Wasser halten kann und eine so erfolgreiche Schwester hat?«
    »Halbschwester. Mit der hatte ich nie etwas zu tun«, knurrte Lemgruber.
    Der Knoten war gerissen. Lemgruber fing an zu reden.
    »Und trotzdem hat Sie Ihnen viel Geld gegeben. Dafür muss es doch eine Gegenleistung gegeben haben. Wissen Sie, so wie wir Ihre Halbschwester kennengelernt haben, ist sie nicht der Mensch, der sich aus schwesterlicher Liebe von vierzig- oder fünfzigtausend Euro trennt, nicht einmal dann, wenn ihr das Geld einfach so in den Schoß gefallen ist.«
    »Ich habe von ihr kein Geld bekommen.«
    »Aber Ihr Freund Drescher hat von Ihnen einen dicken Batzen gekriegt, obwohl Sie es in letzter Zeit wirklich nicht dicke hatten.«
    Mit diesen Worten legte Kupfer ein paar kopierte Bankauszüge auf den Tisch.
    »Schwarze Zahlen schreiben Sie schon lange nicht mehr. Sie wären doch ganz froh, wenn Sie endlich wieder einmal auf Null wären. Und da feststeht, dass Drescher von Ihnen einen großen Betrag erhalten hat, gibt es nicht viele Möglichkeiten, diesen plötzlichen Geldsegen zu erklären. Entweder haben Sie das Geld, das er von Ihnen bekommen hat, für Schwarzarbeit sozusagen bar auf

Weitere Kostenlose Bücher