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Schöne Bescherung

Schöne Bescherung

Titel: Schöne Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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seine Glückssträhne. Aber vergiss es. Irgendwie war es Plotek unangenehm, ständig zu gewinnen. Während andere gleichzeitig ständig verloren. Korbinian Stremmel zum Beispiel. Oder Silke Klein.
    Zuerst verschenkte Plotek einige Jetons an diejenigen, denen das Glück nicht so hold war. Korbinian Stremmel bedankte sich unterwürfigst und gewann jetzt mit den Chips von Plotek tatsächlich gelegentlich. Silke Klein gewann nicht. Egal mit welchen Jetons. Irgendwie schien sie darüber ziemlich sauer zu sein. Sie fluchte, schlug ab und an auf den Rouletttisch ein, bis der Croupier sie freundlich, aber bestimmt ermahnte. Bei ihr ging es weniger um die verlorene Summe – sie spielte immer nur mit geringem Einsatz. Sie konnte einfach nicht verlieren. Kita Kubella dagegen lachte jedes Mal, wenn die Kugel sich in Bewegung setzte, und klatschte, wenn Plotek gewann. Was Plotek noch unangenehmer war.
    Mehrmals wollte er schon mit dem Spiel aufhören, aber Silke Klein, Skolny, Kubella und sogar Korbinian Stremmel nötigten ihn weiterzumachen.
    »Die Kuh muss man melken, solange sie Milch gibt«, sagte Skolny und klopfte Plotek aufmunternd auf die Schulter.
    Kita Kubella lachte auch, wenn Plotek nicht gewann, und Silke Klein verzichtete, nachdem sie alles verloren hatte, darauf selbst weiter mitzuspielen. Hielt sich aber mit guten Ratschlägen nicht zurück.
    »Setzen Sie auf Rot!«, sagte sie.
    Plotek setzte auf Rot und gewann.
    »Auf die schwarze Acht!«
    Plotek setzte auf die Acht und gewann wieder.
    »Das gibt’s doch nicht, wenn ich auf Rot setze, verliere ich. Wenn Sie auf Rot setzen, gewinnen Sie. Das ist doch nicht gerecht!«
    »Glück hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun«, sagte Skolny.
    »W-w-w-omit d-d-d-dann?«, fragte Stremmel, der nach Skolnys Vergleich mit der Kuh plötzlich schlechte Laune hatte.
    »Keine Ahnung«, sagte Skolny. »Das kann Ihnen vermutlich nur ein Gewinner erklären.«
    Plotek zuckte mit den Schultern und steckte Stremmel erneut eine Hand voll Jetons zu, woraufhin sich dessen Miene kurzzeitig wieder aufhellte.
    Was man von der des Croupiers nicht behaupten konnte. Je mehr Plotek gewann, umso düsterer schaute der junge Mann mit den Spuren von zurückliegender Akne im Gesicht auf die sich drehende Kugel. Auch Skolnys und Silke Kleins Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Daran war aber diesmal keineswegs Ploteks Glück schuld, sondern der gerade im Casino auftauchende Eduard von Alten. Auf einmal stand er mit am Roulett-Tisch. Die von ihm umsorgten Damen der Reisegruppe hatte er offenbar bereits ins Bett gebracht.
    »Na, habe ich Ihnen zu viel versprochen?«, mischte sich von Alten sofort strahlend ins Gespräch ein. Er zeigte bewundernd auf den Jeton-Haufen, der vor Plotek lag. »Das Glück schlägt gnadenlos zu, nicht wahr.«
    »Sie auch«, zischte Silke Klein.
    »Menschen wie Sie können nur gewinnen«, sagte Herr von Alten und schaute lächelnd zu Silke Klein.
    »Menschen wie Sie nur nerven.«
    Ob Silke Klein jetzt ärgerlich war, weil sie schon die ganze Zeit über verloren hatte und hinter von Altens aufdringlichem Kompliment schadenfrohe Ironie vermutete, oder ob es allein von Altens Anwesenheit war, die sie fast die Fassung verlieren ließ, keine Ahnung. Vermutlich beides.
    »Herr von Alten, würde es Ihnen etwas ausmachen, woanders die Luft mit ihren Worten zu verunreinigen?«, sagte Skolny ärgerlich.
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten«, schoss von Alten jetzt ebenfalls aggressiv zurück.
    »Das sind meine Angelegenheiten!«, entgegnete Skolny und blies ihm den Rauch seiner Zigarette ins Gesicht.
    »Siebenundzwanzig!« Die Kugel blieb liegen.
    Kita Kubella klatschte – Plotek hatte wieder gewonnen. Dem Croupier schien Ploteks Glückssträhne immer unheimlicher zu werden. Jedes Mal schaute er unsicher und Hilfe suchend zu einem älteren Mann, der am Rande des Casinos stand – vermutlich sein Chef. Auch den übrigen Casino-Gästen blieb Ploteks Siegeszug nicht mehr verborgen. Das Außerordentliche, das Unglaubliche witternd, versammelten sie sich um den Tisch, an dem Plotek seine Chips in hohen Türmchen aufeinanderstapelte. Quasi, dabei sein ist alles. Oder, besser dem anderen beim Gewinnen zuschauen als selbst verlieren. An den anderen Tischen wurde es ruhig.
    Jetzt alles auf einen Schlag weg, dachte Plotek und merkte, dass ihm die endgültige Niederlage jetzt sogar lieber gewesen wäre als weiterhin zu gewinnen. Wieder bei Null landen, dachte er, zurück auf

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